Woran erkenne ich eine gut geführte Welpenstunde?
WIE ERKENNE ICH EINE GUTE HUNDESCHULE?
WAS MACHT EINE BEDÜRFNISGERECHTE UND BELOHNUNGSBASIERTE,
GEWALTFREIE WELPENERZIEHUNG AUS?
Die meisten frischgebackenen Welpenbesitzer:innen stellen sich kurz nach dem Einzug des kleinen Hundekindes eine ganz elementare Frage: „Sollte ich mit meinem Welpen zur Welpenspielgruppe gehen?“ Um diese Frage beantworten zu können, möchte ich zunächst auf ein paar wichtige Lernziele einer Welpengruppe eingehen.
Die Größe der Welpengruppe ist entscheidend.
Eines der wichtigsten Lernziele einer Welpengruppe ist das weitere Erlernen und Üben sozialer Kompetenz. Hier geht es darum, dass der Welpe möglichst viele gute Erfahrungen mit anderen Welpen oder auch erwachsenen Hunden sammelt. Hat ein Hund die Möglichkeit zu erfahren, dass sich seine Kommunikationsversuche mit anderen Hunden lohnen, so wird ein wichtiger Grundstein im Umgang mit Artgenossen gelegt. Je kleiner die Welpengruppe ist, desto besser können Spieleinheiten von der Trainer:in beaufsichtigt werden. Die Spielpartner sollten von Größe und Temperament gut zusammenpassen. Ein gutes Spiel ist immer ausgeglichen und wechselseitig.
BEIM WELPENSPIEL GILT: WENIGER IST MEHR
Welpen sind schnell ermüdet und durch viele Eindrücke oft überfordert. Auch Spielen ist sehr anstrengend. Steigert sich in einer langen Spielphase die Erregungslage des Hundes, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass unerwünschtes Verhalten auftritt wie zum Beispiel Umrempeln, mehrere Hunde jagen einen Hund (Mobbing) oder übermäßiges Zwicken und Beißen. Bereits im Vorfeld können negative Erfahrungen vermieden werden: Eine gute Beobachtung der Hunde, vorausschauendes Handeln der Trainer:in und kurze hochwertige Spieleinheiten. Spiel- und Trainingseinheiten sollten sich abwechseln.
EIN GUTES LERNKLIMA IST WICHTIG
Alle Teilnehmer:innen einer Welpenstunde – ganz egal ob Mensch oder Hund – sollten sich während der Stunde wohlfühlen. Ein freundlicher Umgangston, eine sympathische Trainer:in und gemeinsamer Spaß am Training machen ein gutes Lernklima aus. Ebenso ist es wichtig, dass auf jedes Mensch-Hund-Team ganz individuell eingegangen wird, damit das Training in hohem Maße effektiv und zielführend gestaltet werden kann. Neben dem Erlernen einer hohen Alltagstauglichkeit des Hundes sind auch theoretische Lerninhalte für die Bezugsperson von Bedeutung: Wie kommunizieren Hunde? Wie schätzt man die Körpersprache der Vierbeiner richtig ein? Wie greife ich rechtzeitig ein, wenn sich mein Hund im Spiel unwohl fühlt? Idealerweise lernen also Menschen und Hunde gemeinsam.
FINGER WEG VON TRAININGSMETHODEN, DIE BEIM HUND ANGST AUSLÖSEN
Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in einem Zustand des Stresses und der Angst: Das Lernen fällt Ihnen in solch einem Moment sehr schwer, oder? Im schlimmsten Fall kann Lernen gar nicht erst stattfinden. Genauso gestaltet sich das Lernverhalten unserer Vierbeiner. Steht der Hund unter dem Einfluss von Angst oder Stress, wird Lernen nahezu unmöglich. Werden während der Trainingsstunde beispielsweise Bestrafung durch Einschüchterung (Alphawurf, Schnauzgriff, Wasser spritzen, bedrohliche Körpersprache), Kneifen, Treten, lautstarkes Schimpfen, Leinenruck, Stachelhalsband, Sprühhalsband, Wurfketten, Trainingsdiscs und Elektrohalsbänder “zur Erziehung” eingesetzt, wird nicht nur das Vertrauen zwischen Mensch und Hund nachhaltig geschädigt, sondern auch Angst und Stress begünstigt. Informieren Sie sich gezielt darüber, ob Ihre ausgewählte Hundeschule nach §11 des Tierschutzgesetzes geprüft ist, denn oben genannte Trainingsmethoden sind nicht nur kontraproduktiv, sondern auch tierschutzrelevant.
SOLLTE ICH MIT MEINEM WELPEN ZUR WELPENSPIELGRUPPE GEHEN?
Um diese Frage schlussendlich beantworten zu können, spielen viele Faktoren eine Rolle. Wie groß ist die Welpengruppe? Werden die Hunde altersgerecht gefördert? Welche Erfahrungen dürfen die Welpen in der Welpengruppe machen? Herrscht ein gutes Lernklima – für Mensch und Hund? Welche Trainingsmethoden werden eingesetzt? Bevor der Welpe bei Ihnen einzieht sollten Sie sich schon im Vorfeld verschiedene Gruppen ansehen. So können Sie sich in Ruhe ein umfassendes Bild machen, schließlich soll es nicht nur Ihrem Vierbeiner gut gehen. Auch Sie sollen sich wohlfühlen und beim Lernen Spaß haben. In der Hundeschule lernt nicht nur der Hund.
(Beitrag aktualisiert: Juni 2024)