Der Blindenführhund: Ausbildung, Auswahl des Hundes, Eingewöhnung und Gespannprüfung
DER BLINDENFÜHRHUND IST MEHR ALS NUR EIN HILFSMITTEL
Der Blindenführhund ist ein speziell ausgebildeter Assistenzhund, der blinde oder stark sehbeeinträchtigte Menschen gefahrlos durch den Alltag führen soll. Ein gut ausgebildeter Führhund ermöglicht seinem Halter ein hohes Maß an individueller Mobilität, Sicherheit und Unabhängigkeit. Somit ermöglicht der Blindenführhund nicht nur ein selbstbestimmtes Leben, er macht es auch deutlich lebenswerter.
Ein Blindenführhund ist mehr als ein Hilfsmittel. Er ist ein guter Freund, ein Lebensgefährte, er ermöglicht seinem Menschen soziale Kontakte und bereitet ihm sehr viel Freude im Leben. Trotz allem ist ein Blindenführhund kein Wundertier auf vier Pfoten. Sinnesreize oder Faktoren wie Lärm, Gerüche und Ablenkung von anderen Tieren oder Menschen (wie z.B. locken, streicheln) können die Führarbeit beeinträchtigen. Gute Führarbeit hängt im großen Maß auch vom Führhundhalter ab. Nicht nur in Sachkunde ist der Halter gefragt, sondern er sollte sich auch über die Lerntheorie auskennen, sowie wie man Verstärker richtig einsetzt. Ebenso ist es wichtig das er seine Führsignale kennt, um klar für den Hund zu sein. Der Führhundhalter sollte in der Lage sein, seinem Hund im wahrsten Sinne des Wortes „blind zu vertrauen“ und sich führen lassen. Das setzt natürlich ein hohes Maß an Vertrauen voraus. Wenn der Halter sich aber auf den Hund voll und ganz einlässt, ist es ein ganz besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Hund. Denn nur so kann es zu einem sicheren und guten Führgespann (Hund und Halter) werden.
DIE AUSBILDUNG EINES BLINDENFÜHRHUNDES
Die eigentliche Ausbildung eines Blindenführhundes beginnt mit etwa einem Jahr, nachdem der Junghund aus der sogenannten Patenfamilie zurückkehrt, und dauert ungefähr 6 bis 9 Monate. Gute Führhundschulen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre Patenfamilien speziell für diese Aufgabe aussuchen, anleiten und ein Jahr lang betreuen oder ihre Welpen selbst großziehen (ich ziehe es vor meine Hunde selbst groß zu ziehen). Die Hunde werden während ihres ersten Lebensjahres mit den unterschiedlichsten Ereignissen und Situationen konfrontiert. Dabei wird immer wieder die Lupe auf Nervenstärke, Ängstlichkeit, Aggressionsverhalten, Jagdmotivation und auf das Wohlverhalten im Umgang mit Menschen gehalten. Es kommen nur freundliche, wesensfeste, jagdlich unmotivierte und gesunde Junghunde für diese Aufgabe in Frage. Zudem müssen die Hunde einen gründlichen Gesundheits-Check-up bestehen, bei dem unter anderem Gelenke und Augen untersucht werden.
Bezüglich der Rassen, die zur Ausbildung infrage kommen, gibt es keine grundsätzliche Beschränkung. Hunde mit hohem Aggressionspotenzial dürfen jedoch nicht zum Blindenführhund ausgebildet werden.
Bevorzugt werden vor allem folgende Rassen und Mischlinge
- Labrador Retriever
- Golden Retriever
- Königspudel
- Riesenschnauzer und der
- Schäferhund.
Auch Mischlinge kommen für die Ausbildung in Frage, sehr beliebt bei den Führhundhaltern sind momentan der Labradoodle und der Goldendoodle. Die Schulterhöhe der Tiere sollte laut Qualitätskriterien zwischen 50 und 65 cm liegen,
Gut ausgebildete Blindenführhunde sind dazu in der Lage, ihre Menschen sicher zu führen, indem sie Hindernissen wie Straßenschildern, parkenden Autos oder Fußgängern ausweichen und Straßenbegrenzungen, Treppen, Türen oder Zebrastreifen anzeigen. Ein gut ausgebildeter Blindenführhund umgeht jegliche Art von Hindernissen oder zeigt sie durch Stehenbleiben an. Auch Bodenhindernisse wie Pfützen oder Schlaglöcher und Höhenhindernisse wie Schranken oder Schilder zeigt der Führhund an, also auch Hindernisse, die für ihn allein keine sind. Ein gut ausgebildeter Hund kann bis zu 40 Hörzeichen ausführen, bei entsprechendem Training kann er aber noch wesentlich mehr erlernen. Damit dieses sichere Verhalten nicht verloren geht, sind die Führhundhalter angehalten, sich intensiv mit ihrem Hund zu beschäftigen und die Signale regelmäßig zu trainieren und zu belohnen.
Die Einschulung: Einarbeitung mit zukünftigen Führhundhalter und Blindenführhund
Die Einschulung dauert gewöhnlich 15-28 Tage (mehr wird nicht von der Krankenkasse übernommen).Bei Bedarf können auch Einzeltage hinzukommen. In diesen drei Wochen werden Sachkunde, Grundlagen der artgerechten Hundehaltung, Pflege und Fütterung des Hundes, sicheres und zügiges Fortbewegen im Führgeschirr, sowie Verständnis für die Eigenschaften und Bedürfnisse des Hundes erlernt.
Die Arbeit des Blindenführhundes ist anspruchsvoll und fordert auch von dem Halter ein hohes Maß an Konzentration und handwerkliche Fähigkeiten (denn Training ist ein Handwerk, das jeder lernen kann). Die ersten Tage der Einschulung finden gewöhnlich am Ort der Führhundschule statt und dann am Wohnort des zukünftigen Halters. Hierbei entscheide ich aber auch ganz individuell und gehe auf die einzelnen Bedürfnisse des Führgespannes (= Blindenführhund und Führhundhalter) ein.
Die Gespannprüfung
Mit der Gespannprüfung, die eigentlich keine echte Prüfung ist, sondern ein Sachverständigengutachten, schließt die Ausbildung eines Blindenführhundes ab. Wichtig ist zu wissen, dass hier nicht nur der Hund, sondern auch der Mensch beurteilt wird. Geprüft wird, ob der Hund und der sehbeeinträchtigte oder blinde Mensch zu einem sicheren Gespann geworden sind und keinerlei Gefahr für sich und den Straßenverkehr darstellen. Auch der sichere Rückruf im Freilauf (im Park) und der Umgang mit dem Hund ist Prüfungsbestandteil. Erst nach bestandener Gespannprüfung werden die Kosten des Blindenführhundes übernommen und an den Leistungserbringer (Führhundschule) ausgezahlt. In Deutschland wird der Blindenführhund bei Vorliegen entsprechender Voraussetzungen von der Krankenkasse übernommen. Ein ausgebildeter Führhund kostet zwischen 21.000 und 30.000 Euro.