Hunden stressfrei Medikamente eingeben
EIN ÜBERBLICK ZU TECHNIKEN UND TRAININGSMÖGLICHKEITEN
Beim Thema „Medikamente eingeben“ teilt sich die Welt der Hundemenschen gefühlt in zwei Lager:
Das eine Lager kann problemlos Medikamente jeder Darreichungsform, Menge und Geschmacksrichtung eingeben, während das andere schon Tage vor der geplanten Gabe einer Wurmkur in Stress ausbricht und tausende Strategien zur erfolgreichen Eingabe erstellt und wieder verwirft.
Oft sind die Bezugspersonen der klassisch verfressenen „Staubsaugerhunde“ wie beispielsweise Retriever oder Beagles hier im Vorteil, da sich diese Hunde Medikamente oft problemlos mit dem Futter unterjubeln lassen. Doch auch eigentlich sehr verfressene Hunde werden oft mit der Zeit misstrauisch, wenn in ihrem Futter bittere Medikamente versteckt werden, und fangen an, angebotenes Futter auf versteckte Tabletten zu untersuchen. Manche Hunde werden irgendwann zu absoluten Spezialisten im Aufspüren von versteckten Medikamenten und sortieren fein säuberlich auch die kleinste Tablette aus angebotenen Leckereien aus.
Andere nehmen mit der Zeit gar keine Leckerlis mehr an, da sie die Futtergabe aus der Hand mit dem bitteren Medikamentengeschmack verknüpft haben. Und bei manchen Hunden funktioniert das „Unterjubeln“ von Anfang an nicht, da sie auch kleinere Futterstücke nicht einfach schlucken, sondern kauen, und dabei Tabletten bemerken und wieder ausspucken.
Doch es gibt gute Nachrichten: „Medikamente nehmen“ ist ein Verhalten, und kann als solches im Rahmen des Medical Trainings auf unterschiedliche Arten trainiert werden.
WELCHE MÖGLICHKEITEN GIBT ES, UM DIE MEDIKAMENTENGABE ZU VEREINFACHEN?
…oder bestenfalls gar nicht erst zum Problem werden zu lassen?
Grundsätzlich gibt es verschiedene Strategien, stressfreie und zuverlässige Medikamentengaben zu erreichen:
- Das zuverlässige Nehmen von Medikamenten kann über Managementmaßnahmen wie Verwenden von Medikamenten mit Geschmack, Verstecken in geeigneten Leckerlis, speziellen Leerkapseln oder dem Hauptfutter oder eine geschickte Präsentation der präparierten Futterstücke wahrscheinlicher gemacht werden.
- Das Nehmen und Schlucken von Medikamenten kann gezielt trainiert werden.
- Das gelassene Tolerieren des Eingebens und Schluckens der Medikamente kann trainiert werden.
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MANAGEMENTMASSNAHMEN ZUR FÖRDERUNG DER AUFNAHMEWAHRSCHEINLICHKEIT VON MEDIKAMENTEN
Die wahrscheinlich bekannteste und am weitesten verbreitete Variante, Hunden Tabletten einzugeben, ist, die Tablette in ein Stück Wurst oder Käse zu drücken oder in Leberwurst zu verpacken und dem Hund als Leckerli anzubieten. Wenn diese Variante bei deinem Hund funktioniert, kannst du dich glücklich schätzen. Gehört dein Hund aber zu den zahllosen Hunden, die Tabletten aus einer wohlschmeckenden Hülle aussortieren oder jedes angebotene Futterstück misstrauisch beschnüffeln, sind hier ein paar Ideen, wie Tabletten auf andere Weise maskiert und dem Hund dadurch eingegeben werden können.
Achtung: Einige Präparate dürfen nicht gemeinsam mit Futter oder nicht mit bestimmten Nahrungsmitteln wie z.B. Milchprodukten verabreicht werden. Außerdem sollten bei bestimmten Krankheiten beispielsweise sehr fettige Nahrungsmittel vermieden werden. Befrage dazu im Zweifelsfall das medizinische Personal deiner Tierarztpraxis und weiche bei Bedarf auf eine der Alternativmethoden aus.
MEDIKAMENTE MIT GUTEM GESCHMACK
Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Medikamenten, denen Geschmacksstoffe zugesetzt werden, so dass manche Hunde sie tatsächlich gerne ohne zusätzliches Futter nehmen. Gerade bei Tabletten zur Parasitenprophylaxe und -behandlung gibt es mittlerweile einige offensichtlich wirklich wohlschmeckende Varianten. Auch Schmerzmittel, Antibiotika und andere Medikamente sind teilweise mit Fleischaromen versehen. Hier ist aber selbstverständlich die Wahl eines geeigneten und zum Krankheitsbild passenden Medikaments wichtiger als der Geschmack. Trotzdem kannst du deine Tierärzt:in fragen, ob es ein gleichwertiges Präparat mit Aroma gibt, wenn dein Hund dieses dann erfahrungsgemäß lieber nimmt.
Achtung: Medikamente mit zugesetzten Aromen sind oft nicht für Futtermittelallergiker geeignet, da sie meist tierisches Protein enthalten. Hier lohnt sich ein Blick in die Packungsbeilage oder eine Nachfrage beim medizinischen Personal. Außerdem mögen manche Tiere die aromatisierten Tabletten so gerne, dass sie sie komplett auffressen, wenn sie offen zugänglich sind. Es besteht Vergiftungsgefahr!
VERSTECKEN IM HAUPTFUTTER
Tabletten einfach ins Hauptfutter zu mischen ist selten eine gute Idee. Die meisten Hunde sortieren Tabletten aus dem Futter aus, so dass am Ende der Mahlzeit oft eine einsame, sauber abgeleckte Tablette im Napf liegt. Pulverförmige Medikamente, zermörserte Tabletten oder auch Flüssigkeiten können, falls sie keinen starken Eigengeschmack haben und die Menge nicht zu groß ist, aber oft einfach unter das Hauptfutter gemischt werden. Voraussetzung dafür ist eine gute Verbindung und Durchmischung des Medikaments mit dem Futter.
Bei Nassfutter ist dies üblicherweise kein Problem, bei Trockenfutter kann die Zugabe einer kleinen Menge Nassfutter, Leberwurst oder Frischkäse hilfreich sein. Medikamente sollten nur bei Hunden über das Hauptfutter verabreicht werden, die ihr Futter üblicherweise restlos auffressen, um eine vollständige Aufnahme zu gewährleisten. Alternativ kann erst das Medikament mit einer kleinen Menge Futter gegeben werden, die der Hund in jedem Fall auffrisst, und anschließend der Rest des Futters gegeben werden.
VERSTECKEN IN GEEIGNETEN LECKERLIS
Sollen Tabletten in Leckerlis versteckt werden, so gibt es einige wichtige Kriterien, deren Einhaltung die Erfolgswahrscheinlichkeit der Tablettengabe deutlich erhöht:
Die Tablette sollte vollständig verhüllt sein, so dass der Hund beim Aufnehmen den oft bitteren Geschmack der Tablette nicht wahrnimmt. Je nachdem, wie bitter der Wirkstoff ist, sollte darauf geachtet werden, dass die Außenseite des Versteck-Futters nicht mit dem Wirkstoff kontaminiert wird, um den Geschmack nicht zu übertragen. Bei einigen Medikamenten darf die Außenseite des Futters nicht einmal mit derselben Hand berührt werden, mit der die Tablette angefasst wird, um eine Kontamination zu vermeiden.
Um dies zu erreichen, können streichfähige Futterarten wie Leberwurst, Frischkäse oder auch Butter als kleine Kügelchen auf einen Teller gelegt und eine kleine Mulde hineingedrückt werden. Anschließend wird die Tablette in die Mulde gedrückt. Nach gründlichem Händewaschen, um etwaige Tablettenreste von der Haut zu entfernen, wird noch einmal eine kleine Menge des Futters auf die Tablette gegeben und das Versteckmaterial zu einer Kugel geformt, die die Tablette vollständig umschließt.
Bei kleinen Mengen flüssiger Präparate kann die Flüssigkeit im ersten Schritt mit etwas Leberwurst o.ä. vermischt werden und die Leberwurst-Medikamenten-Kugel anschließend analog zu einer Tablette noch einmal mit purer Leberwurst umhüllt werden.
Alternativ zu streich- und formbaren Pasten als Versteck für Tabletten sind oft auch kleine Fleischwurst-, Käse- oder Tofustücke geeignet. Schneide hierzu mit einem scharfen Messer einen kleinen Spalt in das Futterstück und drücke die Tablette so tief hinein, dass sich das Futterstück darüber wieder fast vollständig schließt.
Für eine erfolgreiche Gabe der so präparierten Futterstücke ist es wichtig, dass das Versteckmaterial gut an der Tablette haftet. Beide sollten sich auf keinen Fall voneinander trennen, wenn der Hund das Futterstück ins Maul nimmt und zum Abschlucken mit der Zunge in den hinteren Rachen transportiert. Nimm‘ dir Zeit, mit verschiedenen Futterarten und -konsistenzen zu experimentieren, damit du die optimale Variante gefunden hast, ehe es ernst wird.
Deine präparierten Futterstücke sollten das Medikament zwar vollständig umhüllen, um den Geschmack zu überdecken, aber gleichzeitig so klein sein, dass dein Hund sie ohne zu kauen einfach schluckt.
Beißt er auf das Futterstück, so ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass er den Geschmack des Medikaments wahrnimmt und die Tablette ausspuckt. Außerdem wird dein Hund vermutlich misstrauisch gegen weitere Futterstücke der gleichen Art werden, was die zukünftige Medikamentengabe weiter erschweren kann. Nimm‘ dir auch hier Zeit auszuprobieren, wie groß bzw. klein Futterstücke sein dürfen, damit dein Hund sie schluckt ohne zu kauen.
Gerade bei sehr kleinen Hunde und größeren Tabletten kann das problematisch werden. Eventuell ist es in diesem Fall sinnvoll, nicht die ganze Tablette in einem Futterstück zu verstecken, sondern sie zu halbieren oder zu vierteln und jedes Tablettenstück einzeln in Futter zu verpacken und zu verabreichen. Hat die Tablette keine vorgefertigten Bruchrillen, solltest du vorab besprechen, ob die Tablette zur leichteren Verabreichung geteilt werden darf.
In vielen Fällen ist es sinnvoll, die Futterstücke bereits einige Zeit vor Verabreichung vorzubereiten. So kann der Geschmack und Geruch des Futters die Tablette besser durchdringen und den Medikamentengeschmack überdecken. Auch eine vorübergehende Aufbewahrung im Kühlschrank oder sogar im Tiefkühler kann helfen, den Eigengeschmack und -geruch des Medikaments zu dämpfen. Lass die vorbereiteten Stücke in diesem Fall für wenige Minuten bei Zimmertemperaur liegen, bevor du du sie verabreichst, damit der Futtergeruch sich gut entfalten kann, der Medikamentengeruch durch die niedrigere Temperatur im Inneren des Futterstücks aber weniger intensiv ist. Achtung: Bei sehr bitteren Präparaten kann eine zeitige Vorbereitung auch kontraproduktiv sein, da dann der bittere Geschmack auf das umliegende Futter übergehen kann.
VERWENDEN VON LEERKAPSELN
Mittlerweile bieten einige Futtermittelhersteller auch sogenannte Trojaner an – hohle Leckerlis, die extra zum Befüllen mit Tabletten oder Pulver gedacht sind. Teste auch hier vorab, ob dein Hund die Trojaner ohne Tablette mag und schluckt, ohne zu kauen. Muss dein Hund dauerhaft Medikamente nehmen, lohnt sich eventuell auch die Anschaffung einer Kapselmaschine. Mit dieser können pulverförmige Medikamente oder zu Pulver gemörserte Tabletten in geschmacksneutrale Kapseln gefüllt werden. Diese können dann wiederum mit Futter umhüllt oder nach entsprechendem Training eingegeben werden.
GESCHICKTE PRÄSENTATION VON MIT MEDIKAMENTEN PRÄPARIERTEN FUTTERSTÜCKEN
Es empfiehlt sich, für die Gabe eines Medikaments mindestens 3-4 gleichartige Futterstücke vorzubereiten, die kein Medikament enthalten.
Die Medikamentengabe sollte immer mit der Gabe eines Futterstücks OHNE Medikament beginnen und enden.
Dazwischen werden wechselnde Anzahlen von Futterstücken gegeben. An welcher Stelle der Reihenfolge sich das präparierte Futterstück befindet, sollte immer variiert werden, so dass der Hund kein Muster feststellen kann. So könnte die Reihenfolge von Futterstücken mit und ohne Tablette zum Beispiel am ersten Tag „ohne – ohne – mit – ohne“, am zweiten Tag „ohne – mit – ohne – ohne – ohne“ und am dritten Tag „ohne – ohne – mit – ohne – ohne“ lauten.
Auch die Art, wie die Futterstücke gegeben werden, kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Hund schluckt, ohne zu kauen oder die Futterstücke genauer zu inspizieren. Futterstücke eher von oben zu geben, erhöht bei vielen Hunden die Wahrscheinlichkeit, dass das Futter einfach geschluckt wird. Bei Hunden, die geworfene Futterstücke fangen können, kann werfen und fangen lassen eine sehr gute Möglichkeit sein, Tabletten zu verabreichen.
Bei manchen Hunden ist es sinnvoll, den Kontext der Medikamentengabe komplett zu verändern, um Misstrauen zu zerstreuen. So können beispielsweise mit Medikamenten präparierte Futterstücke als Teil eines Suchspiels versteckt, als Belohnung für das Zeigen gerne ausgeführter Tricks oder als Leckerlis auf dem Spaziergang gegeben werden. Diese Varianten bergen allerdings das Risiko, dass ohnehin schon misstrauische Hunde ihr Misstrauen weiter ausweiten und in Zukunft auch in anderen Situationen angebotenes Futter in Erwartung versteckter Medikamente nicht oder nur sehr zögerlich nehmen.
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NEHMEN UND SCHLUCKEN VON MEDIKAMENTEN GEZIELT TRAINIEREN
Durch entsprechendes Training können Hunde lernen, angebotene Tabletten zu nehmen und zu schlucken, um eine Belohnung zu erhalten. Dieses Vorgehen bietet sich für Hunde an, die sehr regelmäßig Medikamente einnehmen müssen und bei denen die Eingabe versteckt in Futter nicht gut funktioniert. Solltest du nicht bereits über sehr viel Erfahrung im belohnungsbasierten Training verfügen, empfiehlt es sich, für das Training des Nehmens und Schluckens von Medikamenten eine belohnungsbasiert und bedürfnisorientiert arbeitende Trainer:in hinzuzuziehen.
Um dem Hund beizubringen, Tabletten zu nehmen und zu schlucken, brauchst du im ersten Schritt kleine, für deinen Hund qualitativ hochwertige, weiche Futterstücke, die dein Hund schuckt, ohne sie zu kauen, sowie größere, ebenfalls qualitativ hochwertige Futterstücke als Verstärker. Außerdem ist es hilfreich, wenn dein Hund einen akustischen Marker wie den Clicker oder ein Markerwort kennt.
Zunächst gibst du deinem Hund eines der kleinen Futterstücke, markerst das Schlucken und belohnst es mit einem der größeren Futterstücke. Die Gabe des zweiten Futterstücks als Belohnung sollte möglichst schnell auf den akustischen Marker folgen, um beim Hund eine gewisse Erwartungshaltung auszulösen und die Wahrscheinlichkeit für das schnelle Schlucken des ersten Futterstücks zu erhöhen. Variiere wenn möglich die Art des zum Schlucken angebotenen Futters, um eine Generalisierung zu erzielen. Lernziel auf Seiten des Hundes sollte sein: Es lohnt sich, dieses Futterstück schnell zu schlucken, da es danach noch weiteres Futter gibt. Bist du sicher, dass dein Hund das erste Futterstück ohne zu zögern schluckt, kannst du ein Signal vor das Verhalten setzen. Anschließend kann das zum Schlucken angebotene Futter in Bezug auf Qualität, Größe und Textur variiert werden, bis der Hund auf Signal auch größere oder harte Stückchen und schließlich auch Tabletten schluckt.
Analog kann auch mit flüssigen Präparaten aus einer Spitze ohne Nadel und flüssigen Futtermitteln wie zum Beispiel Katzen-Schleckies verfahren werden.
Das Nehmen und Schlucken von Tabletten auf Signal sollte nur mit Wirkstoffen durchgeführt werden, deren Eigengeschmack nicht zu bitter ist, um das trainierte Verhalten für den Hund dauerhaft lohnenswert zu machen.
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DAS GELASSENE TOLERIEREN DES EINGEBENS UND SCHLUCKENS VON MEDIKAMENTEN TRAINIEREN
Das entspannte Tolerieren der Eingabe von Medikamenten und das Schlucken derselben ist etwas, das jeder Hund lernen sollte. Denn gerade, wenn dein Hund akut erkrankt und üblicherweise gerne gefressenes Futter für ihn nicht attraktiv ist, ist es wichtig, dass du ihm Medikamente eingeben kannst. Doch wenn dein Hund krankheitsbedingt keinen Appetit hat, wird er in Leberwurst verpackte Tabletten nicht nehmen und auch das eigentlich gut trainierte Nehmen und Schlucken von Medikamenten auf Signal für eine Futterbelohnung nicht ausführen wollen. Außerdem gibt es vereinzelt Medikamente, die zwingend auf nüchternen Magen und damit ohne Futter gegeben werden müssen, um optimal wirken zu können.
Auch für das Training der entspannten Medikamenteneingabe gilt, dass eine Unterstützung durch eine professionelle belohnungsbasiert und bedürfnisorientiert arbeitende Trainer:in sinnvoll ist, falls du nicht bereits sehr trainingserfahren bist.
Um mit deinem Hund trainieren zu können, dass er sich entspannt Medikamente eingeben lässt, solltest du zunächst die Technik der Medikamentengabe sicher beherrschen. Wie lässt sich ein Hundemaul am besten öffnen, mit welcher Hand hältst du den Hundekopf wie, wie gibst du die Tablette ein und wie tief in den Rachen solltest du sie schieben, damit dein Hund sie beim ersten Versuch schluckt? Diese Fragen solltest du zunächst für dich klären. Frag‘ im Zweifelsfall das tierärztliche Fachpersonal in deiner Haustierarztpraxis um Rat, falls du dir bei der Technik nicht sicher sein solltest. Trockenübungen mit Stofftieren können hier sehr hilfreich sein, um das richtige Handling zu lernen.
Wie das Training abläuft und wie die einzelnen Trainingsschritte aussehen, ist sehr individuell und von der Vorerfahrung sowie der Lerngeschichte deines Hundes und dir abhängig. In vielen Fällen ist das Befolgen dieses groben Fahrplans sinnvoll, wobei ein konkreter Trainingsplan natürlich für jeden Einzelfall erstellt werden sollte:
- Tolerieren des Greifens der Schnauze von oben mit einer Hand
- Entspanntes passives Öffnen-lassen des Unterkiefers
- Entspanntes Stillhalten, während das Maul geöffnet und ein Futterstück auf die Zunge gelegt wird
- Entspanntes Stillhalten, während das Maul geöffnet und ein Futterstück über den Zungengrund nach hinten geschoben wird, so dass das Schlucken ausgelöst wird
- Entspanntes Stillhalten, während das Maul geöffnet und eine Tablette über den Zungengrund nach hinten geschoben wird, so dass das Schlucken ausgelöst wird
Analog dazu kann auch das Tolerieren des Eingebens flüssiger Medikamente mit einer Spritze trainiert werden.
Selbstverständlich sollte der Hund üblicherweise nach dem Eingeben eines Medikaments mit aus seiner Sicht hochwertigem Futter belohnt werden. Ist das Verhalten gut trainiert und generalisiert, ist es jedoch üblicherweise kein Problem, wenn ab und zu ein Medikament ohne anschließende Belohnung eingegeben wird, sei es, weil dein Hund krankheitsbedingt kein Interesse an Futter hat oder ein bestimmtes Präparat ohne Futter gegeben werden muss.
Für bitter schmeckende Präparate sollten auch hier Vorkehrungen getroffen werden, um dem Hund die Kooperation nicht zu verleiden: Bittere Tabletten können vor der Eingabe in Futter oder Leerkapseln gehüllt werden. Bittere Flüssigkeiten können mit flüssigem Futter (Katzen-Schleckies, püriertes Nassfutter, spezielles Päppelfutter vom Tierarzt) verdünnt werden, um den Geschmack etwas zu überdecken.
Sollte dein Hund akut erkranken, bevor du die entspannte Medikamenteneingabe geübt hast, und die Verabreichung mit Futter nicht funktionieren, so ist unter Umständen kurzfristig aus medizinischen Gründen auch die zwangsweise Verabreichung notwendig. Lass dir für diesen Fall unbedingt die richtige Technik in der Tierarztpraxis zeigen. Unter Umständen kann in diesem Fall auch die Gabe mit einem speziellen Tabletteneingeber sinnvoll sein.
In jedem Fall gilt: Vorsorgen ist besser als Improvisieren. Es ist absolut sinnvoll, verschiedene erfolgreiche Techniken zum Verbreichen von Medikamenten in petto zu haben. Nimm‘ dir also auch für deinen bisher jungen und gesunden Hund die Zeit herauszufinden, wie du Tabletten am besten mit Futter verabreichen kannst, und trainiere die Eingabe von Tabletten so früh wie möglich.