Wie Alltagstraining das Beziehungskonto füllt
Wie ich meinem Hund praktische Tricks und hilfreiche Signale für den Alltag (Grundkommandos) beibringe, die nicht nur cool aussehen, sondern viele Alltagssituationen erleichtern? Im Grunde ganz einfach. Nicht falsch verstehen, wenn ich nachfolgend von „Trick“ spreche, dann von einem Trick bzw. einem nützlichen Verhalten, das auf ein Signal hin zuverlässig abrufbar ist, den mein Hund gern auch längere Zeit ausführt. Es geht also nicht darum, den Hund auszutricksen.
Nehmen wir mal das Beispiel „Maulkorb“. Klar, den könnte ich meinem Hund einfach aufziehen und dann müsste er damit klarkommen. Da ich aber immer wieder sehe, dass sich Hunde, die nicht an den Maulkorb gewöhnt sind, versuchen diesen wieder abzustreifen – und dadurch großen Stress oder Angst erfahren –, finde ich es äußerst wichtig den Hund nicht nur daran zu gewöhnen, sondern auch dafür zu sorgen, dass er den Maulkorb auch mal längere Zeit mit „Stolz“ trägt. Außerdem sollten sich alle Hundehalter von dem Standpunkt verabschieden, dass es das Problem des Hundes ist, denn das ist es nicht. Es liegt in Ihrer Verantwortung, Ihrem Hund stressige Situationen zu ersparen oder ihn darauf vorzubereiten. Und was bereitet besser aufs Leben vor, als das Leben zu spielen…?!
Die Einsatzgebiete der erlernten „Tricks“, Basiskompetenzen oder Grunderziehungssignale sind im Alltag äußerst zahlreich. Sei es für ärztliche Untersuchungen, speziell wenn zu erwarten ist, dass es weh tun wird, bis hin zum Bahnfahren oder Besuchssituationen, mit denen Ihr Hund ein Problem hat und Sie diese nicht vermeiden können.
Wie fängt man das also an?
Wie bekommen Sie die Hundenase in den Maulkorb hinein, ohne dass Ihr Hund das Vertrauen in Sie verliert, weil Sie übergriffig werden?
Zunächst einmal ist es wichtig, dass Ihr Hund Ihnen grundsätzlich vertraut. Der Vergleich mit dem Bankkonto lohnt sich, denn es verhält sich ähnlich. Wenn man ein Konto eröffnet, sprich, einen Hund anschafft, muss man erst einmal investieren. Sie als Hundehalter müssen zunächst etwas auf dieses Konto einzahlen, damit Sie etwas abheben können. Klar soweit, denn wo nichts ist, kann man auch nichts abheben.
Ist Ihr Konto gut gefüllt so vertraut Ihnen Ihr Hund und ist gern bereit mit Ihnen etwas zu unternehmen.
Hier setzen wir an. Und damit Sie möglichst wenig vom Konto abheben müssen, wenn es soweit ist, bringen Sie Ihrem Hund über einen gut geübten Trick, also ein bewusst, abrufbares Verhalten, das Tragen des Maulkorbs bei. Es gibt hierzu massenhaft Möglichkeiten immer und überall zu tricksen bzw. zu üben.
Man startet natürlich erstmal klein, nehme Sie ein Hütchen, eine kleine Pylone, einen Joghurtbecher oder ähnliches. Zu beachten gilt, die Nase Ihres Hundes muss natürlich da reinpassen und Ihr Hund sollte in positiver Stimmung sein. Durch Beobachtung meines Hundes weiß ich, dass er gern nach dem Frühstück und abends vor dem Schlafen gehen arbeitet. Nun gut, das sind nicht ganz meine Arbeitszeiten, aber wie so oft gilt, ich stelle mich auf meinen Hund ein.
Da es in diesem Beitrag nicht darum gehen soll, einen Maulkorb aufzutrainieren, spare ich mir die Schritt-für-Schritt-Anleitung und komme direkt zu dem Punkt, an dem Ihr Hund gern auf Signal seine Nase in Dinge reinsteckt.
Der Nutzen des Trainings
Mir geht es hier darum, zu erklären, dass es sich um einen Prozess handelt, bei dem Sie immer wieder Belohnungen und gemeinsame Zeit durch Kopfarbeit, als Guthaben auf das Konto „Hund“ einzahlen. Wenn es dann mal soweit ist, wird sich Ihr Hund leicht tun, sich den Maulkorb anziehen zu lassen und wenn er den Maulkorb dann in einer Situation angezogen bekommen muss in der er ggf. Schmerzen hat, wie im Falle meines Hundes, der sich gern mal im Spiel die Kralle ab- oder einreist, kostet Sie dies wesentlich weniger Guthaben, weil die Hälfte der Stresslast bei Ihrem Hund überhaupt kein Stress mehr ist. Sie müssen also im Umkehrschluss auch weniger leisten, um das „Beziehungskonto“ zu Ihrem Hund wieder auszugleichen.
Meines Erachtens nach verhält es sich dabei, wie mit allem im Leben. Gut vorbereitet ist halb gewonnen. Ohne Training stehen die Chancen auf das Siegertreppchen eher schlecht.
Die Botschaft ist also klar. Präventiv anwendbare „Tricks“ zu trainieren hilft nicht nur, das eventuell neue Frauchen im Park zu beeindrucken, sondern hilft Ihrem Hund, Ihnen und damit der Harmonie Ihrer Beziehung, auch in Zukunft keinen Schaden zu nehmen.
Ideen sinnvolle und praktische Übungen für das Alltagstraining
Um Ihnen ein paar Ideen zu geben, verrate ich Ihnen ein paar Tricks, die ich neben dem Maulkorb noch mit meinem Hund trainiere.
- „Stillhalten“ für Krallenpflege, Impfungen und Zeckenentfernung sowie Ohrenkontrolle. Gemeinhin als Medical Training bekannt.
- „In die Hand“ (Apportieren und in die Hand ausgeben) dient aktuell nur meiner eigenen Faulheit, aber wird interessant, wenn ich mir ein Bein oder sonst irgendwas breche und Dinge nicht aufheben kann.
- „Nase“ ist der klassische Handtouch (Hundenase berührt Hand), was auch dazu dient, dass der Hund schnell zu mir kommt und dass ich ihn aus potenziell gefährlichen Situationen herausholen bzw. genau positionieren kann ohne hektisch werden zu müssen.
- „Ablegen“ (einen Gegenstand ausgeben und auf den Boden fallen lassen), um meinem Hund nicht den Fang öffnen zu müssen.
- Das Signal „Nö Nö“ (Liegenlassen und weitergehen), wenn etwas herunter fällt was er nicht haben darf. Im Allgemeinen lernen Hund und Halter diese Signale und ihren Aufbau in Anti-Giftköder-Kursen.
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„Mitte“ (zwischen den geöffneten Beinen des Menschen positionieren) dient dem Hund als Signal zum Schutz suchen und das nicht irgendwo, sondern zwischen meinen Beinen. Tatsächlich brauchen wir dieses Signal häufiger, denn allzu gern werden andere Hunde oder Menschen übergriffig und mit diesem Signal bekomme ich die Möglichkeit meinen Hund gegenüber stürmischen Hunden oder überfreundlichen Menschen abzuschirmen oder ihm einfach einen sicheren Hafen zu bieten, wenn er mit Situationen überfordert sein sollte. Praktisch ist das Signal auch, wenn wenig Platz ist, z.B. an der Kasse im Ladengeschäft oder im Aufzug.
All diese Signale bieten meinem Hund und mir in schwierigen Alltagssituationen einen Nutzen, stärken unser Verhältnis, machen Spaß und sind gut fürs Köpfchen. Beim Training zahle ich regelmäßig auf mein Hundekonto ein und im Zweifelsfall spare ich mir Stress und eine riesige Abbuchung, die das Verhältnis zu meinem Hund ins Minus stürzt.
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass präventiv trainierte Verhalten nicht nur nützlich sein können, sondern das Training auch gegenseitiges Vertrauen fördert und damit das Beziehungskonto zu Ihrem Hund füllt. Vorausgesetzt Sie trainieren freundlich, fair und mit Freude. In diesem Sinne, viel Spaß beim Tricksen.
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