Wortsignale im Hundealltag: Wie nehmen Hunde wahr, wann ein Wort für sie bestimmt ist?
Ab und zu habe ich in meinem Kopf ganz wilde Gedanken. Beim Nachdenken darüber beschleicht mich oft das Gefühl, die Gehirnwindungen verknoten sich. Und dann – ganz plötzlich – folgt ein wahnsinniges AHA-Erlebnis. Eines, von dem man meinen könnte, es sei völlig klar. Doch manchmal versteht man Dinge erst in der Tiefe, wenn man sie spürt.
So plaudere ich nun ein wenig aus meinem Nähkästchen.
Vor ein paar Wochen war ich mit meinem Mann und meinem Sohn im Skiurlaub. Mein Sohn durfte in die Skischule gehen. Seine gesamte Gruppe setzte sich aus Kindern zusammen, die Niederländisch sprachen. Die Skilehrerin sprach damit eigentlich fast ausschließlich im Kurs Niederländisch – nur mit Ben sprach sie Deutsch. Ben war das einzige deutschsprachige Kind.
Am zweiten Tag sagte mein Mann zu mir: “Ben hört aber schlecht auf die Skilehrerin.” Ja, da hatte er recht! Es stellte sich offenkundig tatsächlich so dar: Immer, wenn die Skilehrerin etwas zu Ben sagte, musste sie das Gesagte meistens nochmals wiederholen, bis Ben endlich reagierte. Das zog sich recht konsequent durch den gesamten Skikurs. Ich wunderte mich, weil die Skilehrerin wirklich deutlich mit Ben sprach.
Ich wollte natürlich wissen, was dahinter steckte. Also fragte ich Ben, weshalb er sich im Kurs immer so viel Zeit ließe, bis er auf die Skilehrerin reagierte. Tja…! und Ben konnte mir sehr genau erklären, was sich für ihn problematisch darstellte: “Mama,” sagte er, “die Skilehrerin spricht hauptsächlich Niederländisch. Das verstehe ich nicht. Und da höre ich auch nicht immer zu. Ich finde es voll schwer, immer aufzupassen, wenn sie etwas sagt, was für MICH wichtig ist!”
Was soll ich sagen, außer: “OH MANN. NA KLAR… DAS IST JA TOTAL LOGISCH.” Ständig herauszufiltern, ob etwas relevant ist oder doch nicht… Ja, das ist gar nicht so einfach und auch ganz schön anstrengend, oder?
WENN MAN SAGT, WAS MAN MEINT, IST ES DANN AUCH DAS, WAS DER ANDERE VERSTEHT?
Ich dachte einige Zeit darüber nach, obwohl das ja prinzipiell nichts Neues ist… Aber irgendwie fand ich das alles äußerst ernüchternd! Genau DAS erleben unsere Hunde doch auch. 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr… Ihr ganzes Leben lang. (Und nicht nur 4 Tage im Skiurlaub…) Ständig müssen sie aufpassen, welches unserer vielen Worte plötzlich relevant für sie ist. Ganz schön anstrengend.
Worte im Allgemeinen sind nicht wichtig für den Körpersprachler Hund. Und doch lernen sie Worte. Worte, denen wir eine Bedeutung geben. Worte, die sich für den Hund anhören, wie eine Fremdsprache. Denn es IST eine Fremdsprache für sie.
Da reden wir als Halter irgendwelche Sätze und auf einmal sagen wir – für den Hund aus heiterem Himmel – “SITZ”….. und erwarten meistens eine prompte Ausführung. (Anmerkung: In diesem Abschnitt stehen 25 Worte. EINS davon ist für den Hund relevant!)
Ich bin immer wieder ehrfürchtig, was unsere Hunde doch Tag für Tag leisten, oder?
6 PUNKTE, WIE SIE SICHERSTELLEN, DASS EIN WORTSIGNAL BEIM HUND ANKOMMT:
- Bringen Sie dem Hund seinen Namen (oder ein Aufmerksamkeits-Signal, z.B. “Schau”) bei.
- Nehmen Sie Blickkontakt zum Hund auf, bevor Sie das Signal aussprechen.
- Sprechen Sie deutlich seinen Namen (oder das Aufmerksamkeits-Signal) aus. Machen Sie danach eine kurze Pause von 1-2 Sekunden. Sagen Sie dann klar, laut genug (je nach Entfernung zum Hund und Intensität anderer Umweltgeräusche) und freundlich das Signal.
- Als körpersprachliche Experten kann es für Hunde im Lernprozess oder bei starker Ablenkung eine Unterstützung sein, wenn 1-2 Sekunden nach dem Wortsingal ein zuvor trainiertes Sichtzeichen gegeben wird.
- Loben Sie bei der richtigen Ausführung und belohnen Sie diese regelmäßig, damit es sich für den Hund weiterhin lohnt, Signale auszuführen.
- Verzichten Sie auf Strafe. Wenn Ihr Hund das Signal nicht ausgeführt hat, hat er mit Sicherheit einen guten Grund dafür, z.B.
- Wurde das Signal gut genug geübt – auch unter Ablenkung und in verschiedenen Situationen?
- Ist die Ausführung möglicherweise unangenehm (z.B. kalter oder nasser Boden, Schmerzen)?
- Ist die Ablenkung zu stark?
- Hat der Hund Angst in der Trainingssituation oder Umgebung?
- Verwechselt er das Signal mit einem anderen ähnlich klingendem Signal, z.B. Sitz und Platz?