Training von Wellensittichen
CLICKERTRAINING MIT VÖGELN: DIE ERSTEN TRAININGSSCHRITTE
In diesem Bericht geht es um das Training mit den beiden Wellensittichen Piepsi und Franz.
Wellensittiche gehören zu der Familie der Eigentlichen Papageien (Psittacidae). In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet Australien leben sie in sehr großen Schwärmen. Die Wildform der Wellensittiche ist leuchtend grün. Charakteristisch ist die namensgebende wellenartige Zeichnung an Kopf, Rücken und an den Flügeln. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts werden sie in Europa als Ziervögel gehalten. Es existieren inzwischen zahlreichen Zuchtformen, die sich in Farbe, Größe und Gefiedermerkmalen von der ursprünglichen Wildform unterscheiden.
Da Wellensittiche sehr bewegungsfreudige Vögel sind, sollten den Tieren ein großer Käfig sowie genügend Flugmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Sittiche sind Schwarmvögel und haben ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten. Eine Einzelhaltung ist demnach nicht artgerecht. Wellensittiche sollten mindestens zu zweit oder sogar als kleiner Schwarm gehalten werden.
Meine beiden Wellis Piepsi und Franz zogen im Januar 2013 im Alter von 8 und 9 Wochen bei uns ein. Sie waren beide sehr zurückhaltend und scheu.
-
Da mir neben genügend Freiraum und Flugmöglichkeiten auch eine intensive Beschäftigung mit den Vögeln wichtig ist, beschloss ich, mit dem Clickertraining zu beginnen.
Das Clickertraining ist eine wissenschaftlich fundierte Methode, um mit einem Tier ohne Druck und Zwang zu kommunizieren. Hier wird im Training ein Markersignal eingesetzt, um gewünschtes Verhalten zu markieren und positiv zu verstärken. Dieses Signal kann ein im Handel erhältlicher Clicker (Knackfrosch), ein Schnalzen mit der Zunge oder aber auch ein Markerwort sein. Dem Markersignal folgt immer eine Belohnung für das Tier.
Nachdem die Beiden sich an ihr neues Zuhause gewöhnt hatten, begann ich mit der Konditionierung auf den Clicker. Hier folgt dem entsprechenden Markersignal, in meinen Fall dem Clickgeräusch, innerhalb kurzer Zeit die Belohnung.
TRAININGSZUBEHÖR BEIM CLICKERTRAINING VON WELLENSITTICHEN
Clicker: Für das Training mit meinen Wellensittichen habe ich mich für einen handelsüblichen, nicht so lauten Clicker entschieden.
Belohnung: Als Belohnung nach dem „Click“ gibt es rote Kolbenhirse. Diese mögen die beiden sehr gerne. Aus dem täglichen Futterplan habe ich die rote Hirse herausgenommen, damit die Arbeit für diese Leckerei für die Beiden noch reizvoller ist.
Targetstab: Meine beiden Zöglinge verstanden sehr schnell, dass das Geräusch des Clickers etwas Tolles ankündigt und so konnte ich schnell anfangen mit einem Targetstab zu trainieren. Ich verwende einen Schaschlikspieß, dessen Spitze ich mit einem rosa Haargummi markiert habe. Sobald der Targetstab präsentiert wird, soll der Vogel diesen an der Spitze mit seinem Schnabel berühren und dem Stab später auch folgen.
-
TRAININGSPLAN: VOR DEM CLICKERTRAINING STEHT IMMER DIE PLANUNG
- Trainingszeit
- Ort
- genaue Trainingsschritte und
- das genaue detaillierte Trainingsziel
sollten unbedingt klar im Kopf (oder noch viel besser schriftlich festgehalten) sein, bevor mit den Tieren gearbeitet wird.
Zeit: Die Trainingszeit belief sich anfangs pro Trainingseinheit auf etwa 5 Minuten. Schnell habe ich dies umgestellt auf 2-3 Trainingseinheiten á 2 Minuten. So kann ich die Trainingspausen für ein kurzes Überdenken des Trainings, mögliche Veränderungen des Trainingsplanes und evtl. Notizen nutzen. Über einen längeren Zeitraum als 5-7 Minuten wurde das Training eher weniger effektiv.
Es ergab sich, dass die tägliche Fütterung bei uns immer abends erfolgte. Das Training findet meistens am Vormittag statt. Ich versuche mindestens viermal pro Woche mit den Vögeln zu arbeiten.
Ort: Während des Freifluges an verschiedenen Orten (Stangen oder Leitern auf dem Spielplatz). Das Training auf einer Arbeitsfläche ist noch nicht möglich.
Trainingsschritte und Trainingsziele: Meine ersten Trainingsziele waren die Berührung bzw. ein Folgen des Targetstabes. Mit Hilfe des Targetsticks kann eine Vielzahl anderer Übungen wie zum Beispiel das Steigen auf eine Stange, „Komm“, „geh in den Käfig bzw. in die Transportbox“ oder auch das Besteigen einer Waage trainiert werden.
Dies klappt inzwischen sehr gut und ich kann die Beiden zu vielen verschiedenen Punkten innerhalb ihres Spielraumes dirigieren.
Zunächst brachte ich sie mit Hilfe des Targetstabes dazu, auf die Transportstange zu klettern. Dies musste dann natürlich erst von allen möglichen Startpositionen aus trainiert werden. Auch das Absteigen erlernten die Beiden mit Hilfe des Targetstabes.
Sehr schnell konnte ich das Hilfsmittel Targetstab weglassen und das Präsentieren der Transportstange wurde in Verbindung mit dem entsprechenden Wort zum Auslöser des erwünschten Verhaltens.
Hier wurde das Wortsignal zu einem Zeitpunkt eingeführt, an dem die Vögel das eigentliche Verhalten (auf- und absteigen) schon konnten. Die Wortsignal „Auf“ wurde immer direkt nach dem Präsentieren der Transportstange gegeben. Die Belohnung gab es immer auf dem entsprechenden Zielpunkt (Transportstange beim „Auf“ und Abstiegsstelle beim „Ab“). Für diese Aufgabe war nun das Generalisieren und Ausdehnen der Sprung- bzw. Flugentfernung sehr aufwändig und kostete uns viel Zeit und Training. Der jetzige Stand sieht so aus, dass das Anfliegen auf eine Entfernung von etwa 2 Metern schon sehr gut klappt.
Lustige Dinge, wie Küsschen geben oder Drehen auf Signal haben die Wellensittiche im vergangenen Jahr auch schon gelernt.
Auf unserer To-Do-Liste stehen für die Zukunft noch das Medical-und Handlingtraining, das Arbeiten auf einer glatten Arbeitsfläche (dieses fällt den Vögeln im Moment noch schwer), Übungen zur Signalkontrolle sowie viele spaßige Tricks. Wir sind auf dem Weg… Ich freue mich auf viele weitere tolle Trainingsminuten mit Piepsi und Franz. Und ich bin mir sicher, auch die Beiden haben jede Menge Spaß dabei.
(Beitrag aktualisiert: Juni 2023)