Die Objektsuche für Familienhunde: Eine tolle Beschäftigungsmöglichkeit aus dem Bereich der Nasenarbeit
Freizeit & BeschäftigungDie Objektsuche für Familienhunde ist aus dem Einsatz von Polizei- und Zollhunden hervorgegangen. Jeder von Ihnen hat bestimmt schon einmal eine Reportage über die Arbeit des Zolls am Flughafen gesehen, die den Einsatz von Diensthunden zeigt, die Koffer nach Drogen oder Ähnlichem durchsuchen.
Diese Leistung der Hunde finden wir auch in der Objektsuche wieder. Wir nutzen die besondere Fähigkeit des Hundes, mit der Nase kleinste Geruchsspuren aufzufinden und der Bezugsperson anzuzeigen. Die Anzeige findet in der Objektsuche im passiven Verweis statt, d.h. in der „Platz“- Position. Bei der Arbeit von Diensthunden ist das sehr wichtig, denn der Hund soll nicht durch lautes Bellen oder vielleicht Kratzen eventuell gefundenen Sprengstoff auslösen. Es ist auch möglich ein anderes Anzeigeverhalten zu trainieren. Dies machen wir vom Hund abhängig, gerade ältere Hunde können Probleme beim Hinlegen und/oder Aufstehen haben. Ein anderes Anzeigeverhalten kann das Bellen sein.
Für die Objektsuche werden keine besonderen Fähigkeiten benötigt, nur die Bereitschaft mit der Bezugsperson gerne zusammen zu arbeiten. Daher eignet sich gerade diese Beschäftigungsmöglichkeit für jeden Hund. Es ist egal, ob kleiner oder großer, alter oder junger Hund. Auch Hunden mit Handicap macht diese Form der Nasenarbeit großen Spaß. Hunde mit flachen Schnauzen haben aber genetisch bedingt mehr Probleme beim Auffinden von Objekten als Hunde mit langen Schnauzen. Dieses erklärt sich wenn man das Riechzentrum genauer betrachtet. Das Riechzentrum unserer Hunde ist in etwa 40 mal größer als das des Menschen. Auf der Riechschleimhaut des Hundes befinden sich ca. 200 Millionen Riechzellen, beim Menschen sind es lediglich ca. 5 Millionen. Je nach Länge der Hundeschnauze erreicht diese Schleimhaut eine Größe von 85 bis 200 cm². (Quelle: www.Hunde.de, Anatomie) Das Riechorgan von platt gezüchteten Nasen, z.B. Boxer und Mops, ist somit nicht ganz so gut entwickelt.
Bei intensiver Suchleistung kann sich die Körpertemperatur innerhalb von 15 Minuten um 1 Grad Celsius erhöhen. Das liegt an der sogenannten Stoßatmung, hier atmet der Hund bis zu 300 mal in der Minute. (Quelle: Das große Schnüffelbuch-Nasenspiele für Hunde, Viviane Theby)
Viele Hundetrainer nennen die Objektsuche auch „Premium“-Nasenarbeit für Hunde. Unerwünschtes Verhalten kann verändert werden, wenn die Ursache mangelnde Auslastung des Hundes ist. Auch das Vertrauen ineinander wird gestärkt, da der Hund und der Hundehalter intensiv zusammen trainieren, der Hund bei einem kleinschrittigen Trainingsaufbau fehlerfrei lernt und dabei viel positive Rückmeldung von seiner Bezugsperson erhält. Unsichere und ängstliche Hunde können durch die Objektsuche mehr Selbstvertrauen erlangen.
Die Objektsuche kann überall durchgeführt werden, ohne großartig etwas vorbereiten zu müssen oder Geräte aufzubauen. Unsere Teilnehmer nutzen sie zur Beschäftigung auf Spaziergängen und/oder im Wohnzimmer, besonders während der dunklen Jahreszeit.
Bei der Objektsuche wird zuerst ein einziger Gegenstand konditioniert. Die Konditionierung der Gegenstände erfolgt bei uns zunächst über die klassische Konditionierung (Gegenstand = Super-Belohnung) und danach über den Clicker und positiver Bestätigung. Nimmt der Hund den Gegenstand mit seiner einzigartigen Geruchskomposition wahr, erfolgt etwas Gutes.
Daher ist es wichtig, dass der Hundehalter den Gegenstand nicht am Körper trägt, sondern in einem Behältnis aus dem gleichen Material des Gegenstandes. Der Suchgegenstand wird nur für das Training herausgeholt und sollte dafür reserviert bleiben. Um zu vermeiden, dass der Hund nach dem Geruch des Halters sucht, sollten Einmalhandschuhe verwendet werden. Der Gegenstand kann auch von anderen Personen ausgelegt werden, damit keine Spur zum Gegenstand führt.
Start- und Schlusssignale bzw. -rituale erleichtern die Sucharbeit. Nach Beenden des Trainings sollte der Hund zunächst Möglichkeit zur Entspannung haben, bevor der Gegenstand mit dem Signal “Ende” oder “Fertig“ eingesteckt wird, um Ressourcenverteidigung und eine Verknüpfung des hohen Erregungsniveaus mit dem Gegenstand und dem Trainingsumfeld zu vermeiden.
Der Suchgegenstand soll eine Oberflächengröße von 15 qcm² und eine Höhe von 1cm nicht überschreiten. Somit sind die Versteckmöglichkeiten vielfältiger und es ist eine größere Herausforderung für den Hund den Gegenstand zu finden. Nachdem der erste Gegenstand konditioniert ist, bauen wir langsam das Trümmerfeld auf. Am Anfang besteht das Trümmerfeld nur aus einem Stein. Den Stein nutzen wir deshalb als erstes beim Training, um von vornherein zu vermeiden das Ihr Hund den Gegenstand mit der Schnauze aufnimmt oder mit den Pfoten heraus kratzt. Im späteren Verlauf erweitern wir das Trümmerfeld durch weitere Gegenstände. Diese sind dann auch aus verschiedenen Materialien wie Holz, Plastik, Metall, Gummi usw.
Wir empfehlen Ihnen z.B. ein Feuerzeug als ersten Gegenstand zu konditionieren. Es zeichnet sich deshalb als gutes Objekt aus, da das Feuerzeug nach Plastik und dem Feuerstein sehr intensiv riecht. Die silberne Kappe um den Feuerstein ist beim Beginn des Training sehr hilfreich, hiermit geben wir Ihrem Hund eine Hilfestellung.
Ihr Hund fängt nicht automatisch mit der Nasensuche an, sondern beginnt meist erst mit der Sichtsuche. Wir verstecken das Feuerzeug zuerst unter einem Stein und die silberne Kappe ist für Ihren Hund sichtbar, später wird die Kappe immer weiter unter den Stein geschoben, bis das Feuerzeug nicht mehr sichtbar ist.
Der Gegenstand, den Sie konditionieren wird mit einen Wortsignal und einem Sichtzeichen belegt. Mit diesen Vokabeln bauen wir beim Hund eine Geruchsdatenbank auf, mit der Ihr Hund später in der Lage seine wird, gleiche Gegenstände zu unterscheiden. Wir legen für Ihren Hund mehrere gleiche Feuerzeuge aus und Ihr Hund wird nach erfolgreicher Konditionierung nur den erlernten Gegenstand anzeigen.
Bevor der Hund die gleichen Gegenstände unterscheiden kann, bedarf es natürlich eines sorgfältigen Trainingsaufbaus. Der Hund kann deshalb die Gegenstände auseinanderhalten, weil er durch das Training und die Belohnung zum richtigen Zeitpunkt gelernt hat, die bestimmte Duftkomposition im Gehirn abzuspeichern. Ich persönlich nenne das den Aufbau einer Geruchsdatenbank. Dieser Geruch wird durch das Benennen und eines individuellen Sichtzeichens, z.B. zeigen eines “O”s und darauf folgend die Vokabel “Such Münze”, im Gehirn abgerufen. Nur wenn diese Geruchsdatenbank aufgebaut ist, dann ist der Hund auch in der Lage aus mehreren gleichen Gegenständen, seinen gelernten Gegenstand zu finden und anzuzeigen. Es geht bei der Objektsuche ausschließlich um die Kombination “Gegenstand und Geruch” und nicht um das Auffinden einen bestimmten Geruchs auf verschiedenen Gegenständen wie bei der Geruchsunterscheidung.
Während der Ausbildung erlernt der Hund bis zu drei verschiedene Gegenstände. Diese sind aus verschiedenen Materialien wie Plastik, Holz, Metall oder Gummi. Der erlernte Gegenstand wird immer in einem entsprechenden Behälter aufbewahrt, d.h. Ein Feuerzeug wird in einem Plastikbehälter aufbewahrt und eine Holzklammer in einer Holzschachtel. Dieses soll das übertragen von anderen Gerüchen verhindern. Durch das Lagern der Gegenstände in einem Behälter aus dem gleichen Material vermeidet man, dass sich der Geruch z.B. von Plastik auf den Holzgegenstand überträgt. Die anderen Gegenstände werden auch mit einem Sicht-/Hörzeichen verknüpft. Im weiteren Verlauf der Ausbildung lernt Ihr Hund diese zu differenzieren. Es werden mehrere Ihrer Gegenstände ausgelegt und Ihr Hund soll den von Ihnen angezeigten/angesagten Gegenstand anzeigen und die anderen ignorieren. Weiterhin wird Ihr Hund in der Ausbildung lernen mit Verleitungen zu arbeiten (Leckerli/Spielzeug ) und diese zu ignorieren.
Wir haben in der Objektsuche 4 verschiedene Disziplinen (Suchlagen):
- Trümmerfeld
- Päckchenstraße
- Flächensuche
- Suchwand (stellen Sie sich eine große Wand vor. In diese Wand sind Löcher eingelassen wo Sie Ihren Gegenstand hineinlegen können)
Im Trümmerfeld liegen allgemeine Alltagsgegenstände aus. Dies sind z.B. Steine, Paletten, Reifen, Kisten usw.. Zu Beginn fangen Sie mit einem kleinen Trümmerfeld an. Hier liegt zuerst nur ein Gegenstand und im Laufe des Trainings werden immer wieder weitere Gegenstände dazu gelegt. Wenn Ihr Hund das Suchen und die Anzeige beherrscht, kann das Trümmerfeld eine Größe von 20 m² erreichen. Wenn Ihre Hunde die Bodensuche beherrscht, wird auch die Höhensuche eingeführt. Ihr Hund wir nun herangeführt auch durch das Trümmerfeld zu klettern, beispielsweise auf einen Tisch oder ähnliches.
Die Päckchenstraße besteht aus 6 Eimern, die ein Volumen von max. 10 Liter haben. In diese Eimer werden Luftöffnungen eingelassen. Der Gegenstand wird zuerst sehr nahe an den Luftöffnungen platziert und im weiteren Verlauf zentral im Eimer. Die Päckchen (Eimer) werden in einer Reihe (Straße) aufgestellt, der Abstand zwischen den Eimern beträgt ca. 1 Meter. Der Hundehalter hat freie Wahl wie er den Hund ansetzt (Start). Somit ergeben sich zwei mögliche Ansätze, einmal der Ansatz hinter den Eimern oder quer zu den Eimern.
Die Anzeige des Gegenstandes erfolgt im passiven Verweis (Platz) oder mit einem anderen konditionierten Anzeigeverhalten.
Im späteren Verlauf der Ausbildung kann die Anzahl der Päckchen erhöht werden. Wir haben auch die Möglichkeit die Eimer durch Koffer auszutauschen. Wir verwenden auch Eimer in denen wir zusätzlich Dosen mit Schraubdeckeln befestigt haben. In diese Dosen legen wir den Gegenstand, somit muss Ihr Hund viel genauer und intensiver am Päckchen suchen.
Um diesen Leistungsstand zu erreichen, müssen Sie mit Ihrem Hund über einen längeren Zeitraum intensiv trainiert haben.
Die Flächensuche besteht aus einer ca. 200 m² großen Fläche. Hier wird der Gegenstand versteckt. Der Hundehalter hat auch hier zwei verschiedene Möglichkeiten seinen Hund anzusetzen (Start). Entweder an der langen oder kurzen Seite. Hier spielt auch die Windrichtung eine Rolle. Soll der Hund mit dem Wind oder gegen den Wind suchen? Der Hundehalter bewegt sich in der Flächensuche auf einem ca. 1 Meter breiten Streifen, jeweils in der Mitte des gekennzeichneten Bereichs.
Die Anzeige des Gegenstandes erfolgt wie auch bei den anderen Disziplinen im passiven Verweis (Platz) oder mit einem anderen konditionierten Anzeigeverhalten.
Silke schreibt über die Objektsuche:
“Vor einiger Zeit hörte ich von der Objektsuche für Familienhunde und darüber, dass diese Hunde gut auslaste und beiden viel Spaß machen soll. Das empfand ich als äußerst interessant und da ich mir darunter gar nichts vorstellen konnte, habe ich einen Kurs besucht. Objektsuche für Familienhunde bedeutet die Suche nach einem speziellen Gegenstand, auf dessen Geruch der Hund konditioniert wurde. Dieser wird dann versteckt. Es gibt drei Varianten des Suchens: Entweder in einem „Trümmerfeld“, welches man sich zu Hause einfach selber aus vielen verschiedenen Gegenständen (Koffer, Kunststoffrohren, umgekippter Stuhl, Dachpfanne….) draußen oder drinnen aufbauen kann, oder in der „Päckchenstraße“ die sich aus mehreren Kunststoffeimern mit Löchern zusammensetzt oder auf einer abgesteckten Freifläche. Der Hund soll den Gegenstand suchen, finden, die Nase daran halten und sich davor ablegen. Meine Hündin ist sehr unsicher und nervös. Anfangs zeigte sich dieses Verhalten auch noch beim Training, später war sie mit Freude bei der Arbeit und lief auch sehr selbstbewusst, mit viel Eifer und ohne Ängste über wackelnde Gegenstände, legte sich in einen engen Koffer und man merkte, dass es ihr wirklich Freude bereitete. Ich kann die Objektsuche für Familienhunde nur empfehlen, da man den Hund immer und überall auslasten kann.”