Carnilo – die Gras-Hundetoilette für die Wohnung und den Balkon im Test
Produkte„Wie krank ist das denn?!“ Das war so ziemlich der erste Satz, den ich über das Carnilo gelesen habe. Während ich mir dachte: Oh, Moment. Wie nützlich!
Nein, ein Stückchen Rasen ersetzt keinen Auslauf (darauf weist der Hersteller auch ausdrücklich hin) – das tut die angeleinte Pipirunde um den Block ebenso wenig. Und ein Hund soll auch nicht viele Stunden täglich allein zu Hause sein. Darum geht es aber auch nicht. Natürlich ist das Carnilo nicht dazu gedacht, den Hund ab sofort nur noch auf dem Balkon zu halten oder zehn Stunden allein zu lassen… Es ist wie bei allem: Wer irgendwelche „Ausstattung“ missbrauchen will, wird es tun, ob er mit der Leine nicht sichert, sondern ruckt, einen Blechnapf nicht zum Füttern benutzt oder seinen Hund eben nur noch auf den Balkon pinkeln lässt.
Ein Hund muss sich lösen können. Auch Bewegung und Sozialkontakte sind Grundbedürfnisse von Hunden, keine Frage – aber gilt das wirklich immer? Umgekehrt – wie komme ich auf den Gedanken, eine Wohnungstoilette aus Naturrasen könnte sehr nützlich sein? Betrachten wir zunächst einmal das Prinzip „Wohnungsklo“ an sich.
WAS SPRICHT FÜR EIN „HUNDEKLO“?
Kranker Hund
Ein frisch operierter, geschwächter oder erkrankter Hund soll ein paar Tage lang möglichst ruhig gehalten werden. Oder mein inzwischen verstorbener Hundesenior – er hielt wegen einer Nieren- und Blasenerkrankung nicht mehr so lange durch, wie wir von seiner „Meldung“ zum Verlassen der Wohnung, dann durch den Flur, in den Aufzug, noch einen Flur zur Haustür, durch die Wohnanlage (die Nachbarn!) bis vor das Tor brauchten, wo er dann endlich durfte. Nach mehrmaligem Auslaufen auf diversen dieser Streckenabschnitte, zum Glück ohne den Aufzug, habe ich damals beschlossen, dass der alte Hund ab sofort auf die Dachterrasse pinkeln durfte – Eimer Wasser hinterher und gut.
Das hat er in seiner Not auch angenommen, aber sich auf Holzbohlen zu lösen, war ihm sichtlich nicht ganz geheuer. Dasselbe Spiel hatte ich nun mit meinem anderen Rüden, der wegen eines Unfalls trotz sofortiger Behandlung vorübergehend einfach keine Kraft hatte, mehr als fünfzig Meter zu gehen – das reicht bei meiner Wohnsituation nicht bis zur nächsten nachbarschaftlich-hausmeisterlich „erlaubten“ Pipi-Stelle! Hochheben und Tragen war für ihn so schmerzhaft, dass er dann ebenfalls die Dachterrasse beehren durfte.
Mir fallen jede Menge solcher Fälle ein, wo ein Wohnungs- oder Balkonklo für einen Hund ohne Garten krankheitsbedingt eine große Erleichterung wäre, ob für ein paar Tage oder – wie bei meinem Hundesenior – mehrere Monate. Was hätte ich tun sollen, den alten Hund einschläfern, weil er nicht mehr da pinkeln konnte, wo er sollte?!
Kranker Halter
Nein, nicht so! Ich meine vierzig Grad Fieber. Gebrochenes Bein. So was.
Auch ich habe mich schon mit Lungenentzündung auf die Straße geschleppt, nur damit die Hunde pinkeln konnten. Ist eben so ohne Garten! Klar kamen Freundinnen und nahmen sie zum Spaziergang mit, die Bewegung war nicht das Problem – aber meine Großen waren es eben gewöhnt, sich viermal am Tag lösen zu können. Und viermal am Tag bei mir anrücken wegen ein bisschen Pipimachen?! Ich wäre damals heilfroh gewesen, wenn ich so etwas auf dem Balkon gehabt hätte, und den Hunden hätte trotzdem nichts gefehlt.
Wenn man als Alleinstehender kurzzeitig durch Krankheit oder Verletzung so eingeschränkt ist, dass man nicht vor die Tür kann, bekommt man ein, zwei Mal am Tag immer irgendwo Hilfe organisiert, die den Hund ausführt – nette Nachbarn, Freunde etc. Aber wenn der Hund nun mal nachts um elf immer nochmal vor die Türe muss? Soll man ihn deswegen tage- oder gar wochenlang in Betreuung geben? Seriöse Hundebetreuung ist schwer zu finden, erst recht kurzfristig im Notfall (von drei Hunden ganz zu schweigen), und zumindest ich wäre gleich noch viel kränker, wenn ich meine kleine vierbeinige Wärmflasche missen müsste…
Ängstlicher Hund
Ich sag nur: Silvester.
Welcher Halter eines geräuschängstlichen Hundes wäre nicht heilfroh, dem Liebling die Panik mehrmals am Tag ersparen zu können, wenn der Hund mal Pipi muss? Davon wird die Geräuschangst nämlich nicht besser… von der Gefahr für den Hund mal abgesehen. Auch wenn es noch so gut gesichert ist, ein Tier, das in Panik gerät, ist immer eine Gefahr für sich und andere. Und Regen ist ja die eine Sache, aber wer von uns geht gern bei Blitz und Donner spazieren?
Oder ein neu eingezogener Angsthund. Muss ich den nach draußen zerren, obwohl es noch zu viel für ihn ist, nur damit er sich lösen kann? Zum Spaziergang kann ich z. B. meine derzeitige Pflegehündin ins Auto setzen und dahin fahren, wo wenig los ist und sie entspannter laufen und schnüffeln kann. Nachts, wenn es für sie noch besonders gruselig ist draußen, darf sie – na klar, auf die Dachterrasse. Eimer Wasser…
Oder ein gerade erst eingezogener Welpe, der sich vor lauter neuen Eindrücken vielleicht draußen gar nicht lösen kann – um sich dann, kaum heimgekommen, auf dem Teppich zu erleichtern… welcher Trainer hört diese Klage nicht regelmäßig? Es ist ja völlig normal, dass Welpen teilweise wochenlang nicht glücklich damit sind, das sichere Haus / die Wohnung zu verlassen. Selbst wenn man sie trägt – ist es draußen zu aufregend, können sie eben einfach nicht.
Ängstlicher Halter
Nein, das ist nicht albern. Es gibt Gegenden, da möchte man zu bestimmten Jahreszeiten nachts nicht vor die Tür, wenn es sich vermeiden lässt. Wenn etwa um die Ecke ein Volksfest stattfindet und man ungern im Dunkeln mit Betrunkenen und deren Hinterlassenschaften aller Art Bekanntschaft machen möchte, von Erbrochenem bis zu Glasscherben.
Manchmal ist es schlicht gefährlich draußen – ich erinnere mich lebhaft an zwei Tage spiegelglattes Glatteis und meine Pipirunden mit dem damals sieben Monate alten, quirligen Hütehund einer kranken Nachbarin… das war wirklich nicht lustig. Vor allem alte Menschen haben bei solchen Witterungsbedingungen völlig zurecht Angst vor einem Sturz mit schwerwiegenden Folgen, weil der Yorkie mal Pipi muss.
Ich kenne auch Senioren, die viel Zeit haben, zu gern einen Hund hätten und eine süße „Hunde-Omi“ sehr glücklich machen würden, sich aber keinen Hund anschaffen, weil sie sich nicht mehr im Dunkeln auf die Straße trauen. Der Hund muss aber doch einmal abends raus, und man will ja keinem zur Last fallen… Wie schade!
Empfindlicher Hund
Kleinsthunde, Nackthunde oder solche ohne Unterwolle tun sich besonders schwer damit, sich bei Kälte und/oder großer Nässe draußen zu lösen. Das ist auch nicht immer eine Frage von „sturer sein als der Hund“ – die Kälte ist ihnen körperlich so unangenehm, dass sie sich extrem unwohl fühlen. Wer einmal mein Windspiel bei null Grad und Regen erlebt, sieht sofort ein, dass sie einfach nicht kann – nicht umsonst spricht man von „sich lösen“, und wer trotz Mantel vor Kälte so verkrampft ist… kann eben nicht. Sie nun damit zu quälen, dass ich bei jeder Witterung darauf bestehe, würde im Zweifel zu noch mehr Pfützchen im Haus führen, denn frieren und nass sein ist echter Stress für sie.
Halter großer Hunde mit „normalem“ Fell können es sich vielleicht nicht so gut vorstellen, aber es ist einfach so – kleine und empfindliche Hunde sind sofort nass bis auf die Haut, noch dichter am kalten, nassen Boden, und sie fangen sich schnell eine Blasenentzündung ein (dann erst recht kein Spaß). Da biete ich ihnen bei Kälte doch lieber so ein Plätzchen an, als ständig um den Teppich zu fürchten oder das Lösen auf anderen „unnatürlichen“ Untergründen wie Zeitung etc. zu fördern.
Damit kommen wir zur Frage, warum sich gerade das Hundeklo aus natürlichem Gras empfiehlt – schließlich gibt es ja viele andere Möglichkeiten.
WAS SPRICHT FÜR DAS HUNDEKLO AUS GRAS?
Welpen – Züchter
Ein Züchter könnte seinen künftigen Welpenbesitzern keinen größeren Gefallen tun, als den Kleinen von Anfang daran zu gewöhnen, sich auf Wiese zu lösen. Da man vor allem Kleinhunde aber nicht bei jedem Wetter in den Garten setzen kann, ist Rollrasen die ideale Lösung! Natürlich muss er bei mehreren Welpen entsprechend häufiger gewechselt werden. Einen Quadratmeter Rollrasen einzeln aufzutreiben ist oft gar nicht so einfach – Carnilo liefert ihn auf Wunsch wöchentlich, und das auch im Winter (dann evtl. etwas teurer).
Auch für die Eingewöhnung eines Welpen im neuen Zuhause finde ich das Carnilo super, selbst dann, wenn man einen Garten hat. Der Hund muss ja erst einmal lernen, sich zu melden, damit die Tür dahin aufgeht … Das Rasenklo kann man in der Nähe der Tür hinlegen und immer weiter in Richtung Garten verschieben. Wer keinen Garten hat, wird seinen Welpen durch die Gewöhnung an den „richtigen“ Untergrund am schnellsten stubenrein bekommen!
Katzenstreu
Ich habe für mein Terrassenklo (überdacht) alle möglichen Arten von Einstreu ausprobiert, von Katzenstreu über Einstreu für Pferde aus Holzfasern bis hin zu allen erdenklichen Naturspänen und -häckseln. Das gibt eine ziemliche Sauerei, weil die Streu an den Pfoten kleben bleibt und in der Wohnung verteilt wird – wenn der Hund es denn überhaupt annimmt. Viele Hunde mögen so einen Untergrund nicht, meine haben keinerlei Einstreu angenommen. Und nichts von alledem würde ich auch nur in die Nähe von Welpen bringen. Streu soll aufquellen und Klumpen bilden, und wenn ein Hund darauf herumkaut und etwas davon schluckt, kann es gefährlich werden.
Zeitung
Der Klassiker ist wirklich ungeeignet. Druckerschwärze ist nicht gesund (vor allem, wenn Welpen die Zeitung zernagen), das Papier schnell durchnässt, und unter Umständen kann man nie wieder ein Stück Papier auf dem Boden liegen lassen, wenn man nicht riskieren will… Zeitung ist zwar billig und leicht verfügbar, fällt aber total durch.
Welpen-Unterlagen
Die saugfähigen Vliese mit wasserdichter Unterseite waren bisher mein Favorit. Sie werden nicht angeknabbert, lassen nichts durch, sind ungiftig und hygienisch, weil schnell und leicht auszuwechseln. Aber je nach Verbrauch sind sie nicht gerade billig – in vergleichbarer Größe zum Carnilo Standard kosten 60 Stück beim billigsten Anbieter um die 40,- Euro. Wenn ich nur diese Unterlagen für das Windspiel verwende, brauche ich bei miesem Wetter min. 2 pro Tag (und der Große pieselt trotzdem auf die Terrassendielen, weil er „Teppich“ gar nicht annimmt). Wenn der Whippet auch noch täglich dazu käme, wie jetzt auf dem Carnilo, wären das 4 pro Tag, macht knapp 20,- € pro Woche.
Und vor allem – der Plastikmüll! Da kommt einiges an Abfall zusammen. Viele Hunde unterscheiden zudem nicht zwischen Pipimatte und Teppich, weil der Untergrund zu ähnlich ist, sprich: Entweder nehmen sie die Matten nicht an, oder sie nehmen dann auch Teppich… Wenn das „Notklo“ eine Notlösung bleiben und der Hund sich zukünftig (wieder) draußen lösen soll, tut man sich damit nicht unbedingt einen Gefallen.
Alles andere
Ich kenne Leute, die ihren Hund zum Pinkeln in die Badewanne heben. Ihm beibringen, sich in der Duschwanne zu erleichtern. Na ja… Die meisten Hunde mögen das allein deshalb nicht, weil sie sich dabei notgedrungen mit Urin bespritzen. Meinen beiden Rüden war es unangenehm, auf die Holzbohlen der Terrasse zu pieseln, denn sie haben nun mal gelernt, sich nicht auf Parkett, Teppich etc., sondern auf Gras zu lösen, und das ihr Leben lang so gemacht. Das Grasklo hingegen hat mein Unfallpatient sofort und ohne jede Ermunterung angenommen. Auf Wiese ist in Ordnung, da „darf man ja“… das war ihm viel angenehmer, und es spritzt auch nicht so ;-)
Produkt und Service
Frau Capellmann hat mich sehr freundlich und kompetent beraten – das Hundeklo wurde gemeinsam mit ihrem Mann entwickelt, der Tierarzt ist. Man bekommt den Rasen im Karton geliefert und legt ihn einfach mitsamt dem unteren Teil der Verpackung an seinen Platz. Draußen kann das Ganze so bleiben, mit den zusätzlich erhältlichen Holzrahmen sieht es ordentlicher aus. Ich empfehle allerdings die stabile Kunststoffwanne von Carnilo – durch die Rillen im Boden schimmelt die Erde trotzdem nicht, das Klo ist sicher wasserdicht und wirkt sehr “aufgeräumt”. Das “wasserdicht” bezieht sich übrigens hauptsächlich aufs Gießwasser – normale Mengen Urin meines kleineren Hundes haben es bei mir nicht durch Rasen, Wurzeln und Erde hindurch geschafft (Urin des 12-kg-Hundes schon). Künftig soll es noch ein “Outdoor”-Modell der Wanne mit einem verschließbaren Loch im Boden geben, so dass man Staunässe z.B. durch kräftigen Regen einfach ablassen kann. Dann braucht das Carnilo nicht einmal mehr wettergeschützt zu stehen.
Der Rasen steht bei mir überdacht im Freien und hat mit reichlicher Nutzung (5 kg Windspiel, 12 kg Whippet, und die Katze habe ich auch darauf gesehen …) bei regelmäßigem Gießen fast zwei Wochen gut überstanden. Bei Welpen ist wöchentlicher Austausch empfehlenswert. Kommt doch mal ein Häufchen dazu, wird es einfach abgesammelt.
Das Gras ist unbehandelt, die Tiere könnten es auch fressen, ohne sich zu schaden. Entsorgt wird der Rasen im Bio-Müll und der Karton in der Papiertonne – ein großer Vorteil, was die Umwelt angeht!
Die Standardgröße (derzeit 34,99 €) misst ca. 85 x 60 cm und ist größenmäßig auch für den Whippet ausreichend. Da er das „Notklo“ zur Zeit wegen seiner Verletzung täglich 1-2mal nutzt, tausche ich den Rasen wöchentlich aus. Welpenunterlagen derselben Größe kosten mich bei gleicher Nutzung knapp 20 Euro pro Woche – dafür lösen sich die Hunde auf „eigentlich unerwünschtem“ Untergrund und ich produziere eine Menge Plastikmüll.
Wie lange eine Lieferung reicht, hängt natürlich vom Gebrauch ab! Nur für das Windspiel oder einen Welpen würde mir diese Größe zwei Wochen reichen. Jedenfalls auf Balkon oder Terrasse, innerhalb geschlossener Räume wären zwei Wochen eine Frage der Geruchsentwicklung…
Die Größe XL (derzeit 54,99 €) besteht aus 2 Standard-Paketen, die einfach nebeneinander gelegt werden, und ist für größere Hunde oder mehrere Welpen / Kleinhunde geeignet.
Tipps
Für Rüden empfiehlt sich etwas, das sie „anpeilen“ können – am besten nimmt man sich von draußen einfach ein Zweiglein mit und steckt es in den Rasen. Bei eher seltener Nutzung und Standort auf dem Balkon schafft das Gras den Geruch problemlos. Das Hundeklo sollte nicht direktem Regen ausgesetzt sein, also z. B. überdacht oder unter einem Tisch liegen.
Wird das Klo innerhalb der Wohnung, häufiger oder auch von Katzen genutzt, deren Urin sehr viel geruchsintensiver ist als der von Hunden, empfehle ich, Biodor Animal o.ä. ins Gießwasser zu geben – die enthaltenen Mikroorganismen sind ungiftig für Tiere und zersetzen den Urin auf natürliche Weise.
Vorteile
- Gewöhnung an den richtigen Untergrund, auch im Winter
- Im Bio-Müll bzw. der Papiertonne zu entsorgen
- Praktische Lieferung nach Hause in wählbarem Rhythmus
- Wird sehr gut angenommen
Nachteile
- Teurer als Welpenunterlagen
- Möglicher Geruchsentwicklung muss vorgebeugt werden
Erhältlich unter: http://dashundeklo.de
PRODUKTINFORMATION:
- Hier kaufen
- verschiedene Größen, ab 84 x 62 x 4 cm
- Preis: ab 39,99 €