“Psychokiste für Hundehalter – So trainieren Sie Ihre innere Stärke” Buch von Elisabeth Beck
In acht Kapiteln und einer Zugabe auf insgesamt 176 Seiten lässt uns Elisabeth Beck, Psychologin, Autorin und Tiertrainerin, hineinblicken in ihre “Psychokiste für Hundehalter”.
Der Titel wirkte auf mich nicht besonders einladend, denn mit “Psychokiste” verbinde ich nicht wirklich etwas Positives. Aber da ich selbst psychologisch geschult bin und dieses Wissen für mich in den Coachings meiner Mensch-Hund-Teams sehr hilfreich ist, war ich neugierig, was Elisabeth Beck da wohl in ihre Kiste hineingepackt hat, um die innere Stärke von Hundehalter:innen zu trainieren.
Im ersten Kapitel erklärt die Autorin, wie (Selbst-)Coaching, Mentaltraining und in gewissem Maße auch therapeutische Techniken Hundehalter:innen, die aus den verschiedensten Gründen unter Angst, Sorge und Stress in Zusammenhang mit ihrem Hund leiden, unterstützen können. Wichtige Begrifflichkeiten werden geklärt, und auch der Unterschied zwischen einem Trauma und einer belastenden Erfahrung wird aufgezeigt. In diesem ersten Kapitel findet sich auch schon die erste Übung, in der es darum geht, Ängste und Sorgen bewusst wahrzunehmen und darum, dass es in Ordnung ist, dass diese Gefühle nun mal da sind. Kapitel Zwei ist der Stimmungsübertragung gewidmet und warum Hunde so verdammt gut darin sind, in uns Menschen zu lesen “wie in offenen Büchern”.
Diese beiden Kapitel bilden die Grundlage, um verstehen zu können, warum die Tipps und Tricks, die Elisabeth Beck den Lesenden mit auf den Weg gibt, überhaupt funktionieren können. Sie schließen mit einer Bestandsaufnahme der oder des belastenden Erlebnisses und der daraus erwachsenen Problematik, welches Ziel der/die Lesende erreichen möchte, welche Fähigkeiten er/sie dazu schon besitzt oder welche er/sie sich erst noch aneignen muss.
Diese Art der Problembetrachtung und der Zielformulierung ist eine Standardtechnik aus dem Coaching und leicht umsetzbar. Dabei gilt natürlich: Je öfter man das übt, umso schneller und leichter geht es einem von der Hand.
Das dritte Kapitel befasst sich dann ausführlich damit, wie der eigene Körper uns in kritischen Situationen helfen kann, gelassener und selbstsicherer zu reagieren.
Der Anfang lädt direkt zum Ausprobieren ein: Es werden kleine Experimente vorgestellt, die die Verbindung zwischen Denken, Fühlen und körperlichem Ausdruck, insbesondere der Körperspannung, deutlich machen. Im weiteren Verlauf geht Elisabeth Beck auf Atemtechnik und die Bedeutung des peripheren Sehens ein und sie stellt den “Fixpunkttrick” vor, der – vorausgesetzt, er wurde zuvor ausreichend oft in entspannten Situationen geübt – eine leicht umsetzbare Hilfe für potentiell stressige Situationen sein kann. Das Kapitel endet mit Erläuterungen zur Körperhaltung und wie allein eine Veränderung der Körperhaltung sich auf unseren Gefühlszustand und auch den unseres Hundes auswirken kann.
Im vierten Kapitel geht es um Glaubenssätze und wie es mit Hilfe verschiedener Techniken gelingen kann, das eigene Gedankenkarussell und wenig hilfreiche innere Monologe zu stoppen und letzten Endes zu verändern. Ein konkretes Beispiel für diesen “Empowerment-Prozess” liefert Kapitel Fünf.
Kapitel Sechs beschreibt dann die Technik des Ankerns. Im Großen und Ganzen geht es darum, dass wir selbst, genau wie auch unsere Hunde, klassisch konditionierte “Wohlfühlsignale”, die sogenannten Anker, nutzen können. Über die Anker-Technik wird es möglich, auch in stressigen Situationen auf unsere Fähigkeiten zugreifen zu können, was sich direkt auf unsere Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit auswirkt.
Das relativ umfangreiche Kapitel Sieben befasst sich mit “EMDR, eine therapeutische. Intervention”. “EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine anerkannte Therapieform”, deren Wirksamkeit in zahlreichen Studien nachgewiesen ist. Sie dient dazu, stark belastende Ereignisse oder sogar Traumata und deren Folgen zu bewältigen. Elisabeth Beck stellt Techniken aus dieser Therapieform vor, die für das Selbstcoaching geeignet sind, z.B. das Nutzen des “inneren Mentors”, das Verändern innerer Bilder und hartnäckiger Glaubenssätze, die “Spirale” und den “sicheren Ort”.
Die eigentliche Haupttechnik des EMDR, bei der durch schnelle Augenbewegungen beide Gehirnhälften stimuliert werden, stellt Elisabeth Beck ebenfalls vor. Sie weist darauf hin, dass diese Technik dazu führen kann, dass alte belastende Erlebnisse oder Traumata zutage gefördert werden können und dass man in diesem Fall die Intervention sofort abbrechen soll. Ich persönlich bin der Meinung, dass eine Technik mit derartiger Wirksamkeit nicht über ein Buch angeleitet werden sollte, auch nicht im abgespeckten Format. Ich hätte mir einen Hinweis darauf gewünscht, dass sich Betroffene in Fällen von stark belastenden Ereignissen oder sogar Traumata professionelle Hilfe durch einen Therapeuten holen sollten.
Auf nur sieben Seiten geht es schließlich im letzten richtigen Kapitel, Kapitel Nummer Acht, um den Umgang mit Kritik von Außenstehenden.
Ganz zum Schluss des Buches kommt die “Zugabe: Anker für Hunde – “Click den Blick” einmal anders”. Ich wünschte, die Autorin hätte diese letzten sieben Seiten einfach weggelassen. Sie beschreibt darin, wie man den Clicker als konditioniertes, positives Markersignal einsetzen kann, um problematische Verhaltensweisen, wie z.B. Leinenaggression oder Reaktivität des Hundes, in Eigenregie zu bearbeiten. Die dahinterstehende Theorie ist zweifelsohne richtig. Meine Erfahrung zeigt aber, dass ein:e durchschnittliche Hundehalter:in (noch dazu, wenn er oder sie durch das Verhalten des eigenen Hundes selbst unter Stress steht, sich Sorgen macht oder gar Angst hat) nicht in der Lage ist, diese in der Praxis so umzusetzen, dass sie wirklich das gewünschte Ergebnis liefert oder der Schuss sogar ganz gewaltig nach hinten los geht. Nicht zuletzt natürlich, weil zu einer sinnvollen Arbeit zur Veränderung problematischer Verhaltensweisen weitaus mehr gehört, als nur die Anwendung einer einzelnen Technik.
FAZIT:
Elisabeth Beck erklärt in ihrem Buch leicht verständlich, was in unserem Kopf und Körper passiert, wenn wir Angst haben, uns Sorgen machen und in Stress geraten und wie sich das auch auf unsere Hunde auswirkt. Sie gibt den Lesenden Tipps und Techniken an die Hand, die sich einfach im Alltag umsetzen lassen. Die Auswahl ist so groß, dass jede:r sicherlich mindestens eine oder sogar mehrere dieser Hilfen für sich nutzen kann, um so zu lernen, herausfordernde Situationen immer besser zu bewältigen.
VERLAGSINFO:
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- Autor: Elisabeth Beck
- Verlag: Kynos
- Umfang: 176 Seiten
- Sprache: deutsch
- Abmessungen: 14.9 x 1.7 x 21.6 cm
- ISBN: 978-3954642335
- Preis: 19,95 €