Fahrradfahren mit dem Hund
WERTVOLLE TIPPS ZUR AUSRÜSTUNG, GESUNDHEITLICHE VORAUSSETZUNGEN, GEWÖHNUNG UND ANWENDUNG IM ALLTAG
Mit dem Hund Fahrrad fahren ist eine tolle Beschäftigung für Mensch und Hund. Es macht Spaß und hält fit. Wenn man einiges dazu beachtet, werden Mensch und Hund viel Spaß daran haben.
Etwa zweimal wöchentlich bin ich mit Australian Shepherd Pumo (†) am Fahrrad unterwegs. Es braucht einiges an Konzentration, sowohl für den Hund, als auch für mich. Ich soll den Hund beobachten, den Verkehr im Auge haben und gleichzeitig dabei den Hügel hochstrampeln… Im Wald ist es bei uns entspannter, da der Verkehr wegfällt. Wir bleiben beide fit und ich kann auch einmal mit Pumo so richtig „Gas geben“, was ihm besonders gut gefällt. Pumo bleibt auch im Wald an der Leine, da er leidenschaftlich gerne jagen gehen würde. Wenn wir am Fluß oder auf übersichtlichen Wegen unterwegs sind, ist das “offline” fahren, also Freilauf für Pumo, für uns beide am allerschönsten.
EMPFEHLENSWERTE AUSRÜSTUNG FÜR DAS FAHRRADFAHREN MIT HUND
Wichtig beim Fahrradfahren mit dem Hund ist eine gute Ausrüstung. Der Hund soll am Fahrrad nicht am Halsband geführt werden! Er soll stattdessen ein gut sitzendes, breites, den Hund nicht in seiner Bewegung einschränkendes, gepolstertes Brustgeschirr tragen.
Bitte kontrollieren Sie regelmäßig den Körper Ihres Hundes auf kleine Scheuerstellen. Idealerweise haben Falls Sie möchten, dass Ihr Hund zieht, benutzen Sie bitte unbedingt ein spezielles Zuggeschirr und lassen Sie sich beim Kauf von einer Fachperson beraten.
Ein anderes Hilfsmittel ist der Springer, der am Fahrrad befestigt wird. Das chromierte Stahlrohr wird am Rahmen des Fahrrades befestigt. Die Zugfeder aus Stahl gleicht ruckartiges Ziehen vom Hund aus. Durch die kurze Leine wird der Hund davon abgehalten ins Fahrrad zu laufen. Der Sicherungsring löst aus, wenn sich die Leine beispielsweise in einem Hindernis verfängt.
Die Vorteile beim Springer sind sicher, dass man beide Hände frei hat. Man kann sich so besser auf den Verkehr konzentrieren. Von Nachteil ist, dass der Hund nur einen relativ geringen Abstand zum Rad halten kann, da die Leine nur ca. 50cm lang ist. Der Sicherungsring ist aus Plastik, wodurch keine 100%ige Sicherung des Hundes möglich ist. Dennoch empfehle ich die Sicherung des Hundes mit einer zusätzlichen Leine.
Eine andere Möglichkeit ist eine flexible Joggingleine, die an einem Bauchgurt befestigt wird. Die Gefahr, dass die Leine in die Räder kommt, ist sicher größer. Man ist jedoch flexibler unterwegs und hat den Hund schneller an- und abgeleint. Ein weiterer Nachteil ist, dass man sehr schnell ins Schwitzen kommt unter dem Gurt.
Eine weitere Möglichkeit ist es, den Hund während des Fahrradfahrens in einem Hänger oder einem Transportkorb, vorne am Lenker oder auf dem Gepäckträger, zu transportieren. Wichtig ist hierbei ein genaues einlesen in die Maße und die Gewichtsbegrenzungen des gewünschten Modells. Gerade als Hänger empfehlen sich Modelle, die man auf einen Joggerwagen umrüsten kann, sollte man später mal eine Transportmöglichkeit für den Hundesenior oder die Hundeseniorin brauchen.
Ich persönlich mag den Springer. Ich fühle mich damit sicher. Das ist an der Strasse mit Verkehr sehr wichtig, da ich mich auf den Verkehr konzentrieren muss. Sobald Pumo und ich dann im Gelände ankommen, lasse ich ihn entweder frei oder nehme ihn an eine lange Leine (5 m). Dann kann er sich freier um mich herum bewegen. Oft ist er dann vor mir, so kann ich ihn beobachten und erkenne, wenn er das Bein heben muss oder schnüffeln will.
Schützen Sie sich selbst mit einem guten Fahrradhelm und benutzen Sie ein verkehrssicheres Fahrrad. Selbstverständlich gehören auch beim Fahrrad fahren mit dem Hund Kotbeutel zur Ausrüstung. Genügend Wasser für Sie und Ihren Hund sollten Sie einpacken. Ein faltbarer Napf spart Platz und ist leicht.
Benutzen Sie niemals Flexileinen beim Fahrradfahren. Wenn Ihnen die Flexi- oder Rollleine aus der Hand fällt, scheppert es so, dass der Hund erschrecken muss. Auch ist die Gefahr groß, dass sich das dünne Seil irgendwo im Fahhrad verheddert – vielleicht merken Sie es nicht sofort – sobald es aber bemerkt wird – ist es meist zu spät und ein Unfall passiert unvermeidbar. Auch wird der Hund oft zu ruckartig gestoppt, das gibt dem Hund jedes Mal ein Schlag auf die Wirbelsäule und das möchten wir unbedingt vermeiden. Nehmen Sie je nachdem eine 2 bis max. 5 m lange Leine mit und eine Pfeife für den Rückruf. Bei Dämmerung empfehle ich Ihnen eine Sicherheitsweste an Ihnen und auch für den Hund zu tragen. Oder mindestens gutes Licht und gut sichtbare Reflektoren.
WICHTIGE GESUNDHEITS-CHECKS VOR DEM FAHRRADFAHREN MIT DEM HUND
Fahrrad fahren darf man nur mit einem gesunden Hund. Denken Sie daran, dass auch ein Hund zuerst fit werden muss. Beginnen Sie mit kurzen Touren in langsamen Tempo. Überfordern Sie alte Hunde nicht und denken Sie an deren Gelenke. Schonen Sie Ihren Hund zu Beginn des Aufbautrainings am Tag danach und beobachten Sie ihn gut. Auch Hunde können Muskelkater vom Sport bekommen! Falls das vorkommt, sind Sie zu schnell vorwärts gegangen und haben den Hund körperlich überfordert. Schonen Sie ihn am nächsten Tag. Fahrradfahren kann auch beim Hund zu Muskelkater führen.
Geben Sie sich und dem Hund Zeit. Man kann schon einen Welpen und Junghund an ein Fahrrad und andere Transportmittel gewöhnen. Das Fahren am Rad beginnt man jedoch erst mit einem ausgewachsenen Hund. Wenn der Hund 17 Monate ist, kann man erste kurze Touren beginnen. Vorsicht geboten ist bei Hunden, die Mühe mit dem Atmen haben. Hier empfehle ich eindringlich wirklich nur ganz kurze Strecken in sehr langsamen Tempo zu fahren.
Wichtig ist, dass Ihr Hund eine gute Balance hat aus Bewegung, Beschäftigung, Entspannung und Ruhephasen. Bitte achten Sie darauf, dass der Hund nicht übermäßig beschäftigt und bewegt wird. Alltagstraining ist für einen Junghund oft das Wichtigste und meistens eine ausreichende Beschäftigung für Mensch und Hund! Gönnen Sie sich und Ihrem Hund gesunde Erholungsphasen und genug Ruhe.
Das Tempo sollte allgemein an den Hund angepasst werden. Besonders bei großen Rassen ist Vorsicht mit den Gelenken geboten. Große Hunde ab 20 kg belasten ihre Gelenke durch das Körpergewicht stärker als leichtere Vierbeiner. Daher sollte der Hund möglichst nicht zu lange Strecken und im Galopp nebenher rennen. Hohe Geschwindigkeiten sollten Sie kaum zulassen und wenn, dann nur für ganz kurze Sprints und nie auf Asphaltstrassen. Der Untergrund gibt nicht nach und erhöht deshalb die Belastung auf die Gelenke. Bei kleinen Rassen muss man unbedingt darauf achten, nicht zu schnell zu fahren. Bitte denken Sie daran, dass der Hund viel mehr Schritte machen muss. Ein Fahrradkorb für Hunde kann am Lenker befestigt werden. So können kleine Hunde bei längeren Touren transportiert werden, da kleine Hunde viel mehr Schritte machen müssen.
Besonders achten sollten Sie auch auf die Temperaturen! Im Sommer empfehle ich nur ganz früh morgens oder sehr spät abends auf eine Tour zu gehen. Bitte daran denken, dass sich Asphaltstrassen sehr stark erhitzen. Die Ballen der Hunde können darunter sehr leiden. Die routinierte Kontrolle und Pflege der Ballen solle ohnehin eine Selbstberständlichkeit sein.
Fühlen Sie doch einmal selbst und legen Sie an einem heißen Sommertag Ihre flache Hand einige Minuten auf den Teer oder bleiben Sie barfuß einige Zeit stehen! Das wird ganz schön heiss! Ebenso müssen wir berücksichtigen, dass Hunde ein Fell tragen. Gerade Hunde mit dichtem Fell erhitzen sich sehr schnell.
(Lesen Sie dazu auch: Darf man Hunde scheren?)
Ein guter Aufbau ist das A und O für das zukünftige Trio Mensch – Hund – Fahrrad. Mit einem guten Aufbau erreicht man, dass der Hund weiß, was wir von ihm wünschen und das auf positive Art. Er macht gute Erfahrungen und wir legen viel Wert auf die Ausgewogenheit von Erregung und Entspannung.
TIPPS ZUM TRAININGSAUFBAU FÜR DAS FAHRRADFAHREN MIT HUND
- Am Besten wird der Hund von einer Zweitperson an der Leine an einem gut sitzenden, gepolsterten Brustgeschirr geführt.
Zu Beginn ist das Handling von Fahrrad, Leine, Belohnungen nicht ganz einfach. Eine Hilfsperson unterstützt Sie bei der Sicherung des Hundes. Sobald Sie sich sicherer fühlen, brauchen Sie die Hilfsperson nicht mehr. - Gewöhnen Sie Ihren Hund an das Fahrrad, so dass Ihr Hund normal und gelassen reagiert, wenn er das Rad erblickt.
Sollte Ihr Hund Meideverhalten zeigen, also sich vor dem Fahrrad scheuen und auf Distanz gehen oder sehr aufgeregt sein, also bellen, in die Leine beißen oder Sie anspringen, sollten Sie eine kompetente Hundetrainer:in kontaktieren, der Ihnen den richtigenTrainingsweg aufzeigt. Wir wünschen uns einen Hund, der gelassen, entspannt und ohne Furcht neben dem Fahrrad hergeht. Wenn Sie Meideverhalten oder starke Aufregung ignorieren und den Hund zu etwas zwingen, erreichen Sie dieses Ziel nicht und der Hund würde unter dieser Beschäftigung leiden.
- Zu Fuß gehen Sie neben dem Fahrrad auf dem Vorplatz ein paar Runden.
Der Hund wird jedes Mal für das Verhalten: “Ich befinde mich auf der rechten Seite des Fahrrades” von Ihnen oder der Hilfsperson belohnt. Vor der Belohnung geben Sie immer das Markersignal. Es empfiehlt sich ein Markerwort zu wählen, da das Handling mit dem Clicker und dem Halten des Lenkers (und später des Hundes) schwierig ist. Führen Sie den Hund auf der rechten Seite, da das die abgewendete Seite zum Verkehr ist. Das Markerwort wird genauso erlernt und eingesetzt wie der Clicker. So können wir beim Fahrrad fahren auf den Clicker verzichten.4. Klappt dieser Schritt gut, steigen Sie auf das Fahrrad und fahren ganz langsam ein paar Runden. Wieder erhält der Hund jedes Mal, wenn er auf der rechten Seite des Fahrrades ist, mit dem Markersignal ein positives Feedback auf das eine Belohnung folgt. Werfen Sie das Leckerchen jedes Mal hinter sich und fahren Sie äußerst langsam los. Sobald der Hund wieder auf der rechten Seite auftaucht: Markieren und belohnen! Wieder werfen Sie das Leckerchen nach hinten, damit der Hund sich angewöhnt nicht am Fahrrad vorbeizustürmen. Dieses Training absolvieren Sie am Anfang immer noch mit der Hilfsperson und ohne Leine, so kann der Radius des Hundes auch größer sein, als nachher alleine. Dieser Trainingsschritt darf und soll sehr oft wiederholt werden. Wenn der Hund sich freiwillig und schnell auf der rechten Seite einfindet, kann man auch anfangen das Leckerchen vom Fahrrad aus direkt dem Hund zu geben und so die Hilfsperson abbauen. Vorsicht: Dieser folgende Ablauf kann je nach Hund variieren:
a) bei hoher Erregung des Hundes:
Viele Wiederholungen der Konditionierten Entspannung am Fahrrad fördern die Ruhe des Hundes. Bei hoher Erregung ist es unbedingt notwendig, zuerst das Fahrrad mit Entspannung zu verknüpfen. Sie präsentieren das Fahrrad und entspannen Ihren Hund. Anschließend wird das Fahrrad wieder weggeräumt und nicht bewegt. Diesen Schritt wiederholen Sie solange, bis das Erregungslevel des Hundes angenehm für Hund und Mensch bleibt.
b) bei Meideverhalten des Hundes gegenüber des Fahrrades:Jedes Hinsehen und freiwilliges Annähern wird mit dem Markersignal honoriert und belohnt. Denken Sie bei der Auswahl der passenden Belohnung vor allem an den funktionalen Verstärker der Distanzvergrößerung! - Das Einführen der Signale “Links” und “Rechts” von Anfang an ist hilfreich!
Wir kündigen also jeden Wechsel der Fahrtrichtungmit dem entsprechenden Signal an. Benutzen Sie dazu besser die englischen Vokabeln wie “right / left”, da es sich auf deutsch zu ähnlich anhört und der Hund diese leichter verwechseln kann und sie nicht so leicht lernt.
Mit diesen Signalen können Sie den Hund, wenn er nicht an der Leine sein muss, vom Fahrrad aus lenken. So kann der Hund auch einmal vorneweg laufen und bei einer Kreuzung können Sie ihm zurufen, in welche Richtung er laufen soll. Am Besten bringen Sie ihm auch den Seitenwechsel hinter dem Fahrrad mit einer bestimmten Vokabel, wie z.B. “Wechsel”, bei. So können Sie ihn auf die jeweils andere Seite des Fahrrades lenken, ohne absteigen zu müssen oder die Hände zu gebrauchen. Am Anfang helfen Sie dem Hund, in dem Sie sich mit der linken Hand (wenn Sie wollen, dass er von rechts nach links wechselt) und einem Leckerli hinter ihrem Rücken nach rechts beugen und den Hund ansprechen. Sobald er ihrer Hand folgt, sagen Sie das Signal “Wechsel”. Wenn er auf der linken Seite angekommen ist, sagen Sie das Markerwort und geben Sie ihm die Belohnung. Genauso wird der Wechsel zurück nach rechts gemacht. Durch den Wechsel hinter dem Fahrrad wird der Hund automatisch auch gebremst und verlangsamt, was ein Vorteil ist.
5. Sie beginnen nun langsam den Weg aus dem Hof zu fahren.
Falls Sie auf eine Straße mit Verkehr kommen, seien Sie von nun an sehr vorsichtig, achten Sie auf den Verkehr und halten Sie sich an die Verkehrsregeln. Die Hilfsperson sollten Sie nun schon nicht mehr brauchen. Beobachten Sie Ihren Hund aufmerksam: er soll nicht auf den Fahrradfahrer schauen, sondern dahin, wohin er läuft. Immer wenn er schön neben dem Fahrrad her läuft und nach vorne sieht, wird das erwünschte Verhalten mit dem Markersignal hervorgehoben und belohnt.
6. Wenn bis hierher alles gut klappt, kann man langsam die Routen verlängern.
Bitte beachten Sie den Trainingsstand Ihres Hundes. Denken Sie auch daran, dass der Hund fit gemacht wird und diese Fitness ganzjährig aufrecht erhalten werden sollte. Möchten Sie regelmäßig Fahrrad fahren? Was machen Sie mit Ihrem Hund stattdessen, wenn es Schnee und Eis hat? Auch dann möchte ein gut trainierter Hund seine sportliche Betätigung haben.
Damit Sie den Überblick über Ihren Trainingsstand und Trainingsverlauf behalten, empfehle ich Ihnen ein Trainingstagebuch zu führen. Mit dem Alltagshelfer von Easy Dogs macht das auch richtig Spaß. Vielleicht hilft Ihnen auch ein Fahrradtacho (Cyclometer) dabei, zu wissen, wie viele Kilometer Sie in welcher Zeit bereits mit Ihrem Hund zurückgelegt haben. Wenn es schön ist und es bei Ihnen gerade gut läuft, ist die Gefahr vorhanden, dass man schnell euphorisch wird und einige Kilometer mehr unter die Räder nimmt, als das letzte Mal. Denken Sie daran, der Hund muss diese ganze Strecke rennen. Er hat vielleicht einen eher schlechten Tag und doch läuft er mit Ihnen mit. Beobachten Sie ihn gut und nehmen Sie sich lieber zu wenig als zu viel vor.
Besondere Vorsicht gilt natürlich in dichtem Verkehr. Sie verstärken erwünschtes Verhalten häufiger und achten auf einen sehr langsamen Aufbau, was heißt, dass Sie zu Beginn nur kurze Strecken fahren. Bei geräuschempfindlichen oder schreckhaften Hunden ist im Verkehr besondere Vorsicht geboten. Hier könnte ein Anhänger oder Fahrradkorb eine sichere Alternative sein. Bitte lassen Sie sich von einer Hundetrainer:in beraten und verzichten Sie bis dahin auf das Fahren an Straßen.
Tipp: Fortgeschrittenen Trainern empfehle ich den Aufbau eines Nasentouches auf dem Oberschenkel des Menschen als Wortsignal, oder auch ein Pfötchen geben (oder Nasentouch) auf dem eigenen Fuß. Gerade bei kleineren Hunden ist das noch praktischer. Dieser hilft beispielsweise, wenn andere Hunde kommen und/oder man am Rand wartet. So können wir direkt am Fahrrad stehen bleiben.
7. Anschließend können Sie beginnen das Tempo zu variieren.
Gut ist es, wenn Sie alles mit dem Hund an der Leine üben. Sowohl das Langsamfahren als auch das Schnellfahren. Achten Sie darauf, dass Ihr Hund beim langsamen Tempo nicht der Versuchung des Schnüffelns nachgibt und dass Sie das oft selbstbelohnende Schnellfahren nicht auf Asphalt einsetzen. Ideal ist es, die Hunde traben und nur ganz kurze Strecken “galoppieren” zu lassen.
Wann immer möglich ziehen Sie den Naturuntergrund dem Aspahlt vor. Asphaltstraßen bergen mehr Gefahr durch Scherben, Steinchen, Splitt oder Glatteis und sie heizen bei Hitze sehr schnell auf. Ebenso haben wir dort meist mit mehr Verkehr zu rechnen.
Tipp: Die Pfotenballen nach jeder Tour kontrollieren und gegebenenfalls mit einer guten Ballensalbe einreiben. Beginnen Sie von Anfang an, die Tempowechsel zu benennen. Sie bremsen beispielsweise langsam ab, der Hund wechselt vom Trab ins Laufen – das ist der Moment, in dem Sie das Signalwort “langsam” sagen. Wichtig ist, dass Sie das Signal erst dann geben, wenn der Hund das Verhalten ausführt. Es wird oft der Fehler gemacht, dass der Mensch “langsam” sagt und dann den Hund beginnt zu bremsen. So lernt der Hund, dass nach einem Signal etwas vom Menschen kommt. Wir möchten aber, dass der Hund sein gezeigtes Verhalten mit dem Signalwort verbindet. Sie sagen also jedes Mal, wenn der Hund langsam wird “langsam” (das können Sie natürlich auch unabhängig vom Fahrrad fahren lernen, beispielsweise auch beim Longieren). Nach ca. 20x können Sie das Signal “langsam” geben, wenn der Hund dann das gewünschte Verhalten zeigt, Markersignal und Belohnung. Das Gleiche gilt auch für das Schnellfahren. Gerade hier ist es wichtig, dass wir ein Signal aufbauen, weil wir es dann auch als Belohnung einsetzen können.Tipp: Je nach Hundetyp kann ein funktionaler Verstärker, also die bedürfnisgerechte Belohnung, das Schnellfahren sein. Setzen Sie diesen besonders attraktiven Verstärker dosiert, vorsichtig und natürlich nur als Konsequenz auf erwünschtes Verhalten ein!
8. Legen Sie immer wieder Schnüffel- und Pinkelpausen ein, die stets mit dem gleichen Signal beginnen: “Pause” – Anhalten – Fahrrad schieben oder hinstellen – der Hund kann schnüffeln und sich erleichtern. Wichtig ist, dass Sie zuverlässig auf jeder Tour mindestens eine – besser mehrere – solche Sequenz(en) einhalten. Der Hund weiß mit der Zeit, dass die Pausensequenz kommen und angekündigt wird und verlässt sich darauf. So wird er konzentrierter am Rad dabei bleiben.
9. Jeder Beginn einer Fahrt wird mit einem Signal verknüpft: “Velo/Fahrrad” – Aufsteigen – Losfahren. Der Hund wird mit der Zeit lernen, dass danach die Fahrt losgeht. Bis dahin kann er sich entspannen und muss sich nicht übermäßig aufregen.
Das Nebenherlaufen wird immer wieder einmal belohnt! Auch hier erzielen Sie bei erwünschtem Verhalten die größte Zuverlässigkeit, wenn Sie mit der Belohnung abwechseln. Beispiele: stimmliches Lob, verschiedene Futterbelohnungen, kurze Sprints. Alles was machbar ist und der Hund als Belohnung empfindet, ist möglich.
10. Wenn ein Hund gerne jagt und Wild oder die Nachbarskatze entdeckt, gilt auch hier: je nach Hund muss verschieden darauf eingegangen werden.
11. Ganz wichtig ist ein gutes Stoppsignal.
Damit beginnt man am besten wieder im gewohnten Umfeld des Hundes und generalisiert es dann auf der ganzen Fahrradroute – am Besten mit einem positiv aufgebauten Abbruchsignal, wie es z.B. der Geschirrgriff ist. Das Stoppsignal üben Sie auch und vor allem immer wieder auf dem Fahrrad.
Stoppsignal und eine Top-Belohnung für das Stehenbleiben trainieren:
Bei einem Hund, der in eine hohe Erregungslage kommt, muss viel mit Entspannung gearbeitet werden. Das heißt, immer wieder Pausen machen und entspannen. So dass die Konditionierte Entspannung stets aufgeladen und im Gehirn abrufbar ist.
Wichtig: Einen Hund der jagt, lassen wir nicht von der Leine. Das Jagdverhalten kann sich verändern durch die höhere Geschwindigkeit am Rad im Vergleich zum Spaziergang. Es gibt Hunde, die sich durch das Tempo animiert fühlen zu jagen. Falls ein Hund einmal eine Runde in den Wald macht, fahren wir NIEMALS einfach schnell weg. Das wäre ein Spiel mit der Angst des Hundes, denn er bekommt Verlustangst und beginnt uns zu suchen. So ein Spiel gehört sich nicht, denn Spiel ist es nur, wenn alle Parteien Spaß daran haben! Bei wirklich jagdlich ambitionierten Hunden stehen die Chancen auf Erfolg dieser “Trainingstechnik” im übrigen ohnehin sehr schlecht…
Wir stellen das Fahrrad ab und rufen den Hund ab. Dazu können wir gerne die ganze Werkzeugkiste der positiven Verstärkung und einfallsreicher, bedürfnisgerechter Belohnung nutzen! Kontaktieren Sie eine Trainer:in, der Ihnen den zuverlässigen Rückruf bzw. das Stehenbleiben bei Wildsichtung zeigt.
Es lohnt sich, das Stoppsignal sehr oft zu üben.
Es kommt der Tag, an dem man es braucht…!
SO MACHT FAHRRADFAHREN MIT HUND BEIDEN SPAß – DAS GILT ES SONST NOCH ZU BEACHTEN
- Pausen
Legen Sie viele Pausen ein, in denen der Hund auch schnüffeln und sich erleichtern kann. - Fitness
Ein langsamer, geplanter Aufbau ist enorm wichtig, vor allem beim Ausbau der Streckenlänge und des Tempos! Ein Hund wird nicht als Hochleistungssportler geboren. Machen Sie sich Notizen im Trainingstagebuch von Easy Dogs. Dieses Büchlein ist wie dafür gemacht, denn Sie können sich hier – z.B. in den Pausen – alle Trainingsschritte und Touren notieren und es leicht in die Jackentasche stecken. - Vokabeltraining
Diese Übungen sind wichtig und empfehlen sich auf jeder Tour zu wiederholen:
– Tourstart: “Fahrrad/Velo”
– Den Hund immer wieder für das erwünschte Verhalten verstärken. Markerwort, z.B.“Click”, und abwechslungsreiche Belohnungen
– Pausen ankündigen: “Pause”
– Tempowechsel benennen, damit er zur Belohnung eingesetzt werden kann: “Sprint” oder “Langsam”
– Richtungswechsel benennen: “Left/Right”
– Wechseln hinter dem Fahrrad benennen (Freilauf): “Wechsel”
– Entspannen, z.B. mit dem Entspannungswort “Easy”, ideal in Kombination mit dem Entspannungstuch
– Stoppsignal/Rückruf: “Stopp/Geschirr”, Rückrufsignal
– Nasentouch oder Pfotentouch: “Touch” auf dem Oberschenken oder dem Fuß des Fahrers - Wasser
Nehmen Sie immer genügend Wasser für Mensch und Hund mit! Die Routen wählen Sie so, dass Sie an Wasserstellen vorbei kommen, an denen der Hund trinken – oder noch besser – baden kann, wenn er das möchte - Temperaturen
Vorsicht bei Temperaturen ab 15° C! Im Sommer nur frühmorgens oder spätabends unterwegs sein. Denken Sie daran, ihr Hund trägt ein Ganzkörperfell und reguliert seine Temperatur nur durch Hecheln. - Voraussetzungen
Der Hund muss mindestens 12, besser 17 Monate alt und gesund sein. Bitte klären Sie die Gesundheit (Bewegungsapparat, Atemorgane, Herz) bei Ihrem Tierarzt Ihres Vertrauens und dokumentieren die Checks und Behandlungen in einem Gesundheitstagebuch. - Verkehr
Zu viel Asphaltstraßen und Abgase meiden. Den Hund auf der rechten Seite führen.
Fazit:
Gemeinsam mit dem Hund Fahrrad zu fahren ist eine ausgezeichnete Beschäftigung für beide. Wenn Sie ein paar Dinge berücksichtigen, werden Sie viel Spaß daran haben. Mich spornt es an, eine Fahrradtour zu machen, wenn ich sehe, wieviel Freude Pumo hat, wenn ich das Fahrrad hervorhole. Es sind oft ganz besondere, manchmal abenteuerliche Touren, die wir dann zusammen erleben. Mir gefallen die Sequenzen, in denen wir beide konzentriert auf der Straße fahren, genauso gut wie die Strecken, an denen wir trödeln können. Es erstaunt mich immer wieder, wie gut Pumo beim Radeln vieles sonst so interessantes in der Umwelt ausblenden bzw. “ignorieren” kann. Es gibt bei uns eine Strecke, an der sich ein Spurt geradezu anbietet: Es geht geradeaus, auf Waldboden, kein Verkehr. Wenn ich da ein Wettrennen mit Pumo mache, muss ich vor lauter Freude immer laut lachen. Ich bin sicher, dass auch er lacht. Ich wünsche Ihnen und Ihrem Hund viel Freude beim Abenteuer Fahrrad fahren.
Anmerkung: Der Beitrag gilt für Deutschland. In Österreich ist das Fahrradfahren mit dem angeleinten Hund verboten.
(Beitrag aktualisiert: Juni 2024)