Grenzen setzen 3.0 – Hunden freundlich Orientierung geben, Buch von Martina Maier-Schmid
Martina Maier-Schmid, Kynos Verlag
Um es gleich vorweg zu nehmen, ich bin total begeistert. Seit Jahren hat mich kein Hundebuch mehr so überzeugt, wie es dieses Büchlein konnte.
Der Untertitel des Buches „Hunden freundliche Orientierung geben“ ist mehr als passend.
Dass es Regeln und Grenzen beim Zusammenleben gibt, stellt sicher niemand in Frage. Häufig ist in den Köpfen der Menschen, dass das Durchsetzen der Grenze mit Strafe verbunden sein muss. Mit diesem Vorurteil räumt Martina Maier-Schmid in ihrem Buch deutlich auf.
Im ersten Kapitel geht sie darauf ein, was Grenzen überhaupt sind bzw. sein können.
Im zweiten Kapitel werden Grenzen in Zusammenhang mit der Hundeerziehung erläutert. Gängige Meinungen und Vorgehen werden in Frage gestellt. Durch tiefere Einblicke in einzelne Situationen werden Denkanstösse für eine neue Herangehensweise gegeben.
Im dritten Kapitel geht es darum, ob Zusammenleben Grenzen braucht und wie diese aussehen können. Mir gefällt sehr gut, dass hier individuelle Lösungen empfohlen werden. Und Grenzen keine Einbahnstraßen sind, sondern auf die Bedürfnisse aller Beteiligten eingegangen werden muss. So sind die Regeln gut einzuhalten.
Kapitel 4 und 5 widmen sich dem Thema, wer überhaupt Grenzen setzen darf und räumen mit der angeblichen Rangordnung zwischen Mensch und Hund auf. In diesen Kapiteln werden viele der gängigen Aussagen hinterfragt, genauer unter die Lupe genommen und reflektiert, was dran ist.
Frau Maier-Schmid schafft es mit Fragen, die man sich selber stellen kann, zum Innehalten und Nachdenken zu bewegen.
Ein Beispiel: „Überlegen Sie kurz für sich selbst: Was genau erwarten Sie, wenn Sie zu Ihrem Hund ‚nein‘ sagen?“
Man erfährt dann, wie man es besser machen kann. Das finde ich extrem wichtig. Denn nur mit Wissen, wie es nicht optimal ist, weiß man nicht, wie es anders – besser – funktionieren kann.
Kapitel sechs behandelt die Frage „Gibt es Grenzen für das Setzen von Grenzen?“
Es lohnt sich wirklich, darüber mal nachzudenken. Verlangt man womöglich das Unmögliche von seinem Hund? Wurden genetische oder krankheitsbedingte Aspekte berücksichtigt?
Bei Kapitel 7 wurde dieses Buch endgültig zu meinem neuen Lieblings-Hundebuch. Es lautet: „Grenzen – eine Frage des Blickwinkels“.
Frau Maier-Schmid spricht mir so aus der Seele, wenn sie darauf hinweist, den Fokus wegzunehmen vom unerwünschten Verhalten.
Fokussiert man sich stattdessen auf erwünschtes Verhalten, werden Grenzen im herkömmlichen Sinne plötzlich überflüssig. Der Hund zeigt erwünschtes Verhalten, weil es das ist, was sich lohnt.
Die Frage in diesem Kapitel lautet: „Was soll denn der Hund in der Situation tun?“
Dadurch bekommt der Mensch ein Trainingsziel. Der Blickwinkel wird völlig verändert. Es ergibt sich ein völlig neuer Weg des Grenzen setzen: Zeige dem Tier, was du haben möchtest und übe mit ihm, das zu tun, was du haben möchtest.
Im Kapitel 8 gibt es einen kleinen Ausflug in die Lerntheorie. Auf wenigen Seiten wird erklärt, was Verstärkung und Strafe ist, wie sie wirken und was bei der Anwendung so alles zu beachten ist.
Verdeutlicht werden die Aspekte der Lerntheorie durch praktische Beispiele aus dem Alltag mit Hund.
In Kapitel 9 geht es schließlich an die praktische Umsetzung. Wie genau kann ich das Wissen aus den vorigen Kapiteln im wahren Leben umsetzen. Denn Tipps wie “Grenzen setzen über Kommunikation” oder “Grenzen setzen durch Bindung” helfen praktisch wenig weiter.
Es ist klar, dass es sich eher um übergeordnete Tipps handelt. Bilden von Gewohnheiten, Management, Training, Alternativverhalten aufbauen. In einer Unterüberschrift heißt es ganz passend: Grenzen setzen und Führen mit Kooperation und Spaß.
Einzelne Situationen im Detail würden den Rahmen eines solchen Buches sprengen. Hat man die grundsätzliche Idee dahinter verstanden, kann man diese Tipps in jeder Situation einsetzen.
Was man tun kann, wenn man aber doch mal unerwünschtes Verhalten hat, das unbedingt unterbrochen werden muss, erfährt man in Kapitel 10. Die hier empfohlenen Möglichkeiten sind solche, an die viele Menschen niemals denken würden. Dabei kann es manchmal ganz einfach sein.
Frau Maier-Schmid geht abschließend nochmals darauf ein, welche Auswirkungen ein zu massives für den Hund negatives Einwirken haben kann. Sie schildert anhand eines Kundenbeispiels, wie man auch – oder gerade – bei einem aggressiven Hund mit positivem Training nachhaltig und effektiv zum Ziel kommt.
Bei ihren Abschlussgedanken ist das Ergebnis, dass Hundeerziehung über positive Verstärkung und Grenzen setzen sich durchaus vereinen lässt und sich nicht, wie oft behauptet, widerspricht. Der Unterschied zu einem Training, das eher auf Verbot und Strafe beruht, ist der Blickwinkel und die Herangehensweise.
FAZIT:
Einfach ein wunderbares Buch. Der Fokus liegt immer auf dem erwünschten Verhalten. Der Leser wird sehr gut abgeholt und an die neue Sichtweise herangeführt. Ich kann nur jedem ans Herz legen, sich darauf einzulassen. Es lohnt sich, denn so wird das Zusammenleben mit dem Hund nicht grenzenlos, aber grenzenlos harmonisch. Easy Dogs Insidertipp!
VERLAGSINFO:
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- Autor: Martina Maier-Schmid
- Verlag: Kynos Verlag, 1. Auflage 2020
- Umfang: 128 Seiten
- Abmessungen: 17.7 x 1.5 x 23.3 cm
- Sprache: deutsch
- ISBN: 978-3-95464-221-2
- Preis: 19,95 €