Chill mal deine Basis: Entspannungstraining im Hundetraining
LERNEN UND ANWENDUNG DER KONDITIONIERTEN ENTSPANNUNG IN DER HUNDEERZIEHUNG
Ich kneife die Augen zusammen, schaue meinen 14jährigen Sohn an, atme hörbar ein und beginne zu lachen. Das klappt jedes Mal. Wieso bloß? Hatte er vielleicht doch besser in Biologie aufgepasst als seine Note vermuten ließ und mich auf das Hörsignal “ChillmaldeineBasis“ konditioniert? Wäre das denn überhaupt möglich? Wozu sollte das gut sein und wäre es wirklich wünschenswert? Und sind das nicht die gleichen Fragen, die sich der normale Hundehalter stets fragt, wenn ich ihn bei meinem Erstgespräch mit Entspannungstraining als wichtige Säule meiner Arbeit konfrontiere?
Die Gesichter meiner potentiellen Kund:innen spiegeln sehr unterschiedliche Emotionen wider, wenn ich Ihnen meine Arbeitsweise in Kurzform offeriere. Spätestens bei Nennung der konditionierten Entspannung schwanken sie zwischen ungläubigem Staunen, interessierter Neugier, abwartender Skepsis und begeistertem Glauben-Wollen. Mir persönlich ist abwartende Skepsis in diesen Momenten am liebsten. Die Erfahrung zeigt, dass der Mensch, der sich kritisch mit den jeweiligen Trainingsmethoden auseinandersetzt, die Trainer:in natürlich mehr fordert, weil sie schlüssig und transparent erklären können muss, warum und wieso gerade dieses Werkzeug funktioniert. Wenn die Skeptiker:innen einmal das „Warum und Wie“ verstanden haben, sind sie oftmals diejenigen, die am zuverlässigsten, nachhaltigsten mit ihren Hunden trainieren.
Ganzheitliches Training – Maßnahmen der Entspannung
Zu meiner Trainingstechnik gehörte die Entspannung seit meiner Trainings- und Verhaltensberaterausbildung als Teil einer Fortbildung über Linda Tellington-Jones und ihren „Tellington Touch®“. Ich bezweifelte dabei nie, dass man Entspannung überhaupt auf Signal setzen kann, auch nicht, dass es eine direkte (über Massage) und/ oder indirekte (konditioniertes Wortsignal) Möglichkeit gibt, Entspannung zu trainieren. Was mir immer fehlte, war die wissenschaftliche Erklärung dafür, warum es funktioniert.
Die fehlende Erklärung auf beiden Seiten ließ mich immer zögern, Kunden diese Möglichkeit zu offerieren. Das änderte sich als ich Dr. Ute Blaschke-Berthold traf, sie lieferte den wissenschaftlichen Background zu diesem Phänomen. Einige Seminare später, gehörte die konditionierte Entspannung zu meinem Einzel- und Gruppentraining.
WOZU IST DIE KONDITIONIERTE ENTSPANNUNG GUT?
Betrachten wir es doch mal Punkt für Punkt, stellt sich doch zunächst die Frage: „Wozu soll konditionierte Entspannung gut sein?“
Grundsätzlich kann es niemandem, auch unseren Tieren, nicht schaden, ein bisschen relaxter durch den Alltag zu gehen. Aber nur weil es nicht schaden kann, heißt es ja nicht unbedingt, dass es etwas nutzt. Wenn wir die Entspannung jedoch als direkten Gegenspieler zur Erregung begreifen und Erregung als Ursache der meisten Probleme, die Menschen mit Hunden haben, ist der Nutzwert im Umgang mit unseren Hunden sehr hoch.
Jeder von uns kennt Situation, in der das Erregungslevel unseres Hundes so hoch ist, dass ein Durchdringen zu ihm nicht mehr möglich ist. In solchen Momenten wäre ein Trainingswerkzeug, das seine Erregung herunter fährt und ihn kurzfristig wieder in unsere Welt zurück holen könnte, eine wunderbare Chance, aus dem scheinbar ausweglosen Konflikt heraus zu finden.
FALLBEISPIELE
Was für Situationen meine ich konkret? Ein paar anonymisierte Beispiele aus meiner Hundeschule.
Beispiel 1:
Hund (ca.2 Jahre) seit zwei Monaten in der Familie, Ersthundehalter:in, Probleme mit der Einschätzung des gezeigten Hundeverhaltens in verschiedenen Situationen. Ein zunehmend angstbesetztes Thema: Mensch kommt nach Hause, Hund kommt stürmisch zur Begrüßung, er springt ununterbrochen an, versucht mit seinem Fang in Richtung Menschengesicht zu gelangen, beruhigt sich nicht. Mensch fühlt sich bedrängt, empfindet Begrüßungssituation als unangenehm. Gegenmaßnahme: Hund wird weggeschubst, Knie wird als Barriere oder zum Zurückhalten eingesetzt (nicht treten), Abbruchsignale „Nein“, „Aus“ werden vergeblich eingesetzt. Entwicklung: Hund lässt sich mit eingesetzten Mitteln nicht zurück drängen, Rückkehrsituation wird als immer heftiger, beängstigender empfunden, aus Sicht der Halter:in „attackiert“ der Hund sie mittlerweile mit offenem Fang und schnappt dabei in die Luft.
Meine Beobachtungen:
Hund zeigte sich sehr sensibel in Bezug auf menschliche Körpersprache. In der beschriebenen Situation (Bezugsperson kommt nach Hause) zeigte er ein sehr hohes Erregungsniveau (schneller Herzschlag, hohe Atemfrequenz, Stressgesicht, u.a.), Hund begrüßte Mensch sehr aufgeregt mit deutlichen Beschwichtigungssignalen und Unsicherheit. Jede aversive Intervention des Menschen verstärkte das Beschwichtigungsverhalten des Hundes bis zum Anspringen im Sekundentakt, mit offenem Fang mit deutlicher Bewegung in Richtung untere Gesichtshälfte. Ausdrucksverhalten in groben Zügen: Weit aufgerissene Augen, eine Stressfalte unter dem rechten Auge, offenen Fang mit langer Maulspalte, sichtbarer Zunge und Speichelfäden, nach hinten verlagerte, angepresste Ohren, Schwerpunkt weit nach hinten, deutlich unterhalb der (für diesen Hund typischen) entspannten Haltung getragene Rute, bei Landung eher einknickend in der Hinterhand.
Beispiel 2:
Hund (4 Jahre), in der Familie seit Welpenzeit, hundeerfahren, Liebhaber:in einer Rasse, keine Probleme innerhalb des Alltags mit ihrem Hund. Problematisch wird Verhalten auf dem Hundeplatz empfunden, weil Hund Apportel (Dummy) unzuverlässig bringt und es nicht abgibt. Insbesondere tritt dieses Verhalten in Prüfungssituationen auf, was schon zweimal zum Scheitern geführt hat. „Aus“ ist ein etabliertes Signal, funktioniert ansonsten zuverlässig. Gegenmaßnahmen: Zunächst Tauschversuche mit Futter, Korrektur über Wiederholung bestimmter Signale, Apportel aus dem Fang ziehen, Versuche den Kiefer aufzuhebeln mit der Hand, „Schnauzgriff“, abwarten bis Hund Dummy selber ausgibt, um ihn an sich zu nehmen, Druck über Lautstärke und Körpersprache.
Meine Beobachtungen:
Hund macht, sobald er den Platz betritt, einen angespannten Eindruck, trägt die Rute höher als im entspannten Zustand, hat eine erhöhte Atemfrequenz. Er zeigt wenig Impulskontrolle, wenn die anderen Hunde vor ihm mit der Arbeit beginnen, verfällt er in ein hohes Dauerbellen. Er arbeitet sehr zielstrebig von seinem Menschen weg, lässt sich gut verweisen, hat er den Dummy aufgenommen, läuft er je nach Distanz schnell in direkter Linie auf seinen Menschen zu. Etwa 5 Meter vor seinem Menschen wird die Vorwärtsbewegung merklich zögerlicher, er nähert sich freiwillig genau bis auf einen halben Meter und setzt sich dort in den Vorsitz. Er wird dann jeweils „nachkorrigiert“, rutscht aber im Hinsetzen immer wieder mindestens 30 cm nach hinten. Körperschwerpunkt ist deutlich vom Menschen weg, Kopf ist abgesenkt und abgewendet, Ohren nach hinten und angepresst, Augen blicken in Richtung „Menschenhand, die Apportel verlangt“. Die Kiefer sind fest zusammen gepresst, ein Ausgeben des Dummys nicht möglich. Mensch hat selber „ungutes Bauchgefühl“, wenn er nach dem Dummy greift, um zu versuchen, es seinem Hund abzunehmen.
Beispiel 3:
Hund (etwa 6 Jahre) seit seinem 8. Lebensmonat in der Familie. Hauptproblematik sind Artgenossenbegegnungen an der Leine, er ist laut Halter:in kaum zu bändigen, aggressiv mit der klaren Tendenz nach vorn zu gehen und gesträubtem Nackenfell. Gegenmaßnahme: Unzählige Versuche, das Verhalten zu beenden, über Ablenkung (Futter), Augen zuhalten, Halti, zuletzt vermeiden von direkten Begegnungen, Einschränkung von Spaziergängen.
Meine Beobachtungen(Kurzform):
Der Hund ist schon sehr erregt, wenn er sein Geschirr im Haus angelegt bekommt, sobald er draußen startet, ist er sehr unruhig, kaum noch ansprechbar, wechselt oft die Seite, schnüffelt viel. Nähert sich Hund von hinten oder von der Seite, kann er es lange Zeit gut aushalten sich kurz umzuschauen, widmet sich aber immer wieder den Umweltreizen(schnüffeln), nähert sich Hund von vorn, reagiert er schon auf einer Distanz von ca.100 Metern, verlangsamt, Atemfrequenz geht nach oben, Körperschwerpunkt eher auf der Hinterhand, Rute auf Rückenhöhe, Ohren nach vorne gerichtet, Fell stellt sich zunächst im Nackenbereich später auch auf der Kruppe auf. Er ist schon beim Anblick kaum noch ansprechbar, auf etwa 50 Meter ist er damals partiell (Schulterbereich) eingefroren, direkt danach eskaliert die Situation, extrem hoher, lauter Atemfrequenz, Knurren, nach vorn preschen, steigen und winden im Geschirr.
ANWENDUNGSGEBIETE DER KONDITIONIERTEN ENTSPANNUNG
Sind dies Situationen, in denen man erwarten könnte, dass hier konditionierte Entspannung helfen soll? Ja! Und jedem, der mit Hunden arbeitet, ist klar, dass ihr Verhalten sehr komplex ist und eine einzige Maßnahme unmöglich die Lösung aller Probleme sein kann. Konditionierte Entspannung ist immer nur eine Säule unserer gemeinsamen Arbeit.
Zu Beispiel 1:
Der beschriebene Hund zeigt bei der Begrüßung von vornherein eine hohe Erregung und Beschwichtigungsverhalten. Reagiert sein Mensch zurückweisend, versucht sein Hund folgerichtig noch mehr zu beschwichtigen. Die permanente aversive Zurückweisung löst einen Teufelskreis von Frustration, immer heftigeren Beschwichtigungsversuchen und immer aversiver ausfallenderen Blockierungsversuchen aus. Gerade in diesem Fall hat das Auftrainieren der konditionierten Entspannung (hier indirekt, weil der Hund Berührungen kaum kannte und mit Erregung verbunden war) sehr schnell funktioniert. Nach drei Wochen, konnte er allein über das Entspannungshörsignal „Calm Down“ frustfrei gestoppt und ruhig begrüßt werden.
Zu Beispiel 2:
Mensch und Hund waren auf dem Hundeplatz sehr angespannt, gerade in Prüfungssituationen kam die Aufregung beim Menschen über Hektik, laute Ansprache, körpersprachliche Bedrohung zum Ausdruck. Der Hund zeigte bei Druck Meideverhalten im Einflussbereich seines Menschen, mit einer Art Kiefersperre, die ein freiwilliges Ausgeben des Apportels unmöglich machte. Bei anhaltender Übergriffigkeit des Menschen sah man die ersten Anzeichen von Ressourcenverteidigung. Unter anderem über die konditionierte Entspannung (direkt und indirekt) konnten wir sowohl das Meidevehalten als auch das Tauschen der Beute ermöglichen. Bei seinem Entspannungswort „Relax“ und taktilem Entspannungsignal, entspannte sein Kiefer und er konnte seinen Dummy in die geöffnete Hand abgeben.
Zu Beispiel 3:
Hier war es ein längerer Trainingsweg mit unterschiedlichen Werkzeugen notwendig. Dabei war die Einhaltung bestimmter Distanzen, ohne dass der Hund eskalierte unbedingt zu beachten. Das taktile Entspannungssignal (flache Hand umfasst fest den Brustkorb), fungierte bei ihm als weiße Flagge oder Türöffner. Nach dem Motto, „Wende dich mal kurz mir zu, ich habe da eine weniger stressende Idee, wie wir durch diese Situation kommen“.
Abschließend zu den genannten Fallbeispielen, ist es mir wichtig zu erwähnen, dass konditionierte Entspannung, wie jedes andere Trainingswerkzeug, verstanden, gut trainiert und geplant angewandt werden muss. Dies ist auch die Herausforderung an den Trainer, dieses wunderbare Werkzeug überzeugend, ehrlich und ausreichend zu erklären. Hier ist Empathie für seine menschliche Kunden gefragt. Heißt; ihn dort abzuholen, wo er steht, Lerninhalte anzupassen, Schulddiskussionen in jedem Fall zu vermeiden, angstfreie Fragen möglich zu machen, keine falschen Hoffnungen zu wecken- kurz gesagt als Berufscredo – „Respektvoller Umgang mit Mensch und Tier“.
WELCHES SIGNAL?
Ich lasse meinen Kunden bei der Wahl ihrer Wortsignale frei entscheiden. Kreative Signale, die überraschend sind, nehmen sehr viel Druck aus der Stimme und dem Training. Worte transportieren Emotionen, durch ihre Bedeutung, ihren Kontext oder ihren gesellschaft- geschichtlichen Hintergrund. In diesem Bewusstsein, ist es mir wichtig, dass meine Signale ein Lächeln transportieren. Ich weise meine Kund:innen zusätzlich auf die Kriterien hin, die ein Signal erfüllen sollte, damit ich es auch als wirkungsvollen Pfeil aus meinem Köcher ziehen, zielen, abschießen und treffen kann.
Ein Signal sollte:
- nicht „verbrannt“ sein, heißt, schon mit negativen Verknüpfungen verbunden sein,
- nicht angeborene Angstreflexe auslösen, wie z. B.: Zischen oder Zischlaute,
- nur ein Verhalten auslösen, heißt nicht mehrfach besetzt sein, wie z.B.: „Aus“ gleichzeitig für ausgeben, aufhören zu bellen, Abbruchsignal, etc.
- dem Menschen nicht unangenehm oder peinlich sein. Kurz gesagt, es hilft mir das bestens trainierte Signal wenig, wenn ich es in Gesellschaft oder bei Anblick meiner befeindeten Lieblingsnachbarin nicht zu sagen wage,
- in der Situation nicht zu Verwirrung beim Gegenüber führen, wie z.B.: ein „Prima“ als Entspannungswort, wenn ich es bei Artgenossenaggressionen bzw. Begegnungen an der Leine verwenden will. Man stelle sich sein Gegenüber vor, wenn ich meinen Hund mit beschwörendem „Prima“ versuche herunter zu fahren, während er offenbar gerade versucht seinen Artgenossen zu fressen. Falls einem in diesem Moment die kleine Omi mit ihrer Krücke verhaut, um ihren Hund zu schützen und ihrer Empörung Ausdruck zu geben, ist das aus ihrer Sicht sehr verständlich. Und ein „Ich beruhige nur meinen Hund!“, rettet uns da höchstwahrscheinlich auch nicht mehr.
- olfaktorische Signale wie z.B.: ätherische Öle, sollten sowohl unserer empfindlichen Fellnase als auch uns selbst angenehm sein. So fällt das gern genommene Lavendelöl für mich flach, weil ich bei diesem Geruch spontan Migräne entwickele und zudem immer das Gefühl habe, ich bin eine Moniermotte, gefangen im Kleiderschrank meiner Großtante. Glücklicherweise gibt es genügend Auswahlmöglichkeiten an unterschiedlichen wirkungsvollen ätherischen Ölen. Wenn meine Kunden diese wenigen Punkte beachten, ist der Kreativität in Bezug auf ihre persönlich bevorzugte Signalgebung kaum Grenzen gesetzt.
OXYTOCIN – DAS KUSCHELHORMON
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Ein Begriff der uns im Zusammenhang mit Entspannung immer wieder begegnet ist „Oxycotin“ . Neben den sehr komplexen Abläufen auf der Ebene der Neurotransmitter, Hormone und Pheromone bei der Anwendung vom Entspannungstraining, schauen wir nur kurz auf das Hormon „Oxycotin“. So ist es u.a. zuständig für soziale Bindung und Entspannung.
Unabhängig davon, nutzen wir das heutige Wissen um die Wirkung von Oxycotin in unserem täglichen Training in einer bindungsfördernden, frei von unerwünschten Nebenwirkungen, positiv verstärkenden Art und Weise.
- Was erwirkt konditionierte Entspannung im Training?
- Für uns als Hundehalter, bleibt festzuhalten und wichtig: Wir bekommen ein ganzes Bündel an erwünschten Dingen über das Entspannungstraining. Einen entspannten Partner auf vier Pfoten, ein Werkzeug, dass ich in potentiell stressigen Situationen verwenden kann, ohne das Frustration entsteht, eine intensivere Bindung auf beiden Seiten der Leine. Dafür muss der Anwender vergleichsweise wenig investieren und nur wenige Regeln beachten. Das Beste ist, dass dieses Training nicht als Einbahnstraße verläuft. Bedeute; in dem Moment, wo ich die Haut als größtes Organ meines Hundes massiere, passiert der Prozess (Akupressur der Haut, Aktivierung der A-Beta Faser der Nervenenden, direkte Weiterleitung an den Parasympathikus, Anhebung des Oxycotinspiegels) ebenso bei mir. Wir entspannen, als Sahnehäubchen oben auf, direkt mit. Bekannt ist dieser positive Effekt auf das Herz-Kreislaufsystem bei Menschen, die ihre befellten Mitbewohner streicheln schon über 10 Jahre, allein die wissenschaftliche Erklärung fehlte. Bis zu den gewonnenen Erkenntnissen, wie, warum und wo Ocytocin wirkt. Es ist alles in Allem ein perfektes Arbeiten an einem neuen Signal für stressige Momente, einer besseren Bindung und einer entspannten Beziehung. Hilft übrigens auch bei der Stärkung unserer zwischenmenschlichen Beziehung. Es funktioniert schon wunderbar durch enges Kontaktliegen oder Kuscheln. Haut an Haut verraucht viel Ärger über Nacht und chillt die eigene und die Beziehungs-Basis.
Es gibt mittlerweile einige Trainingsansätze oder Hilfsmittel auf dem Markt, die sich genau dieser Wirkung der Oxycotinausschüttung bedienen. Hier ein paar Beispiele an Trainingshilfsmitteln oder Methoden, die auf eben diese Wirkung abzielen, z.B.: – das „Thundershirt“ von Wolters, Körperbänder nach Linda Tellington-Jones bzw. Massagetechniken nach „Tellington Touch“, „Yoga“ für Hunde, Aromatherapien mit ätherischen Ölen, die den Serotoninstoffwechsel angekurbelt , was zur Beruhigung/ Entspannung führen, „DAP“ (dog appeasing pheromone), ein Pheromon, das dem der laktierenden Mutterhündin nachgebaut wurde, das sie mit Hilfe von Bakterien in einer Falte der Mammaleiste produziert und der Entspannung, sozialen Bindung beim Säugen dient. Dieses Pheromon nimmt nur unser Hund wahr, es wirkt angstlösend, im Besonderen bei Angst vor dem/beim Autofahren. Nun weiß man nicht nur das, sondern warum diese Methoden/ Hilfsmittel oftmals als flankierende Maßnahme so gute Erfolge erzielen. Ich würde sie immer wieder in meiner Arbeit empfehlen und anwenden, denn die Wirkung ist nachgewiesen und nahezu ohne unerwünschte Nebenwirkungen.
Was hat es nun auf und für sich mit dieser konditionierten Entspannung?
Ist es der langersehnte Schalter, der uns ermöglicht unsere Fellkids herunter zu fahren, potentiell stressige Situationen auszublenden oder Bindung zu erbauen, auf Knopf(Haut)druck, wie es uns gefällt? Der Durchbruch in der Hundeerziehung, der alle anderen Signale überflüssig macht? Braucht es überhaupt jeder Hundehalter in seinem Werkzeugkoffer, auch der, der den unaufgeregt durch die Welt wandernden Sozialarbeiter unter den Hunden an seiner Seite weiß?
Mein Fazit:
Es ist sicherlich kein Wundermittel. Es bedarf des sorgfältigen Trainings, angepasst an die Bedürfnisse des Hundes. Es bedarf zuverlässige Wiederholung, damit es nicht zu Fehlverknüpfungen führt und nachhaltig weiter wirkt. Es bedarf eines informierten Menschen, der es auch bereit ist, situativ anzuwenden in dem Vertrauen, Mut und Wissen, dass es tatsächlich hilft.
Es wird immer nur so effektiv wirken, wie es trainiert wurde und welche Unterstützung Sie Ihrem Hund zusätzlich an Lösungen anbieten können. Es wird immer an den Umständen hängen, der Tagesform, welche Stressoren, wie z.B.; Krankheit, Schmerzen, Langeweile, Änderung der Lebensumstände, Ihren Hund und seine Impulskontrolle anfressen, auf welche Umweltreize er besonders reaktiv ist und wie hoch der Druck dieser Reize, z.B.: hohes Wildaufkommen, läufige Hündinnen, etc., aktuell gerade ist.
Quellen:
- Dr.rer.nat. Ute Blaschke – Berthold „Entspannungstraining 2009“
- Dr.rer.nat.Ute Blaschke Berthold „Werkzeugkiste der positiven Verstärkung 2011“
- Dr.rer.nat. Ute Blaschke- Berthold „Zellen, Hormone, Neurotransmitter, wo Verhalten entsteht 2013“
- Cornelia Löhmer und Rüdiger Standhardt „Progressive Muskelentspannung nach Edmund Jacobson“
- Jean Pierre Hourdebaigt “Canine Massage: A Complete Reference Manual”
- Kerstin Uvnäs-Moberg, Maria Petersson “Oxytocin, a Mediator of Anti-stress, Well-being, Social Interaction, Growth and Healing”
- www.pnas.org/content/111/5/1987 “Common polymorphism in the oxytocin receptor gene (OXTR) is associated with human social recognition skills”
(Beitrag von 2018, aktualisiert: Juni 2024)