Welpenschule in der Hundeschule: Worauf kommt es an?
Als ich vor über zehn Jahren das erste Mal eine Hundeschule für meinen Welpen gesucht habe, gab es hier in der Region Ravensburg / Bodensee noch zahlreiche klassische Welpenspielgruppen, in denen möglichst viele Welpen auf einem eingezäunten Platz spielen sollten, um die nötige Sozialisierung mit Artgenossen zu erlangen. Glücklicherweise sind solche Angebote, in denen es hauptsächlich um Spiel geht, eine Seltenheit geworden.
- Doch worauf kommt es im Welpentraining bzw. Welpenkurs an?
- Wie wird mein Welpe gut sozialisiert und wie bereite ich ihn auf unser Zusammenleben vor?
- Ist eine spezielle Welpenschule weiterhin angesagt?
INHALTE IM WELPENTRAINING:
AUF DIE INDIVIDUELLEN BEDÜRFNISSE KOMMT ES AN
Wir wünschen uns alle einen möglichst unkomplizierten Hund, welcher den Alltag gelassen an unserer Seite meistern kann. Welpentraining ist die Vorbereitung darauf und entsprechend sollten verschiedene Alltagssituationen im Fokus stehen.
Ein sehr wichtiger Bereich unseres Zusammenlebens mit Hund ist das häusliche Umfeld und entsprechend sollte ein Hausbesuch zu Beginn stattfinden, um die dort relevanten Themen zu besprechen und dem Welpe einen bestmöglichen Start im neuen Zuhause zu ermöglichen.
Wichtige Themen sind:
- Ruhe und Entspannung
- Alleinebleiben
- Stubenreinheit
- Möbel, Wände und Inneneinrichtung weder ankauen noch zerkratzen
- Umgang mit unerwünschtem Verhalten
- Umgang mit Besuchern
- Autofahren
- Kind und Hund
- Zusammenleben mit Katzen und / oder anderen Tieren
Hier müssen die individuellen Gegebenheiten und Anforderungen berücksichtigt werden, eine persönliche Beratung ist daher unerlässlich.
Weiteres Training, ob im Kurs oder im Einzelcoaching, sollte dann im Alltag an verschiedenen Orten stattfinden. Der Mensch soll den Umgang sowohl beim Spaziergang an der Leine als auch im Freilauf, sowohl im ländlichen als auch im städtischen Umfeld erlernen.
Wichtige Themen sind:
- Warten und Entspannung
- Unrat / Fressbares liegen lassen
- Aufmerksamkeit, Motivation und Rückruf
- Laufen an lockerer Leine
- Tierarzttraining und Pflegetraining
Selbstverständlich können hier auch erste Grundsignale wie z.B. Sitz oder der Rückruf geübt werden, der Fokus sollte jedoch auf entspanntem Verhalten in verschiedenen Situationen liegen.
REINE WELPENSPIELGRUPPE:
WARUM SOLLTE MAN DAS HINTERFRAGEN?
Nicht selten ist in typischen Welpenspielgruppen bereits zu Beginn die Aufregung sehr groß, weil ja sobald alle da sind, das Gruppenspiel beginnt. Wenn die Welpen dann etwas ausgepowert sind, kann man ein paar Übungen machen und schließlich einen müden Welpen mit nach Hause nehmen, der den restlichen Tag schläft.
Doch welche Lernerfahrungen macht ein junger Hund in der Spielgruppe? Manche Welpen sind mit dieser Situation überfordert, haben Angst und lernen, dass Artgenossen etwas Unangenehmes sind. Vor allem bei kleinen Hunden ist das Risiko hoch, dass die gewünschte Sozialisierung in einem Schreck für das weitere Leben endet.
Manche Welpen lernen, dass andere Hunde zwar etwas Positives sind und Spiel bedeuten, trotzdem ist da erst mal die Lernerfahrung, dass andere Hunde hohe Erregung bedeuten.
Im Alltag mit unseren Hunden kann solch eine Verknüpfung ganz schön ungünstig sein, denn oftmals begegnen wir anderen Hunden und möchten an diesen nur vorbeigehen. Ein junger Hund, der aber bereits viele Wochen gelernt hat, dass andere Hunde Spiel bedeuten, kann dies dann womöglich aufgrund der hohen Erregung und Erwartung oft nicht aushalten und bekommt Frust. Dieser Frust kann bereits ein erster Schritt in problematische Hundebegegnungen sein, bekannt als die sogenannte “Leinenaggression”.
WIE GEHT SOZIALISIERUNG IM WELPENKURS?
Spielen mit passenden, gleichaltrigen Welpen macht Spaß und dient dem Erlernen von Kommunikationssignalen. Ich habe es oft erlebt, dass in einem Welpenkurs echte Hundefreundschaften, aber auch menschliche Freundschaften entstanden sind, die lange anhalten. Spiel zwischen Hunden sollte aber eng begleitet werden, unschöne Erfahrungen sollten vermieden werden und dazu bedarf es guter Kenntnisse der Körpersprache sowie passende Kontakte.
Die oftmals gewünschte Sozialisierung findet jedoch nicht nur im Welpenkurs, sondern hauptsächlich im Alltag statt. Ein Kurs kann trotzdem eine wunderbare Möglichkeit sein, den Bezugspersonen zu zeigen, wie Sozialisierung mit Hunden, Menschen und anderen Lebewesen funktioniert. Wie sucht man passende Hundekontakte? Denn diese sollten nicht nur Welpen, sondern auch erwachsene und alte Hunde sein. Und auch wenn das Spiel zwischen Hunden etwas Schönes ist, sollte jeder junge Hund lernen, dass es Hunde gibt, die keinen Kontakt möchten oder nur kurz begrüßen und weitergehen.
Ich gehe mit Welpen deshalb auch gerne in Parks oder in typische Hundegebiete, wo man alltägliche Hundebegegnungen hat. Wir haben schon oft sehr höfliche nette Hunde getroffen, die uns spontan eine Weile in der Kursstunde begleiten durften.
WELPENTRAINING IM KURS ODER IM EINZELCOACHING?
Welpenkurse sind ein festes Format, in welchem man sich häufig wöchentlich trifft. Dadurch bleibt man motiviert am Training und erlebt gemeinsam mit der Gruppe Fortschritte. Wichtig ist, dass eine gewisse Gruppengröße nicht überschritten wird, um auch im Kursformat auf jeden Hund individuell eingehen zu können. Eine Gruppengröße von maximal 6 Hunden hat sich bei mir bewährt, dennoch sollte auf eine möglichst passende Gruppenkonstellation geachtet werden.
Besonders effektiv ist Welpentraining, wenn die Menschen bereit sind, zusätzliches Einzelcoaching zu absolvieren. Hier werden individuelle Herausforderungen ganz gezielt bearbeitet und oftmals können Schwierigkeiten mit kleinen Maßnahmen verhindert werden, bevor Probleme oder echtes Problemverhalten entstehen. Deshalb ist gerade die Investition in präventives Training sehr effizient.
Und selbstverständlich kann Welpentraining auch vollständig im Einzelcoaching und ohne einen Kurs stattfinden, sofern auch hier regelmäßig Termine vereinbart werden. Man muss hier keineswegs befürchten, dass dem Welpen Sozialisierung fehlt, denn diese bekommt er ohnehin im Alltag, wenn man passende Orte aufsucht und den Welpen entsprechend in den verschiedenen Alltagssituationen begleitet.
WELPENKURS MIT MINI-HUNDEN
Welpen einer Kleinhunderasse müssen ebenfalls Kontakte mit Artgenossen erlernen, hier muss jedoch besonders auf die Wahl passender Hundekontakte geschaut werden. In meiner Hundeschule in Oberschwaben (Umgebung von Ravensburg, Friedrichshafen, Altshausen, Bad Saulgau, Weingarten, Sigmaringen, Biberach) habe ich neben dem Welpenkurs auch noch den sog. Mini-Club, dies ist ein Kurs speziell für kleine Hunde. Wenn ich nur einzelne oder wenige Welpen einer Kleinhunderasse im Training habe, nehme ich diese gerne in den Mini-Club hinzu. Dort können sie erste Kontakte knüpfen und Sicherheit und Vertrauen im Hundekontakt erlernen. Selbstverständlich sollten sie später auch den Umgang mit großen Hunden lernen.
WELPENTRAINING IST EINE INVESTITION IN DIE NÄCHSTEN 15 JAHRE!
Deshalb lohnt es hier besonders Wert auf eine gewisse Qualität zu legen!
Welpentraining legt den Grundstein für das weitere Zusammenleben mit Hund fest, damit wir den Alltagsbegleiter bekommen, den wir uns wünschen.
Ich selbst habe bei meinen damals jungen Hunden sehr viel Wert auf gutes Training sowie einen achtsamen, bedürfnisgerechten Umgang gelegt, mich informiert und mir passende Unterstützung geholt. Nun sind meine Hunde bereits Senioren, wir blicken zurück auf viele wunderbare und harmonische Jahre und ich bin überzeugt, dass wir über die gesamte Zeit von gutem Welpen- und Junghundetraining profitiert haben.