Zeckenzeit – Präparate und Wirkungsweisen der Anti-Zeckenmittel für Hunde
WIE KÖNNEN WIR VORBEUGEN?
Nach jedem Spaziergang sollten wir sowohl uns als auch die Tiere sorgfältig nach Zecken und Flöhen absuchen. Sehr hilfreich hierbei ist ein feiner Kamm bzw. eine Bürste, um das Fell Strähne für Strähne durchzubürsten. Dies kann je nach Fellwuchs sehr zeitaufwendig sein. Ist der Hund geschoren, finden Sie Zecken sehr viel leichter.
Zusätzlich gibt es Abwehrmittel (Repellentien) auf chemischer oder pflanzlicher Basis. Zu den “klassischen”, also chemischen Abwehrmitteln gehören beim Tierarzt erhältliche Spot-on-Präparate (Tropfen, die im Nacken des Hundes aufgetragen werden) oder Halsbänder mit Wirkstoffen wie Permethrin, Deltamethrin, Imidaclopdrid sowie verwandten und weiteren Wirkstoffen und Kombinationen aus diesen. Die Wirkstoffe verteilen sich innerhalb von 24 Stunden über die fettreichen Hautschichten des Hundes auf der gesamten Körperoberfläche. Bei einem extrem abgemagerten Tier kann die Wirkstoffverteilung gestört sein.
Damit der Wirkstoff sich optimal verteilen kann, sollten Hunde nach dem Auftragen eines Spot-ons drei Tage lang nicht im Nacken berührt werden und dürfen in dieser Zeit nicht nass werden. Mit dem Wirkstoff imprägnierte Halsbänder müssen vor dem Schwimmen abgenommen werden, um einen Eintrag der Präparate in den Wasserkreislauf zu verhindern.
Flöhe und Zecken und bei einigen Präparaten auch Sand- und Stechmücken werden durch die Repellentien abgeschreckt, so dass die Wahrscheinlichkeit eines Parasitenbefalls stark reduziert wird. Kommt es doch zu einem Befall, so nehmen die Parasiten das Abwehrmittel bei Kontakt mit dem Fell oder der Haut auf und werden je nach Präparat sofort oder innerhalb von bis zu 48 Stunden abgetötet, so dass die Wahrscheinlichkeit der Übertragung von Krankheitserregern gering ist.
Einige der Repellentien sind für Hunde sehr gut verträglich, für Katzen aber hochgiftig, so dass für Hunde zugelassene Präparate keinesfalls bei Katzen eingesetzt werden dürfen. Leben Hund in Katze in einem Haushalt eng zusammen und kuscheln miteinander bzw. putzen sich sogar gegenseitig, so sollte vor Anwendung eines Spot-on-Präparats bzw. Halsbands die behandelnde Tierärzt:in um Rat gefragt werden.
Die pflanzlichen Abwehrmittel enthalten Öle oder Extrakte, die den Körpergeruch des Hundes verändern. Wir Menschen nehmen dies nicht wahr. Zecken und Flöhe werden hierdurch abgehalten, aber nicht getötet. Zu den bekanntesten pflanzlichen Abwehrmitteln gehören der Margosa-Extrakt aus dem Neembaum, Citronellaöl, Teebaumöl und Lavendelöl, die in unterschiedlichen Zusammensetzungen auf dem Markt vertrieben werden. Diese Präparate gibt es als Spot-on, Shampoo, Lösung oder Halsband. Achtung: Einige für Hunde gut verträgliche pflanzliche Repellentien sind für Katzen giftig, wie z.B. Teebaumöl.
Leider sind Präparate pflanzlichen Ursprungs nicht immer 100%ig wirksam, so dass man bei starkem Parasitendruck auf die chemischen Repellentien ausweichen muss.
Bei allen Repellentien – Spot-ons und Halsbändern – wird der Wirkstoff über die oberen Fettschichten der Haut über den ganzen Körper des Tieres verteilt. Die Aussage, dass keines dieser Produkte ins Blut Ihres Tieres übergeht, stimmt nicht. Allerdings kann ich Sie beruhigen: Es sind kleine Wirkstoffmengen, die im Blut nachweisbar sind und über die Leber und Niere ausgeschieden werden. Die Mengen sind so gering, dass laut Hersteller keinerlei Schädigungen zu erwarten sind.
Neben den repellierenden Präparaten gibt es seit einigen Jahren auch orale Medikamente zur Behandlung von Floh- und Zeckenbefall beim Hund. Diese Tabletten werden je nach Präparat alle 4 Wochen oder alle 3 Monate eingegeben. Enthaltene Wirkstoffe stammen aus der Gruppe der Isoxazoline (z.B. Fluralaner), werden nach der oralen Gabe systemisch im Organismus verteilt und erreichen die höchsten Konzentrationen im Fettgewebe. Flöhe und Zecken müssen Blut saugen, um den Wirkstoff aufzunehmen und sterben innerhalb von 8 (Flöhe) bis 12 Stunden (Zecken) nach Aufnahme der Blutmahlzeit.
Zudem gibt es eine Vielzahl von “Hausmittelchen” gegen Flöhe und Zecken, deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist, wie z.B. Kokos- und Schwarzkümmelöl. Auch Halsbändern mit Bernstein oder Keramikperlen mit Effektiven Mikroorganismen wird eine abschreckende Wirkung gegen Zecken nachgesagt; wissenschaftlich gesehen ist dies jedoch in keinster Weise haltbar. Von der Gabe von Knoblauch bzw. Knoblauchpräparaten als Zeckenschutz ist dringend abzuraten, da Knoblauch bei Hunden rote Blutkörperchen zerstört.
WELCHES PRÄPARAT IST NUN DAS BESTE?
Eine generelle Empfehlung ist schwierig, da sowohl die körperliche Verfassung Ihres Tieres (Allergien, Gewicht, Vorerkrankungen etc.) als auch die häusliche Umgebung (z.B. kleine Kinder im Haushalt) zu berücksichtigen sind. Ihre Tierärzt:in berät Sie gerne, welches Präparat am besten zu Ihrem Hund und Ihren Bedürfnissen passt.
Unsere Erfahrung ist, dass Zecken in den letzten Jahren bei immer gleichen medikamentösen Behandlung widerstandsfähiger geworden sind. Daher ist ein gelegentlicher Wechsel des Präparats empfehlenswert, sollten Sie keine Minderung des Zeckenbefalls feststellen. Aufgrund der steigenden Temperaturen und der damit teilweise auch im Winter aktiven Zecken und der wachsenden Zahl von durch Zeckenbisse ernsthaft erkrankten Hunde ist ein ganzjähriger lückenloser Zeckenschutz angeraten.
Als Nebenwirkung können u.a. Juckreiz, Hautausschlag und Fellverlust (Spot-on-Präparate, Halsbänder) bzw. Magen-Darm-Störungen (Tabletten) vorkommen. Normalerweise tritt dies selten auf, bei Tieren mit Allergien sind diese Nebenwirkungen allerdings häufiger zu beobachten. Trotz der Anwendung von Repellentien bzw. oralen Antiparasitika sollte eine visuelle Prüfung nach jedem Spaziergang nicht vergessen werden, da kein Antiparasitikum einen 100%igen Schutz bietet.
WAS TUN, WENN DOCH EINE ZECKE SAUGT/FESTSITZT?
Mittlerweile gibt es unterschiedliche Hilfsmittel, um eine Zecke mühelos zu entfernen. Je nach Belieben können Sie eine klassische Zeckenzange, eine Zeckenpinzette oder Zeckenkarte oder auch Ihre Finger verwenden. Dabei ist zu beachten, dass Sie den ganzen Körper inklusive Kopf und Beißwerkzeugen entfernen. Gelingt Ihnen das nicht, dann suchen Sie bitte Ihren Tierarzt auf. Bei dem Entfernen muss keine Drehrichtung berücksichtigt werden, die Zecke hat kein Gewinde. Am besten ziehen Sie die Zecke senkrecht nach oben ab. Benutzen Sie bitte keine Flüssigkeiten (Klebstoff, Nagellack, Öl, Desinfektionsmittel ect.), um die Zecke an der Haut abzutöten. Dadurch wird die Zecke gereizt, gibt Stoffe ins Blut ab und die Gefahr einer Infektionserkrankung steigt.
NACH EINEM BISS IST ZU BEACHTEN
Überprüfen Sie regelmäßig die Hautstellen, an denen die Parasiten saßen. Treten Rötungen und Schwellungen auf oder beobachten Sie Symptome wie Fieber, Appetitlosigkeit, Mattigkeit, Gelenkbeschwerden und dadurch bedingte Lahmheiten oder Verhaltensänderungen (Angst- und Aggressionsverhalten, Rückschritte im Training), gehen Sie bitte sofort zu Ihrem Tierarzt!
Dies kann ein Anzeichen für eine durch Zeckenbisse übertragene Infektionserkrankung sein. Diese können unbehandelt teilweise tödlich verlaufen.In vielen Fällen werden durch Zecken übertragene Infektionskrankheiten nicht sofort bemerkt, da sie auch symptomlos verlaufen oder lange nach der eigentlichen Infektion durch den Zeckenbiss ausbrechen können. Der Nachweis einer durch Zecken übertragenen Infektionserkrankung erfolgt über eine oder mehrere Blutuntersuchungen und ist häufig nicht trivial. Ihre Tierärzt:in wird im Verdachtsfall mit Ihnen besprechen, welche Untersuchungen und Behandlungen einzuleiten sind.
(Beitrag aktualisiert von Dr. med. vet. Dorothea Johnen, Juni 2022)
Ursprünglich verfasst von Apothekerin Susanne Kmeth.