Faktencheck: Dein Hund muss am Napf warten
DEIN HUND MUSS EINE BESTIMMTE ZEIT WARTEN, BEVOR ER VON DIR DIE FREIGABE ERHÄLT, AN SEINEN NAPF ZU GEHEN.
IST DAS SINNVOLL?
NEIN, IST ES NICHT.
Dies soll die Selbstbeherrschung des Hundes trainieren und wird oft als sogenannte Impulskontrollübung hergenommen. Impulskontrollübungen resultieren aus der Annahme, dass Zurückhaltung durch Verbote und Freigaben geübt werden soll. Warten vor dem Futternapf erfordert Impulskontrolle (= Selbstbeherrschung) und ist dementsprechend eine der häufigsten Impulskontrollübungen, welche jedoch nicht sinnvoll ist.
Wozu sollen Impulskontrollübungen dienen?
Sie sollen den Hund kontrollierbar machen und so dafür sorgen, dass er dem Reh nicht nachrennt, dass er draußen nichts vom Boden aufsammelt und beim Gassigehen nicht zu anderen Hunden hinzieht, usw. Doch keine dieser gewünschten Verhaltensweisen erlernt der Hund durch das Warten am Futternapf.
Warum funktioniert das nicht?
Es funktioniert nicht, weil die Fähigkeit zur Impulskontrolle situativ erlernt wird. Ein Hund, der zuhause vor dem Futternapf warten kann, kann draußen dennoch dem Reh nachgehen oder Dinge vom Boden aufnehmen, da es sich um völlig unterschiedliche Situationen und Kontexte handelt. Außerdem ist Selbstbeherrschung etwas komplett anderes als entspanntes oder gelassenes Warten. Wer gelassen wartet, hat keinen Impuls, der kontrolliert werden müsste.
Was sind die Nachteile solcher Impulskontrollübungen?
Der Hund zeigt das beherrschte Verhalten meist nur, weil der Mensch ihn körpersprachlich, mit einem verbalen Signal oder durch Managementmaßnahmen davon abhält, zum Futter zu gehen. Das erzeugt nicht nur einen inneren Spannungsdruck beim Hund, sondern belastet auch die Beziehung zu seinem Menschen. Nicht zielführende Impulskontrollübungen, wie das Warten am Futternapf ziehen oft sogar vermehrt impulsives (= unbeherrschtes) Verhalten an anderer Stelle im Alltag nach sich.