Antibiotika für Hunde: wie wirken sie und was muss man bei der Anwendung wissen?
Gesundheit & PflegeDa ich selbst zwei Haustiere habe, weiß ich, wie man sich als Tierhalter fühlt, wenn seine Lieblinge krank sind. Damit sie schnell wieder gesund werden, kommt man oft um einen Tierarztbesuch nicht herum. Bei verschiedenen Erkrankungen rät der Tierarzt zur Gabe eines Antibiotikums, ein vertrautes Präparat – kennt es doch jeder von Kindesbeinen an aus der Humanmedizin.
Antibiotika wirken ausschließlich gegen Bakterien, nicht aber gegen Viren. Somit ist generell vor der Gabe von Antibiotika von einem Tierarzt abzuklären, ob überhaupt Bakterien die Ursache für die vorliegende Erkrankung sind.
WIE WIRKEN EIGENTLICH ANTIBIOTIKA?
Zwischen Mensch und Tier gibt es bei der Wirkungsweise keinen Unterschied. Antibiotika sind entweder bakteriostatisch (d.h. die Bakterien werden nicht abgetötet, sie können sich aber nicht mehr vermehren und die körpereigene Immunabwehr bekämpft die vorhandenen Bakterien) oder bakterizid (aktives Abtöten der Bakterien). Die genaueren Untergruppen möchte ich Ihnen an dieser Stelle ersparen, denn die zwei obigen Unterscheidungen reichen zur Vorstellung der Wirkweise aus.
Die meisten Antibiotika sind bakteriostatisch und hemmen beim Bakterium entweder die Eiweißbildung, die DNA-Synthese oder greifen in den Stoffwechselweg ein. In diesem Fall kann das Bakterium nicht mehr wachsen, sich nicht mehr teilen und vermehren. Daher kann die Erkrankung nicht fortschreiten und die eigene Immunabwehr bekämpft die Bakterien. Zu dieser Art gehört das Medikament “Baytril 2,5% ad us. Vet.” der Firma Bayer und ist als Tabletten, orale Lösung oder als Injektion beim Tierarzt erhältlich. Die Dosierung und Anwendung werden somit leicht an Größe, Gewicht und körperliche Verfassung Ihres Hundes angepasst. Andere Präparate sind zum Beispiel “Borgal” (Trimethoprim) und “Pulmodox” (Doxycyclin) der Firma Virbac.
Die bakterizid wirksamen Antibiotika schädigen die Zelle des Bakteriums und töten es ab. Entweder verursachen sie Löcher in der Zellwand des Bakteriums, so dass diese durch Wassereinstrom platzen oder Transportmechanismen hemmen. Somit können schädliche Stoffe nicht mehr aus der Zelle heraustransportiert werden. “Amoxicillin” bzw. “Amoxicillin in Kombination mit Clavulansäure” sind Ihnen vielleicht aus eigener Behandlung bekannt. Dieser Wirkstoff wird auch bei Tieren eingesetzt und wird in Deutschland unter dem Namen “Duphamox” oder “Synulox” (Kombipräparat) von der Firma Pfizer für Tiere vertrieben. Sie sind ebenfalls als Injektionen, Suspensionen oder Tabletten erhältlich. “Rilexine” der Firma Virbac mit dem Wirkstoff Cefalexin gehört ebenfalls zu dieser Gruppe.
WARUM GIBT ES SO VIELE UNTERSCHIEDLICHE ANTIBIOTIKA?
Es gibt sehr viele unterschiedliche Bakterienformen: kugel- (sog. Kokken), stäbchen-, wendelförmig, fädenartig und Kugel-/Stäbchenketten oder –haufen, mit oder ohne Pili (dienen zur Fortbewegung), welche nicht durch ein universelles Antibiotikum bekämpft werden können.
Der Tierarzt wählt auf Grund der beschriebenen Symptome und aus seiner Erfahrung heraus das richtige Präparat aus. Wenn dennoch keine Besserung eintritt, kann ein Antibiogramm im Labor angefertigt werden, um herauszufinden, welche Art von Bakterien die Beschwerden verursachen, auf welches Antibiotikum sie ansprechen und ob eine längere Gabe als normal benötigt wird. In der Regel sind Antibiotika gut verträglich, da sie zwar eine starke Wirkung auf Bakterien haben, den Tierorganismus aber nicht weiter beeinträchtigen.
WELCHE NEBENWIRKUNGEN KÖNNEN ANTIBIOTIKA HERVORRUFEN?
Hauptnebenwirkungen sind Allergien, die zum Glück beim Tier seltener vorkommen als beim Menschen. Weiterhin können Darmstörungen mit Durchfall und Pilzinfektionen auftreten. Organschädigende Wirkungen sind äußerst selten. Damit die Nebenwirkungen gering gehalten werden können, sind bei der Gabe von Antibiotika einige Punkte zu beachten.
WAS IST BEI DER VERABREICHUNG ZU BEACHTEN?
Man sollte den vorgeschriebenen Zeitabstand zwischen den Dosierungen genau einhalten, damit eine gleichmäßige Blutkonzentration und schnelle Wirkung erreicht werden kann. Eine gleichzeitige Gabe von Aufbau- und Vitaminpräparaten o.ä. mit Calcium und Magnesium sollte vermieden werden, da einige Antibiotika sich damit verbinden und dann ihre Wirkung verfehlen. Machen Sie Ihren Tierarzt bei Gabe anderer Arzneimittel auf diese aufmerksam, um Wechselwirkungen zu vermeiden. Bitte brauchen Sie die Packung bzw. die vom Tierarzt mitgegebene Menge immer bis zum Schluss auf, auch wenn es Ihrem Tier wieder besser geht. Die Infektion kann somit nicht erneut ausbrechen und die Keime resistent werden! Die Behandlung der Tiere mit Antibiotika ist ziemlich komplex und mit viel Wissen verbunden, daher rate ich dringend davon ab, Tieren Antibiotika zu verabreichen, die Sie noch bei sich zu Hause finden. Sie können nicht wissen, ob sie wirken und Antibiotika mit der Dosis für den Menschen können bei Ihrem Tier über- oder unterdosiert sein. Das Medikament ist verschreibungspflichtig und sollte nur in Absprache mit dem Tierarzt Ihres Vertrauens verabreicht werden.
Ihre Susanne Kmeth,
Lohhof Apotheke aus Herzogenaurach