EQUANIMITY® Relax Gel für Pferde im Test
GELASSENHEIT UND ENTSPANNUNG FÜR PFERDE
Unsere Pferde leben in einer Welt, die ihnen als Fluchttieren eine Menge abfordert: Fremde Ställe auf Wanderritten, bunte Übungsgegenstände im Training, Busse im Straßenverkehr, Hängerfahrten und Zahnkontrollen. Nicht alle Pferde reagieren dabei ruhig und gelassen. Eher im Gegenteil. Bei mir melden sich viele Pferdebesitzer, die sich wünschen, ihr Pferd wäre in bestimmten Situationen gelassener. Und dann sind da noch die vielen Situationen, in denen man seinem Liebling einfach nur Stress ersparen möchte. Hier setzt das EQUANIMITY® Relax Gel an.
PRODUKTINFORMATION:
- Hier kaufen
- Name: EQUANIMITY® Relax Gel
- Hersteller: aniProtec GmbH
- Inhalt: 5 ml
- Preis: 7 €
EQUANIMITY® Relax Gel – Was ist das?
Hierbei handelt es sich um ein Gel, welches das „Equine Appeasing Pheromone“ enthält, welches Pferde beruhigen soll.
Das natürliche Equine Appeasing Pheromone (nachfolgend EAP genannt) wird bei der laktierenden, also stillenden Stute in der Nähe des Euters freigesetzt, so dass Fohlen während des Säugens dieses Pheromon wahrnehmen. Bei guter Kinderstube, einer fürsorglichen Mutter und einem sicheren Umfeld wird dieses Pheromon also mit Wohlbehagen verknüpft.
Bei erwachsenen Pferden wirkt das Pheromon ebenfalls beruhigend, da es Stressreaktionen messbar verringert (Herzfrequenz, Puls etc.) und Neugierverhalten erhöht.
Bei Hunden wird das entsprechende Hundepheromon D.A.P. (Dog Appeasing Pheromone, Handelsbezeichnung Adaptil®) schon länger erfolgreich genutzt.
Wie wird‘s gemacht?
Vor dem Öffnen der Packung muss diese etwa 60 Sekunden kräftig geschüttelt werden, danach wird das Gel jeweils unter die Nüstern geschmiert. Dort muss es eine gute halbe Stunde einwirken, auftragen sollte man es, solange das Pferd noch entspannt ist. Falls eine Nachdosierung nötig ist, sollte diese etwa zwei Stunden nach der ersten Dosis erfolgen.
Das ergab der Praxistest:
Hier möchte ich kurz ein paar der Situationen schildern, in denen ich das EAP ausprobiert habe. Bei einem Jungpferd mit negativen Vorerfahrungen beim Thema „In den Hänger einsteigen“, also dem Verladen konnte ich keinerlei nennenswerte Veränderung feststellen. Auch an verschiedenen Tagen und in verschiedenen Trainingsumgebungen bemerkte ich keine Unterschiede. Der junge Wallach zog weiterhin mit aller Kraft vom Hänger weg und zeigte massive Stresszeichen.
Ein hochgradig angespanntes und gegenüber Menschen misstrauisches Pferd, welches die Tierärztin normalerweise keinesfalls näher als Trittweite an sich herangelassen hätte, konnte dank der vorherigen EAP-Gabe behandelt werden. Diese Stute ließ sich sogar eine tiefe Schnittwunde an der Innenseite ihres hinteren Oberschenkel auswaschen und stand dabei nahezu still. Als die Wunde fingertief ausgewischt wurde, ging die Stute lediglich einen Schritt von der Tierärztin weg.
Ein weiteres Pferd mit massiver Spritzenphobie konnte unter Zuhilfenahme des Pheromons während der Injektion ruhig still stehen. Der Tierarzt, der dieses Pferd sonst anders kannte, war derart beeindruckt, dass er sich ein Päckchen Gel mitgeben ließ, um es selbst auszuprobieren.
Bei einem hypernervösen, zappeligen Wallach, der sich nicht von Fremden und nur durch Training von mir im Gesichtsbereich anfassen lässt ohne rückwärts zu schießen, wirkte das EAP derart gut, dass er vor sich hin döste und dabei in sich zusammensackte. Selbst als ich seinen Kopf festhielt und der Pferdedentist die hinteren Backenzähne innerlich und äußerlich abtastete, hob er lediglich einmal kurz den Kopf. Wir konnten ohne Probleme sämtliche Zähne kontrollieren. Der begleitende Tierarzt fragte überrascht nach, welche Sedierung ich denn vorher gegeben hätte.
Ein Pferd, das negative Vorerfahrung mit der Hufbearbeitung hatte und ebenfalls Menschen gegenüber sehr misstrauisch ist, konnte von der Anwendung des EAP nicht profitieren und zeigte keine Veränderungen seines Verhaltens.
Wann wirkt EAP?
Ähnlich wie beim (Hunde-) D.A.P. scheint das Pheromon eher bei Pferden zu wirken, die eine angenehme Kindheitsphase hatten. Darauf weist der Hersteller sogar hin, was ich wirklich gut finde. Wenn ein Pferd bereits negative Verknüpfungen mit einer bestimmten Situation hat, hilft das EAP nicht unmittelbar.
Um Pferde entspannt in neue Situationen zu führen, hilft das EAP deutlich.
Beim Training für vorbelastete Situationen in entspanntem Umfeld unterstützt das EAP ebenfalls.
Welche Anwendung ist sinnvoll?
Ich nutze das EAP sehr gerne, wenn ich Pferde das erste Mal an eine unangenehme Sache heranführen möchte. Im Idealfall unterstütze ich sie nicht nur mittels EAP, sondern auch mit Hilfe unseres Markertrainings, damit die einmalige Wirkung des Pheromons in neuen Situationen nicht „verschwendet“ wird, sondern ich in der guten Stimmung direkt tolles Verhalten verstärken kann. Beispielsweise beim ersten Aufsitzen, beim ersten Verladen oder der ersten Manipulation im Maul. Hier hilft das EAP, einen guten Einstieg zu bekommen und so einen positiven Grundstein für weitere Übungen zu legen.
Desweiteren kommt das EAP bei mir zum Einsatz, wenn Pferde bereits eine schlechte Vorerfahrung und negative Erwartungen gegenüber bestimmten Situationen haben. Sei es beim Medical Training, beim Verladen oder bei Angst vor Engstellen.
Unter der Wirkung des EAPs üben wir die nötigen Einzelelemente, die ich für die schwierige Situation benötige. Wenn diese dann gut abrufbar sind, kann ich sie auch in der Krisensituation abrufen. Dadurch lernte der junge, rückwärtsstürmende Wallach auf Signal mit seiner Brust meine Hand zu berühren, woraufhin er dieses Verhalten auch am Hänger zeigte. So konnte ich ihn komplett in den Hänger bitten. Die misstrauische Stute, die ihre Hufe nicht bearbeiten lassen wollte, lernte die Einzelelemente – Hufe geben, Hufe oben halten, Hufe auf dem Hufbock etc. in entspanntem Lernklima und kleinschrittig und kann heute gut ertragen, wenn ihre Hufe gemacht werden.
Ein weiteres Einsatzfeld für das EAP ist die konditionierte Entspannung.
Ähnlich der konditionierten Entspannung beim Hund (hier schon beschrieben), lernen meine Pferde unter anderem ein Entspannungswort und eine Entspannungsberührung. Diese beiden Signale lassen sich wunderbar unter Einfluss des EAPs aufbauen. Während das Pferd unter der Pheromonwirkung entspannt döst, kann ich die Signale besonders wirksam aufladen.
Fazit: Wer denkt, er müsse nur dieses Gel auf die Nase des Pferdes schmieren und schon wären sämtliche Probleme gelöst, liegt leider falsch.
Ich sehe im EAP eine wunderbare Möglichkeit, positiv aufgebautes Training zu unterstützen. Ich kann meinem Pferd damit helfen, neue Situationen unbefangener anzugehen, und in unangenehmen Situationen schneller zu einem Lernfortschritt kommen. Aber gerade bei festgefahrenen Konfliktsituationen kommt das Pferd nicht ohne Unterstützung und sinnvolles Training aus. Dieses kann ich aber erleichtern, wenn ich das Pheromon zur Hilfe nehme. Meiner Erfahrung nach ist die Packungsgröße überdimensioniert, die Hälfte würde ausreichen.
Es macht also durchaus Sinn, das EAP gezielt einzusetzen, von einem Dauereinsatz rate ich allerdings ab.