Schnüffelspaß für den Hund – worauf es bei der Auswahl des Geruchsstoffs in der Nasenarbeit ankommt
Alle Hunde lieben es – das Schnüffeln! Und sie haben uns „Kurznasen“ in Sachen Nasenleistung einiges an Talent und Können voraus. Daher möchten immer mehr Menschen ihre Hunde gern durch Nasenarbeit sinnvoll beschäftigen. Hierbei kann man einfach nur zum Spaß bzw. zur Auslastung mit seinem Hund schnüffeln, oder sich aber auch Aufgaben ausdenken, die tatsächlich im Alltag hilfreich sein können.
Schnüffelaufgaben, die man wirklich „nutzen“ möchte, sollte man gut planen, damit der Hund möglichst effizient trainiert werden kann. Ich persönlich finde es aber auch dann, wenn man „nur zwecks Beschäftigung“ mit seinem Hund schnüffeln möchte, wichtig, über einige Dinge schon vor dem Training nachzudenken. Denn dann kann man das Training strukturiert aufbauen und der Hund kann freudig und mit wenig Fehlern lernen. Nur so – finde ich zumindest – haben Mensch und Hund Freude am gemeinsamen Tun – denn Spaß macht, was man wirklich gut kann.
DIE AUSWAHL DES ZIELGERUCHES
Es lohnt sich, sich über die Auswahl des Zielgeruches ein paar Gedanken zu machen.
Der Zielgeruch sollte
- leicht zu beschaffen sein
- den Hund nicht in Gefahr bringen (Vorsicht vor giftigen, ätzenden, staubenden oder sonstigen gesundheitsgefährdenden Substanzen)
- gut zu lagern sein bzw. bei der Lagerung Geruchsstabilität haben
- auf den Hund nicht abstoßend wirken – dann ist das Training jedenfalls einfacher (Anmerkung: andernfalls muss man den Geruch noch kleinschrittiger positiv verknüpfen)
IDEEN ZUR AUSWAHL DES ZIELGERUCHES MIT IHREN VOR- UND NACHTEILEN
Feste Lebensmittel
Feste Lebensmittel eignen sich hervorragend zur Geruchsunterscheidung, denn sie sind leicht verfügbar und sie „kleckern“ kaum. Optimal sind z.B. verschiedene Teesorten oder Gewürze, da sie sehr gut zu handhaben und zum Teil ohnehin bereits in (Tee-)Beuteln zu kaufen sind oder in Teefilter verpackt werden können. Meine Empfehlung ist, dass man „reine“ Teesorten wie z.B. „Kamille“ verwendet und nicht „Kräutertee“, dessen Zusammensetzung stark variieren kann.
Genauso gut kann man aber auch Gemüse, Obst oder Pilze nutzen. Das Ziel der Geruchsunterscheidung könnte hierbei z.B. sein, dass der Hund lernt, eine bestimmte Tee-/Gewürz-/Obst-/Gemüseart unter anderen Tees, Gewürzen, Obst- oder Gemüsearten zu finden. Der Hund könnte also z.B. lernen, gezielt Kamillentee zu finden, auch wenn andere Teesorten, wie Hagebutte und schwarzer Tee usw. im Suchfeld (der abzusuchenden Umgebung) versteckt sind.
Flüssigkeiten bzw. flüssige Lebensmittel
Auch flüssige Lebensmittel sind leicht erhältlich. Somit kann man dem Hund beibringen z.B. eine bestimmte Mineralwasser-, Öl-, Wein-, Biersorte, etc. unter anderen Sorten gleichartiger Flüssigkeiten zu finden.
Der große Nachteil bei Flüssigkeiten ist, dass sie auslaufen können, wenn der Hund das Gefäß umwirft. Und selbst wenn man noch so gut putzt – der Geruch wird zu einem gewissen Teil auf dem Untergrund bleiben. Das könnte dazu führen, dass der Hund an einer derartig „verunreinigten“ Stelle seinen Zielgeruch anzeigt, obwohl aus unserer menschlichen Sicht dort kein Geruchsstoff sein sollte. Das Ergebnis wäre vermutlich ein frustrierter Hund, der für die Anzeige seines Zielgeruches keine Belohnung bekommt und ein frustrierter Mensch, der denkt, sein Hund hätte die Aufgabe nicht verstanden.
Um das zu verhindern oder zumindest zu minimieren, kann man die Flüssigkeit an einen saugenden „Geruchsträger“ binden. Das bedeutet, dass man die Flüssigkeit z.B. auf Küchenkrepp, Taschentücher, WC-Papier, etc. tropft. Hierbei sollte man den Geruchsträger auch variieren, damit der Hund nicht womöglich die saugende Einlage mit dem Zielgeruch mitverknüpft.
Ätherische Öle
Auch ätherische Öle sind gut erhältlich und können für Schnüffelaufgaben verwendet werden. Sie haben ebenfalls den Nachteil, dass sie flüssig sind. Somit sollte man auch die Öle an Trägermaterialien binden. Ätherische Öle riechen außerdem sehr intensiv, was für den Hund in der Regel nicht angenehm ist. Folglich sollten ätherische Öle in der Geruchsunterscheidung verdünnt angewandt werden.
Die Problematik hierbei ist, dass Öle sich nicht mit Wasser mischen. Zum Verdünnen hat man folgende Möglichkeiten: Möchte man ein ätherisches Öl in Wasser verdünnen, muss man einen Emulgator verwenden. Das könnte z.B. Honig, Süßrahm, Salz, Lecithin, etc. sein. Andernfalls kann man die Verdünnung auch mit anderen Substanzen statt Wasser herstellen. Dazu eignen sich z.B. andere Öle, wie Traubenkernöl, Sojaöl, Maiskeimöl, Mandelöl, Jojobaöl. Man sollte unbedingt raffinierte Öle zum Verdünnen verwenden, da diese eher geruchsneutral und lange haltbar sind.
Theoretisch könnte man auch Lotionen, Cremes, Salben, Shampoos, etc. als Verdünnungsmittel nutzen – hier müsste man ebenfalls auf Geruchsneutralität achten. Die Trägersubstanzen, Emulgatoren bzw. Verdünnungsmittel sollten immer wieder variiert werden. So kann man sichergehen, dass der Hund tatsächlich das ätherische Öl als Zielgeruch verknüpft und nicht die diversen Trägersubstanzen bzw. Verdünnungsmittel.
Geruchsmemory – „das Gleiche“
Das Geruchsmemory ist eine besonders facettenreiche Beschäftigungsvariante. Im Geruchsmemory gibt man dem Hund für jeden „Schnüffeldurchgang“ den Zielgeruch direkt am Start „in die Nase“ – man lässt ihn also an einem sogenannten „Geruchsmuster“ schnuppern. Genau diesen Geruch soll der Hund danach zwischen anderen Gerüchen finden.
So abwechslungsreich das Geruchsmemory ist, so komplex ist auch das Training! Denn in dieser Aufgabe lernt der Hund nicht nur, immer den gleichen Zielgeruch zu finden! Die Aufgabe besteht darin, immer genau jenen Geruch zu identifizieren, den er am Start zum Schnuppern bekommen hat.
Ein gewisser Nachteil ist, dass man für diese Aufgabe immer zwei gleiche Gerüche benötigt, was wir geruchsmäßig eher unbegabten Zweibeiner ganz schlecht wahrnehmen und kontrollieren können. Somit muss man hier ganz besonders auf Geruchshygiene achten und die beiden „Memory-Gerüche“ wirklich möglichst identisch – am besten gemeinsam – lagern!
Gegenstände mit dem Geruch des eigenen Menschen bzw. irgendeines Menschen
„Verlorene“ Gegenstände zu finden, die nach dem eigenen Menschen riechen, ist für viele Hunde denkbar einfach. Oft können Hunde diese Aufgabe sogar lösen, wenn man sie nicht gezielt trainiert hat. Das kann man sehr leicht ausprobieren, indem man z.B. im Wald einen Tannenzapfen kurze Zeit in der Hand hält und dann zwischen andere Tannenzapfen wirft. Viele Hunde bringen dann auch ohne Training den richtigen Tannenzapfen.
Selbstverständlich kann man die Suche nach verlorenen Gegenständen – wie z.B. Schlüssel, Handy, Brille, etc. – auch gezielt mit dem Hund trainieren. Der Vorteil liegt auf der Hand: das ist eine sehr wertvolle Schnüffelaufgabe, wenn man (so wie ich) seinen Schlüsselbund im Schnee verliert. Obwohl ich sehr genau wusste, wo der Schlüsselbund liegen müsste, war es mir erst nach der Schneeschmelze möglich, ihn wieder zu finden. Glück im Unglück war mein Partner im Homeoffice, sonst wäre das ein sehr „erfrischender“ Tag für Elliot und mich geworden …
Inzwischen kann ich Elliot ganz gezielt auf die Suche nach meinen verlorenen Habseligkeiten schicken und ihm macht die Arbeit sichtlich Freude.
Objekte aus bestimmten Materialien
Eine Spezialisierung der „Verlorensuche“, und somit eine gute Anfängeraufgabe, ist die Objektsuche. Hierbei kann man mit einem Gegenstand aus einem bestimmten Material beginnen – z.B. mit einem Gegenstand aus Leder. Der Hund lernt also, einen ganz bestimmten Gegenstand aus Leder zu finden und den Fundort anzuzeigen. Wenn der Hund die Aufgabe mit diesem Ledergegenstand beherrscht, kann man einen zweiten Gegenstand – z.B. aus Holz – trainieren usw. Diese Objekte – oder deren jeweiliges Material – kann man auch benennen und so den Hund nach und nach gezielt nach einem der trainierten Gegenstände suchen lassen, auch wenn andere Gegenstände im Suchfeld versteckt sind.
Lebendige Organismen
Auch „Kleinlebewesen“ wie z.B. Bettwanzen, Zecken, Borkenkäfer, Termiten, Wollläuse, Bakterien, Schimmel etc. können als Zielgeruch fungieren.
Und auch diese Schnüffelaufgabe kann man sehr gut im Echteinsatz nutzen. Im Mehrhundehaushalt könnte man z.B. einen der Hunde durch einen anderen Hund auf Zecken abschnüffeln lassen. Diese Aufgabe muss unbedingt so geübt werden, dass beide Hunde sie gut bewältigen können und sich keiner der Hunde dabei unwohl fühlt. Man könnte hierzu z.B. den abzusuchenden Hund wie beim „Medical Training“ ein Kooperationsverhalten einnehmen lassen. Wenn der abzusuchende Hund das Kooperationsverhalten beendet, muss der suchende Hund aus der Übung gerufen und belohnt werden.
Der größte Nachteil ist, dass man die zu suchenden Lebewesen zum Training auch verfügbar haben muss und sie daher ggf. selbst vermehren und sich natürlich um sie kümmern muss….
Geld
Die Suche nach Papiergeld ist eine sehr feine Sache. Geld hat jeder – und es kleckert nicht! Im Training sollte man darauf achten, dass man immer wieder Geld unterschiedlichster Herkunft besorgt und dieses Geld selbst auch nicht berührt. Schließlich soll der Hund lernen, Geld zu finden und nicht nach dem Geruch seines Menschen zu suchen.
Ich habe mir für das Training mit Nellie z.B. das Retourgeld in diversen Geschäften gern mal eintüten lassen, ohne es zu berühren. Das wirkt zuweilen etwas seltsam auf die Menschen und hat so manche:n Kassierende:n zu einem sichtbaren Kopfschütteln animiert. Aber es kann sehr hilfreich sein, wenn der Hund auf Signal Geld suchen kann.
Allergene
Hunde können auch lernen, Allergene oder ganze Nahrungsmittel, auf die ein Mensch allergisch reagiert, zu erschnüffeln. Somit können Allergiker ihren Hund tatsächlich zur Unterstützung einsetzen.
Möchte man seinen Hund zum Allergiker-Warnhund ausbilden, wäre ein Start mit dem reinen Allergen (sofern es erhältlich ist) optimal. Andernfalls startet man mit Lebensmitteln, auf die man allergisch reagiert. Letzteres hat den Nachteil, dass es dem Hund unter Umständen etwas schwerer fallen kann, herauszufinden, was genau der Zielgeruch ist.
Unterzuckerung
Ein weiteres Anwendungsgebiet für Schnüffelprofis im medizinischen Bereich ist das Erkennen von Unterzuckerungen bei Typ1-Diabetikern. Diabetikerwarnhunde – korrekt: Signalhunde für Menschen mit Diabetes – sind bei uns in Österreich sogar anerkannte Assistenzhunde, die nach erfolgter staatlicher Prüfung gesetzlich geregelte Vorteile genießen dürfen.
FAZIT:
Es gibt unzählige Möglichkeiten, seinen Hund mit Schnüffelaufgaben zu beschäftigen. Für Anfänger empfehle ich einen Zielgeruch, der möglichst einfach in der Handhabung ist und mit dem man nicht „kleckert“. Besonders eignet sich hier die Suche nach Objekten bzw. verlorenen Gegenständen. Letztere kann uns im Alltag auch wirklich gute Dienste erweisen!
(Beitrag aktualisiert: Juli 2023)