Hund und Katze: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
„Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal“
(Kurt Tucholsky, 1890-1935).
Kaum ein Satz spiegelt den zutiefst subjektiven und menschlich-beschränkten Blick auf unsere beliebtesten vierbeinigen Hausgenossen wider, wie dieser tausendfach zitierte. Tucholsky war ein brillanter Satiriker und politischer Journalist seiner Zeit. Eine Zeit, die durch den ersten Weltkrieg, die turbulenten Nachkriegsjahre mit den Hoffnungen und Enttäuschungen einer Weimarer Republik und einem drohenden zweiten Weltkrieg unter den Nationalsozialisten geprägt war. Eine Zeit, in der die vergleichende Verhaltensbiologie nicht einmal angedacht war, Haustiere für die Wissenschaft als weitestgehend uninteressant erachtet wurden und Tieren jede eigene Gefühls- oder Gedankenwelt abgesprochen wurde. Tucholskys lyrische Beobachtungen von Katzen und deren Verhalten hatten sehr oft einen direkten Bezug zum menschlichen Dasein und man sollte ihm dies unbedingt nachsehen, da Überspitzung und Einseitigkeit auch heute noch probate Mittel der Satire sind. Denen, die diesen Satz jedoch heutzutage, unreflektiert als Glaubenssatz adaptiert haben und ihn zur Abgrenzung und Abwertung der einen oder anderen Spezies gegenüber nutzen, mag ich diesen unnützen „Glaubenskrieg“ nicht nachsehen. Die künstliche Spaltung in zwei gegnerische Lager, „Hunde- oder Katzenmenschen“, die sich teils unversöhnlich gegenüber treten, wirft bei mir die Frage auf, wem sie tatsächlich nützt?
Unseren Tieren sicherlich nicht. Vorurteile und Spekulationen sind eher die Begleiter von Eitelkeit und Unwissenheit, die Folge ist oftmals Tierelend. Die mit unverhohlenem Stolz hervorgebrachte Behauptung einer Frau, sie sei “ein reiner Katzenmensch”, traf bei mir nicht auf die erhoffte Bestätigung einer vermeintlichen Seelenverwandten. Ich denke, meine Antwort, dass ich mich rein zoologisch eher in die Ordnung der „Primaten“, Familie der „Menschenaffen“ und Art „Mensch“ einordnen würde und mir die Gattung “Katzenmensch“ gänzlich unbekannt sei, entsprach vermutlich nicht ihrer eigentlichen Intention. Die gerne als „devot“ beschriebene Haltung des Hundes gegenüber seinem Herrn macht mich eher nachdenklich und ein wenig traurig. Sie dokumentiert eine fordernde, längst widerlegte Sichtweise auf unsere Hunde, sowie ein bedauernswertes, offensichtlich von Enttäuschungen geprägtes Erleben von zwischenmenschlichen Beziehungen, die nun auf den „besten Freund“ des Menschen projiziert werden. Warum werde ich so spitzfindig in solchen Momenten, die man genauso gut weglächeln könnte? Prinzipiell kann es mir egal sein, wenn man seinem Tier Eigenschaften unterstellt, die man selbst gerne hätte oder für besonders erstrebenswert hält. Ungerecht sind diese Unterstellungen, wenn dabei die eigentlich maßgeblichen Fragen, welche Bedürfnisse das jeweilige oder zukünftige Haustier hat und welche Forderungen damit an uns gestellt werden, in den Hintergrund treten.
-
STELLT SICH ALSO DIE FRAGE: „WELCHES HAUSTIER PASST ZU MIR?“
Am besten eignet sich eine Liste, auf der man einige Punkte ehrlich und selbstkritisch abarbeiten kann, um die Auswahl von möglichen Hausgenossen einzugrenzen. Sucht man als Paar oder als Familie, gehört die Meinung eines jeden Mitmenschen selbstverständlich in den Entscheidungsprozess mit einbezogen.
Dazu gehört z.B.:
- Bin ich „stiller“ Beobachter oder möchte ich aktiv interagieren?
- Habe ich körperliche, geistige und/oder krankheitsbedingte Einschränkungen?
- Welche finanziellen Mittel kann ich problemlos freistellen?
- Wie viel Zeit am Tag über welchen Zeitraum kann und möchte ich einbringen?
- Wie steht es um meine häusliche Situation? Stichworte: Vermieter/Platz/Umgebung?
- Wo sind meine persönlichen Grenzen und Bedürfnisse? Stichworte: Arbeit/Schmutz
- Urlaub/Käfigreinigung/Fellpflege/Tierarztbesuche/Futter/welches Auto?
Nach der Liste mit persönlichen Bedürfnissen und der Eingrenzung zumindest einer bestimmten Spezies, die demnächst Haus und Leben mit uns teilen soll, kommt die Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der erwählten Art. Da ich mich hier auf Katzen und Hunde beschränke, beschäftige ich mich im Folgenden auch explizit mit deren Ansprüchen an ihr neues Zuhause.
Trotzdem ein paar kurze Gedanken zu der wachsenden Nachfrage nach besonders exotischen Mitbewohnern. Ich denke, die Anschaffung eines Exoten, egal ob in Terrarium-, Volieren- oder Aquarienhaltung, bedarf besonderer Überlegungen und einer kritischen Auseinandersetzung mit der jeweiligen Herkunft dieser Lebewesen. Das Alleinstellungsmerkmal, ein besonders seltenes Exemplar zu besitzen zu wollen, kann und darf in diesem Zusammenhang keine Kaufentscheidung sein. Exoten werden oft ohne Rücksicht auf Verluste und Artenschutz illegal in ihren Ursprungsländern als „Wildfänge“ ihren Verbänden entrissen und unter meist grausamen Bedingungen zu uns geschmuggelt. Selbst mit Cites Zertifikat oder als Nachzuchten wird ihnen durch fehlende Sachkenntnis so viel tierschutzrelevantes Unrecht angetan, dass es Liebhabern dieser Spezies gruselt. Vielleicht kann man grundsätzlich sagen, dass egal welches Lebewesen man adoptieren möchte, ein Eigenengagement beim Erwerben von Sachkunde unabdingbar ist. Mit dem nötigen Wissen wird der Eine oder Andere vermutlich von einer Anschaffung gänzlich Abstand nehmen. Diejenigen, die ihr Leben mit einem Vertreter dieser Arten teilen mögen, bedienen sicher nicht mehr die rein kommerziellen Bezugsquellen, sondern bevorzugen den teils sehr sachkundigen und spezialisierten Tierschutz, der dieser Flut von entsorgten Fehlanschaffungen kaum noch Herr werden kann.
Wir schauen nun mal genauer auf Hund und Katze, die ja anscheinend von unterschiedlichen Planeten stammen und daher vermutlich auch unterschiedlichste Ansprüche an uns haben. Auch hier helfen wir uns mit einer kurzen Liste mit Beispielen, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
FRAGE, WAS BRAUCHEN HUNDE UND KATZEN, UM EINE CHANCE ZU HABEN, SICH BEI UNS WOHL ZU FÜHLEN?
Ausstattung:
- Brustgeschirr + Leine + Mantel
- Essen + Trinken + Kauartikel + Näpfe
- Toiletten + Zubehör
- Fellpflegeutensilien + Pfotenpflege + Ohren-und Zahnpflege + Parasitenprävention + Notfallapotheke
- Kratzbaum + Liegeplätze + Decken
- Transportkorb + Transportsicherung
- Spielzeug
Soziale Bedürfnisse:
- Artgenossenkontakte
- Bezugsperson/en
- Bedürfnisgerechte Beschäftigung
- Stillung der Grundbedürfnisse (Essen, Trinken, Rückzugsorte, Bewegung, Umwelterkundung, Pflege, Beschäftigung)
- Gesundheit (Tierarzt/Tierheilpraktiker/Physiotherapeut/Ernährungsberater/Osteopath/
- Friseur)
- Training/Zeit.
Stopp mal eben! Beim aufmerksamen Lesen der Liste hat sich doch ein mentales Häh?!! eingeschlichen. Das ist ja eine sehr universelle Liste, wo bleibt da die Differenzierung zwischen „Canis lupus familiaris“ und „Felis silvestris catus“? Nachdem ich immer beide Arten gleichzeitig unter unserem Dach beherbergen durfte, kann ich sagen, dass ihre grundsätzlichen Ansprüche an uns fast identisch sind. Es gibt natürlich Differenzierungen in der Art der Ernährung, speziellen Krankheitsbildern, Verhalten und Haltungsbedingungen, aber die sind marginal und gehören zu den Punkten, in denen die Sachkenntnis an die neuen Halter:innen hier schon angesprochen wurde. Ein paar wichtige Unterschiede seien aber auch hier kurz angesprochen.
WAS MACHT DEN UNTERSCHIED IN DER VERANTWORTUNG FÜR UNS MENSCHEN?
Züchter oder Tierschutz?
Eine sehr persönliche Entscheidung, die viele Fragen an uns selbst stellt, die möglichst ehrlich beantwortet sein wollen. Im Fall von Katzen ist man im überschwemmten Katzenhaus von privaten und kommunalen Tierheimen sicherlich fast immer gut beraten und findet „seine“ Samtpfote. Im Tierschutz sitzt vom Kitten (Katzenwelpe) bis zum Senior, alles was Mensch sich wünscht. Wer eine bestimmte Rasse bevorzugt, weiß, dass auch eine „edle“ Abstammung heute nicht mehr vor dem Tierheim schützt. Oftmals tut sich der Tierschutz allerdings schwer, z.B.: – wenn es um die Vermittlung als potentielle Freigänger geht, da wird die Vermittlung aus verschiedenen, teils nachvollziehbaren Gründen (Unfall, Vergiftung, Ansteckung), abgelehnt.
Bei Hunden liegt der Fall komplizierter und ob man ein Tier aus dem Tierschutz adoptiert, hat viel mit den eigenen Ansprüchen, Ideen und Wünschen zu tun. Ich würde nie pauschal in eine Richtung beraten. Beratung sollte immer vorurteilsfrei, offen und ehrlich sein. Niemand hat einen Vorteil davon, wenn er eine so wichtige Entscheidung aus verkehrten Gründen trifft, nur weil sie aktuell „politisch korrekter“ anmutet. Bei der Wahl, welche Rasse, woher, wann, kann ein Austausch mit einem Fachmann/-frau einige Fragen klären und unrealistische Wunschvorstellungen korrigieren.
Und was ist mit dem unwiderstehlich niedlichen Wurf vom Nachbarshof? Hier gilt bei Hund wie Katze gleichermaßen – Vorsicht ist geboten. Mal abgesehen von Erkrankungen und fehlenden Umweltreizen für ein Leben in einer Wohnung oder gar einer Großstadt. So ist es unmöglich die Welpen einer scheuen Hofkatze, die ihre Jungen ohne menschliche Kontakte zur Welt bringt und aufzieht, an ein enges Leben mit und bei dem Menschen zu gewöhnen. Es sei denn die Kitten werden innerhalb der ersten vier Wochen an menschliche Nähe gewöhnt, was meistens nur mit der Trennung von der Mutter möglich ist. Das gilt auch für Hunde, die unter ähnlichen Umständen aufwachsen. Die Problematik ist in Deutschland eher selten, stellt sich jedoch schon mal bei Tieren aus dem Auslandstierschutz, die teils über mehrere Generationen ohne menschlichen Kontakt leben.
2. Ernährung
Jenseits von dogmatischen Ernährungsdiskussionen, ist es sicher, dass Katzen die tatsächlichen Karnivoren (Fleischesser) sind. Selbst bei der frisch gefangenen Beute, lassen Katzen deren Innereien (Magen/Nieren) meist unangetastet. Hunde haben im Gegensatz zu Katze und Wolf das Enzym Amylase, das zur Aufspaltung von Getreide notwendig ist. Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass Katzen in der Lage sind nur extrem geringe Mengen an Taurin zu synthetisieren, daher müssen sie diese lebenswichtige Aminosäure über ihr Futter aufnehmen. Taurin ist ein Bestandteil von tierischen Proteinen, Katzen verbrauchen es in hohen Mengen, da sie es im Gegensatz zu anderen Säugetieren, auch für die Verdauung verbrauchen und ausscheiden. Fehlt Taurin kommt es zu Erkrankungen in Folge des Mangels, wie z.B.: Erblindung, Unfruchtbarkeit, Herzmuskelschwäche. So gilt die Faustregel, dass man Hunde durchaus mit Katzenfutter ernähren kann, umgekehrt funktioniert dies in keinem Fall.
3. Gesundheit
Die Idee, Katzen mit ihren angeblich sieben (in England sogar neun) Leben, seien robuster als der Hund, irrt. Diese Unterstellung rührt aus dem Mittelalter, wo die vormals in den heidnischen Religionen verehrte Samtpfote im Zuge der Christianisierung und Inquisition in die Nähe des Satans gestellt wurde. Ihre Eigenschaft, auch beim Sturz aus großen Höhen durch den „Stellreflex“ immer auf den Pfoten zu landen, machte sie zu einem dämonischen Wesen, dem der „Teufel“ durch grausame Folterungen ausgetrieben werden musste. In der Folge dieser Verfolgung, wurden Katzen fast ausgerottet und gelten noch heute als Zeichen des drohenden Unglücks bei abergläubigen Menschen. Wohin die Ausrottung die Bevölkerung des Mittelalters führte, zeigt die rasante Ausbreitung ihrer bevorzugten Beute, die schrecklicherweise Überträger des Pestvirus waren. Katzen landen zwar auf den Pfoten, aber der kleinste Virus holt sie von denselben. Viruserkrankungen mit verheerenden Folgen gibt es unter Katzen viele. Meine Katzen sind daher alle geimpft, eine Entscheidung, die mir beim Anblick der streunenden, schwer kranken Hofkatzen hier im Dorf, mehr als leicht gefallen ist. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr sind Nierenerkrankungen bei Katzen, hier gilt es den Anfängen zu wehren. Der erschreckendste Spruch dazu kam von einem Tierarzt, der sagte, es sei nicht die Frage, ob sondern wann Katzen an Niereninsuffizienz erkranken. Im direkten Vergleich sind weder Hund noch Katze wirklich robust, sie melden sich nur sehr selten, wenn sie Schmerzen haben oder es ihnen nicht gut geht. Hier ist der Mensch in der Pflicht, sehr empathisch und gut auf sein Tier zu achten.
4. Kastration
Kastration, ist derzeit mal wieder ein sehr emotional belastetes Thema, gerade unter Hundehaltern, aber auch Kollegen und Tierärzten. Ich mag mich nicht auf diese Diskussionsebene begeben, da es einer objektiven Lösungsfindung mehr als abträglich ist. Die Entscheidung Kastration ja oder nein, sollte immer eine Abwägung aller wichtigen Fakten sein. Gerade bei Hunden sollte die Entscheidungsfindung offen und in alle Richtungen neutral zu Ende gedacht werden. Hier gehören immer ein Tierarzt und ein qualifizierter Verhaltensberater mit ins Boot. Bei Katzen, mache ich diese Entscheidung ganz klar von ihrem Lebensumfeld abhängig. Soll diese Katze, egal ob männlich oder weiblich, Freigänger werden oder lebt eine gemischte Geschlechtergruppe in einem Haushalt, ist eine Kastration zwingend notwendig, um weiteres Katzenelend zu verhindern. Ist der neue Hausgenosse ein reiner Stubentiger, wird sein Halter von Fall zu Fall entscheiden, ob das Zusammenleben mit intakter Kätzin oder Kater funktioniert oder nicht (Stichwort: „Dauerrolligkeit”/ Markierverhalten).
5. Alleine bleiben
Alleine bleiben zu können, ist für viele Tierhalter eine Grundvoraussetzung, die sie an ein Zusammenleben mit ihren Haustieren stellen. Bei Katzen wird sich im Allgemeinen wenig Gedanken darum gemacht, ob es ihnen überhaupt gefällt oder wie man es ihnen beibringt, dass ihr Mensch für einen variablen Zeitraum das Haus verlässt, um irgendwann zurück zu kehren. Da Katzen ihre Sicherheit und damit auch ein Stück Entspannung aus ihrer Umgebung und nicht dem anwesenden Menschen gewinnen, ist die Trainierbarkeit von „ohne Mensch sein“ relativ einfach. Katzen ist schon viel geholfen, wenn sie in ihrer Umgebung alles vorfinden, was sie zu ihrem Wohlbefinden brauchen. Finden sie ein Zuhause vor, in denen ausreichend Plätze, Futter, Frischwasser, saubere Toiletten, Spielzeug, Rückzugsorte, Kratzbretter vorhanden sind, lernen sie diese Ressourcen auch ohne Interaktion mit dem Menschen zu nutzen, entwickeln sie eine gute Selbstständigkeit, die sie das Alleinesein gut meistern lässt. Hunde brauchen in der Regel länger und ein genau durchdachtes Training, um diesen Zustand mit ähnlicher Gelassenheit zu ertragen. Sie finden ihre Sicherheit durch den eh schon omnipräsenten Menschen, der ihnen bis auf das Atmen fast jede Handlung vorgibt und bestimmt. Die Folge ist eine manchmal symbiotische Bindung an ihren Menschen, dessen auch nur kurzzeitiger Verlust schwere Formen von Trennungsstress und dem damit verbundenen Leidensdruck auslösen kann. Es gibt kleinschrittige Trainingsansätze, die vor allem das Wohl des Hundes im Fokus haben und nicht nur den Wunsch des Menschen, schnell stressfrei die Wohnung zu verlassen. Vielleicht schaut man ein wenig in Richtung Samtpfote und wie man deren Selbstständigkeit meist unbewusst fördert und übernimmt diese Idee schon mal grundsätzlich mit ins Hundetraining. Selbstständigkeit ist kein Bindungskiller, zumindest nicht, wenn man von einer „gesunden“ Beziehung spricht. Eigenständigkeit fördert eine Form von Zufriedenheit und Ausgeglichenheit mit sich selbst, unabhängig von Mensch oder Artgenosse und damit das „Mit-sich-allein-sein-können“. Bei aller Sehnsucht nach tiefer Bindung, gilt auch für unsere Tiere die Prämisse „Roots to grow, wings to fly“. Hunde können eine Bindung haben und trotzdem selbstständig sein, Menschen können eine Bindung haben und trotzdem loslassen.
6. Sauberkeit
Im Gegensatz zu Hunden werden Katzen sehr schnell und ohne Anleitung stubenrein, vorausgesetzt sie haben saubere Katzentoiletten in ausreichender Anzahl zur Verfügung (Faustregel immer eine Toilette mehr als Katzen im Haushalt!) und keine physischen oder psychischen Störungen (Stichwort: Harnblasenerkrankungen, Niereninsuffizienzen, Nieren-/Blasensteine, psychisches Unwohlsein durch beispielsweise zu viele Artgenossen/Stress/Veränderungen). Hunde erlernen ihre Stubenreinheit, sobald sie in der Lage sind ihren Blasen- bzw. Schließmuskel zu kontrollieren, der Mensch ihm ausreichend und oft Gelegenheit gibt sich draußen zu lösen und dieses Erlebnis positiv verstärkt.
7. Verhalten
Ein extrem spannendes, aber auch den hier gegebenen Rahmen bei Weitem sprengendes Thema. Vielleicht einmal ein paar erstaunliche Erkenntnisse, die nur neugierig auf „Mehr“ machen sollen. Hunger nach mehr Wissen, mehr Informationen über diese uns so vertrauten und doch oft so verkannten Begleiter. In verunsichernden, neuen Situationen hat man in empirischen Versuchen nachstellen können, wie Hunde und Katzen sich verhalten. In unbekannten Räumen mit fremden Menschen orientieren sich Hunde in Richtung ihres Menschen, er bietet ihnen Sicherheit. Katzen im identischen Versuch orientieren sich im Raum um sichere Plätze zu finden, die sie dann sehr schnell als Rückzugsort wahrnehmen. Dabei bevorzugen sie erhöhte, höhlenartige Plätze, sie tun dies auch, wenn ihr Mensch anwesend ist. Dies erklärt, warum Katzen eine Türklappe sehr oft weniger gut annehmen wie der Hund. Die normale Tierklappe entlässt unsere Tiere ohne Schutz und ohne Sicht in einen anderen Raum (nach draußen oder drinnen), diese unkontrollierbare, unvorhersehbare Situation macht Katzen oftmals Angst und lässt sie die Katzenklappe meiden. Abhilfe würde hier vermutlich schon ein Sichtschutz über der Klappe (z.B.: eine Bank) schaffen, unter der sich die Samtpfote erst einmal in Ruhe umschauen könnte, um zu entscheiden, welchen Weg sie einschlagen möchte. Eine hoch erhobene Rute signalisiert bei Hunden zumindest einen hohen Erregungsstatus, der Artgenossen eher in Alarmbereitschaft versetzt. Bei Katzen ist diese Haltung des Schwanzes offensichtlich eine Einladung an Artgenossen, aber auch an Menschen, sich zu nähern. Dies konnte man anhand von unterschiedlichen Schattenbildern von Silhouetten zeigen, mit denen mehrere Katzen konfrontiert wurden. Während Hunde in Konfliktsituationen schon mal einfrieren und der Organismus eine Verrechnungsphase durchläuft, zeigt bei Katzen die langsam hin und her wedelnde Schwanzspitze der in solchen Situationen eher tief getragen wird, den inneren Konflikt. In einem Artgenossenkonflikt schränken Katzen sich gerne über intensives Anschauen ein. Wir Menschen entlarven gerne die kreischende, fauchende Katze als vermeintlichen Aggressor, eine fatale Fehleinschätzung der Situation. Das Fauchen und Schreien ist in diesem Fall der Ausdruck höchster Bedrohung und Not. (Neben der Dokumentation von Bradshaw ist hier auch Christine Hauschild zu nennen, die unter anderem ein Buch über die Körpersprache der Katzen geschrieben hat.). Die Sinnesorgane bei unseren beliebtesten Haustieren sind zu erstaunlichen Leistungen fähig, übernatürlich sind sie jedoch nicht. Es lohnt sich und ist extrem spannend in diese uns fremde Welt der Wahrnehmung einzutauchen. Katzen hören und sehen noch einmal besser als Hunde, deren Gehörsinn allerdings oft von uns Menschen maßlos überschätzt wird. Zumindest in den tiefen Frequenzbereichen hört Hund nicht so unfassbar mehr als wir. (Sehr empfehlenswertes Seminar zu diesem spannenden Thema ist „Planet Hund“ mit Gerrit Stephan).
8. Zeit
Wer glaubt, dass Katzen die weniger zeitaufwendigen Hausgenossen sind, macht diese Rechnung vermutlich nur an den Spaziergängen, die ein Hund braucht, fest. Katzen bedürfen ebenso Zuneigung, Pflege, Training und Beschäftigung. Freigänger sind oft nicht so interessiert an Spiel und Beschäftigung, weil sie nach ihren Streifzügen ihrem ähnlich hohen Ruhebedürfnis wie bei Hunden, nachgehen. Heißt jedoch nicht, dass sie keine Interaktion, Schmuseeinheiten, Ansprache einfordern. Reine Stubentiger brauchen kreative wie aktive Zweibeiner, sie fordern Beschäftigung ein und Langeweile ist für sie ein ebenso großer Stressor wie für unsere Hunde oder uns selbst. (Stichworte: Autoaggression/Aggressionsverhalten/Depressionen/Lautäußerungen). Bestimmte Züchtungen, gerade die Qualzuchten, stellen sowohl bei Hunden als auch Katzen, besondere Ansprüche an Pflege und Wissen an den Menschen.
9. Einzel- oder Mehrtierhaltung
Dies ist eine schwierig zu beantwortende Frage und hängt sehr vom einzelnen Tier, Mensch und Umgebung ab. Die Vergesellschaftung von Tieren einer Art gestaltet sich oftmals schwieriger als wir uns das vorher gedacht haben. Nicht jedes Tier möchte einen Artgenossen im eigenen Umfeld, auch ein an sich verträgliches Tier findet nicht jeden, den wir ihm vor die Nase setzen, auch wirklich sympathisch. Eine mögliche Zusammenführung von Artgenossen sollte von langer Hand geplant sein, nicht mit Erwartungen überfrachtet werden und immer einen Plan B im Gepäck haben. Wichtig ist eine gute Sachkenntnis über die Bedürfnisse der eigenen Tiere und die Bereitstellung dieser Ressourcen. Helfen kann es, wenn man einen Fachmann/-frau zu Rate zieht, die mit dem Blick von außen und dem nötigen Wissen, Schwachstellen oder Gefahren erkennen. Immer empfehlenswert ist, genügend Platz und Möglichkeiten für Managementmaßnahmen zur Verfügung zu haben. Bei uns im Haushalt, fiel die Entscheidung im August letzten Jahres auf ein Katerkinderpärchen, die 2015, im Mai schon ein Jahr alt sind. Sie waren und sind definitiv die beste Entscheidung aus dem Jahr 2014, ein wundervolles „Dreamteam“, das wir trotz ihrer gegenseitigen Zuneigung versuchen unabhängig voneinander zur Selbstständigkeit zu fördern. Nach unseren Erfahrungen mit unseren verstorbenen Katzen „Flöhchen und Pauli“, die sich zeitlebens akzeptiert, aber nie wirklich gemocht haben, eine naheliegende Entscheidung. Aber Vorsicht, auch Geschwisterpaare sind kein Garant für Harmonie.
Wer lässt sich überhaupt einfacher mit einem oder mehreren Artgenossen vergesellschaften, Hunde oder Katzen? Weder noch. Es gehört viel Planung, Sachkenntnis, Geduld und eine Portion Glück dazu, aus einer Zweckgemeinschaft eine Gemeinschaft zu formen. Viele Faktoren spielen eine Rolle, letztlich haben wir es immer mit Einzelcharakteren zu tun. Leider gibt es auch Fälle, wo wir über ein Zusammenleben unter strenger Einhaltung von Managementregeln nicht hinaus kommen. Das kann auf Dauer für alle Beteiligten sehr anstrengend und ernüchternd sein.
10. Geld
Die Ausgaben für Hunde oder Katzen, halten sich die Waage, vielleicht mit leichter Tendenz in Richtung Hund, zumindest bei den Kernausgaben. So kostet der Hund allein durch Steuer, Haftpflicht und unterschiedliche Auflagen der Städte und Gemeinden etwas mehr. Eine Steuer, die sehr variiert und nicht nur von Hundehalter:innen als ungerecht empfunden wird. Als Überbleibsel aus dem Mittelalter, wo sie als eine reine Luxussteuer für die reiche Oberschicht gedacht war, hat sie längst ihre einstmalige Bestimmung verloren. Die Tierarztkosten variieren von Tier zu Tier, das hängt von mehreren Faktoren ab. So haben Tierärzte unterschiedliche Abrechnungsmodalitäten, Labore berechnen auch nicht gleiche Preise für gleiche Leistungen, chronisch kranke Tiere belasten den Geldbeutel erheblich, ebenso wie Notfallversorgungen an Wochenenden oder Feiertagen und auch die Größe eines Tieres schlägt oftmals mit mehr oder weniger Geld zu Buche. Ob eine Krankenversicherung für Hund oder Katze Sinn macht, ist pauschal schwierig zu beantworten. Es empfiehlt sich immer, mögliche Versicherungen und auch die Modalitäten im Kleingedruckten sehr genau vor einem Abschluss zu prüfen. Normalerweise würde es auch reichen, ein Konto für den Vierbeiner einzurichten auf das ein monatlicher Betrag für alle Eventualitäten wandert, den man gut verschmerzen kann und im Falle eines Falles die schlimmsten Kosten abfedert. Futterkosten hängen an den Bedürfnissen des jeweiligen Tieres. Muss Futter immer teuer sein? Das ist nicht die Frage, die man sich in diesem Zusammenhang stellen sollte. Ausgewogene Ernährung ist ein Aspekt von Gesundheit und Wohlbefinden, Sparpotential sollte man wenn an anderen Punkten suchen. Bei „Zubehör und Schnickschnack“ gibt es weder hüben noch drüben Grenzen nach oben, da bestimmt der einzelne finanzielle Rahmen und der persönliche Geschmack.
11. Urlaub
Urlaubsplanung in der Zeit vor Hund und/oder Katze und mit vierläufigen Hausgenossen unterscheidet sich in Umfang und Aufwand schon maßgeblich. Natürlich stellt sich die grundsätzliche Frage, ob man mit oder ohne Haustier vereist. Bei einer Entscheidung gegen einen Urlaub mit Tier, stellt sich die Frage der Versorgung bzw. Unterbringung in der fraglichen Zeit. Sowohl bei Hunden als auch Katzen, lohnt es sich ein soziales Netzwerk rund um die Versorgung des Tieres von vornherein mit aufzubauen und zu bedenken. Ein Hund geht sicherlich lieber zu einer bekannten Bezugsperson, als in eine Pension. Katzen lassen sich lieber in ihrem Umfeld versorgen als in einer fremden Umgebung, hier ist ein Haus- und Katzensitter eine wunderbare Lösung. Hundetagesstätten oder Katzenpensionen sind, wenn sie gut geführt sind und ihr Tier sie in Ruhe kennen lernen konnte, ebenfalls eine adäquate Möglichkeit. Allerdings sollte man sich frühzeitig um einen Platz kümmern, gerade in der Urlaubszeit sind die empfehlenswerten Pensionen oft schon lange ausgebucht. Wer ein Ferienhaus sein eigen nennt oder jedes Jahr an denselben Ort fährt, hat eine gute Chance sowohl Hund als auch Katze mit in die Ferien zu nehmen. Allein das Wissen um die Gegebenheiten vor Ort und die Wiederholung machen ein mitreisen für das Tier einigermaßen stressfrei. Ansonsten gilt, Urlaub ist selbst für uns mit viel Stress verbunden, aber wir wissen, warum und wieso wir uns diesen antun und was wir daran gewinnen. Tieren erschließt sich dies nicht, sie merken unsere Unruhe, die Vorbereitungen und einen oft anstrengenden Anreiseweg, ohne dass sich ihnen der eigentliche Sinn dahinter, wie Erholung, neue Eindrücke, anderes Klima, irgendwie erklären würde. Mal ehrlich, unsere Haustiere könnten auf Urlaub im Sinne von verreisen in den meisten Fällen gut und gerne verzichten. Dies macht es noch wichtiger, gemeinsame Urlaube besonders gut zu planen und auf die Bedürfnisse unserer unfreiwilligen Reisebegleiter Rücksicht zu nehmen. Hinzu kommt ein besonderes Augenmerk auf den Urlaubsort, die Strapazen der Anreise, das vorherrschende Klima, Futterbeschaffung, Einreisebestimmungen, tierärztliche Versorgung vor Ort und ob ein Haustier überhaupt erlaubt ist. Wir persönlich haben uns entschieden unsere Urlaube immer mit Hund, aber ohne Katzen zu verleben. Urlaube sind immer hundgerecht, Anreisen gut durchgeplant im eigenen Fahrzeug und unsere Samtpfoten bekommen einen persönlichen Urlaubsitter, der sie kennt, alle Befugnisse besitzt und sie, sowie das Haus hütet.
12. Literatur zu Hund und Katze
Zwei sehr empfehlenswerte Bücher, die sich wissenschaftlich auf der Höhe, speziell mit Hund und Katze beschäftigen, sind von Dr. John Bradshaw in Zusammenarbeit mit vielen Spezialisten. John Bradshaw, „Hundeverstand“, Kynos Verlag, deutsche Übersetzung und John Bradshaw „Cat Sense“, Kindle Version, englisches Original. In seiner Dokumentation „Cat Wyse“ in Zusammenarbeit mit der BBC, stattete er unter anderem 100 Katzen mit Kameras und Peilsendern aus, um Licht in das geheime Leben der Samtpfoten zu bringen. Die Evaluierung aus dem Jahr 2013 läuft auch heute noch fort und Interessierte können sich die Folgen mit überraschenden Erkenntnissen über Hauskatzen auf http://www.bbc.co.uk/programmes/b04lcqvq zu Gemüte führen.
Wer mehr über Katzen erfahren möchte, dem seien auch die Bücher von Christine Hauschild sehr ans Herz gelegt. Sie arbeitet positiv verstärkend mit den angeblich „Unerziehbaren“ und wird zumindest Einsteigern einen neuen Blick auf die Körpersprache, Verhaltensweisen und Bedürfnisse unserer Haustigerchen eröffnen. Empfehlenswerte Hundebuchtipps findet man hier bei den „Easy Dogs“ unter Empfehlungen zu Hauf. Für sie gelesen und rezensiert von verschiedenen Gastautoren. In dieser Bücherliste wird jede/r fündig, daher hier nur der Hinweis auf Dr. John Bradshaws „Hundeverstand“.
WIE IST ES DENN NUN MIT HUND & KATZ?
Friede, Freude, Schatz oder immer nur Rabatz?!
Laut einer Studie aus dem Jahr 2013, des IVH/ZZF, lebten in Deutschland etwa 11,5 Mio. Katzen und 6,9 Mio. Hunde in Haushalten.
Die erhobenen Daten basieren auf ökonomischem Interesse, werden hier doch meistens die Zahlen des Wirtschaftsfaktors „Heimtier“ beleuchtet. Meine Recherche nach belastbaren Zahlen in wie vielen Haushalten in Deutschland sich Hund und Katze eine Familie teilen, blieb jedoch erfolglos. Dennoch gibt es sie, ich kenne einige Familien persönlich und gehöre selber auch zu dieser manchmal etwas bestaunten Spezies. Entgegen aller Vorurteile ist es uns immer gelungen jeweils einen Hund und zwei Katzen zu vergesellschaften. Die Schwierigkeit dabei war, dass unsere Hundekinder immer gebraucht waren und keine Katzen kannten, teilweise mit erheblicher Jagdmotivation ausgestattet waren und bedauerlicherweise höchst unterschiedliche Lebenszeit bei uns verbrachten. Die längste Zeit bei uns gelebt hat „Flöhchen“, eine Bonsai Grautigerin, die im Jahr 1998 zu uns kam und uns letztes Jahr 2014, unfassbar traurig zurück ließ. Sie hat drei Hunde kommen und zwei gehen sehen, ebenso wie unseren roten Sonnenscheinkater „Paul“, der 2000 zu uns kam und viel zu früh im Jahr 2012 verstarb. Beide waren Europäisch Kurzhaar Katzen, also die gemeine europäische Hauskatze, beide kastriert und Freigänger. Die aktuellen Katerkinder „Jake & Ellwood Blues“, sind Wurfgeschwister, zwei rote Europäisch Kurzhaarkater, ebenfalls kastriert und Freigänger. Um einen Einblick in unsere Trainings- und Managementmaßnahmen zu geben, ein letztes Mal eine kurze Auflistung. Dies ist keine Trainingsanleitung! Und daher nicht zur Nachahmung gedacht, jedes Individuum ist anders und dementsprechend sind auch das Training und die Managementmaßnahmen an die jeweiligen Bedürfnisse und Gegebenheiten anzupassen.
12. Management
Räumlich:
- Abschließbares Katzenzimmer (innen mit Knauf bzw. abgenommener Klinke gegen ungewollte Ausbruchversuche)
Ausstattung:
- Katzenbaum,
- mindestens drei Toiletten,
- Spielzeuge,
- Schlafplätze,
- Futter- und Wassernäpfen,
- Katzengras,
- Kindergitter auf der Treppe, ermöglicht Sichtkontakt in Distanzen, die beide Seiten selbstbestimmt wählen können,
- getrenntes Füttern
Achtung!
- Fenster niemals in Kippstellung lassen, Todesfalle für Katzen.
- Keine freiliegenden Kabel, Steckdosen, gefährliche Flüssigkeiten
- keine giftigen Pflanzen
Verhalten:
- strukturierter Tag
- durch Fütterungszeiten,
- Spielzeiten
- Kuscheleinheiten,
- Erwartungssicherheit durch Ankündigung und Signalgebung vor Handlungen.
13. Training
Wieso sollte man Katzen überhaupt trainieren und funktioniert Training mit diesen angeblich so bezugslosen, charakterstarken Eigenbrödlern? Katzen unterliegen den gleichen Lerngesetzen wie alle Säuger, Training, das sich diesen Gesetzen unterordnet und sich an dem Verhalten von Katzen orientiert, tatsächliche Verstärker findet, funktioniert. Punkt! Training mit Katzen ist in vielen Punkten ebenso wichtig, wie mit unseren Hunden, auch sie müssen Pflegegriffe erdulden, ärztliche Untersuchungen absolvieren, ängstigende Situationen verstehen, nach Hause kommen, beschäftigt werden, Tabletten nehmen, und, und.
Unser Weg war der Aufbau des Markersignals „Top“ bei den Katerkindern.
Einsatz von Marker + Belohnung für Wahrnehmung von Hund (z.B.: Hund steht hinter der Tür, beide schnüffeln am Türschlitz, Hund bellt, beide horchen auf.). Ähnliches Training plus besonderes Augenmerk über Marker für ruhiges Verhalten beim Anblick der Katzen mit dem Hund. Sehr kurze Besuche des Hundes im Katzenzimmer mit “Click für Blick“ und Belohnung aus der Futtertube für alle drei mit vorheriger Nennung ihrer Namen.
Wir haben etwa drei Wochen trainiert, bis die Katerkinder das erste Mal entschieden, freiwillig die sichere Seite des Treppengitters zu verlassen. Hierbei war immer das Tempo des Einzelnen maßgeblich, denn auch die Katerkinder sind charakterlich sehr verschieden. Drei Wochen ist eine sehr kurze Zeitspanne und liegt sicherlich daran, dass unser Hundekind in den letzten acht Jahren sehr viel Erfahrung im Umgang mit Katzen sammeln konnte. Ein weiterer Grund, war sicherlich, dass die beiden Rotnäschen keinerlei schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht hatten und sich sehr schnell auf unsere gemeinsame Arbeit einlassen konnten. Ihre Neugier, ein vorhandenes Grundvertrauen und Lust am Lernen spielten uns sehr in die Karten, von der Gier auf Schlecktuben mal ganz abgesehen. Beim Hundekind war es tatsächlich so, dass die Situation komplett kippte. Nachdem die beiden Frupsies anfangs sehr distanziert und ängstlich auf Tricky reagierten, wurde er ihre „Ziehmutter“, „Waschstraße“ und „Kuschelbär“. Leider entwickelte er eine Art „Fräulein Rottenmeier Stellvertreter Syndrom“ mit erheblichem Stressfaktor. Er rieb sich in seiner selbst ernannten Gouvernantenrolle teilweise derart auf, dass ich die drei nach spätestens einer Stunde zwangsseparieren musste. Tricky brach in solchen Momenten völlig in sich zusammen und schlief tief und fest, ein Zeichen, wie anstrengend die zwei für ihn tatsächlich waren. Allerdings war der Protest auf Seiten der kleinen Kobolde verschwindend gering, sie verschliefen gerne die nächsten Stunden, aneinander gekuschelt auf ihrem Kratzbaum. Wir haben auch diese Situation beobachtet und in kleinen Schritten begleitet. Heute ist er in ihrer Nähe sehr relaxt, es sei denn Essbares ist im Spiel, das verlangt nach wie vor unsere Aufmerksamkeit. Ansonsten kann er seine Verantwortung mittlerweile gut an die Blondine abgeben, bis auf die Tatsache, dass er sehr gerne weiter die „Häufchenfee“ für die Beiden wäre. Das möchte allerdings die spaßbefreite Blondine nicht und besteht darauf diese wenig erhebende Tätigkeit unbedingt selbst zu erledigen.
Und wenn dann alles läuft?
Ist auch das nur eine Momentaufnahme, ohne Garantien oder Sicherheiten.
Aber es hält unbezahlbare, atemlose, herzergreifende Momente für uns bereit, die klar machen es geht nie um „Katzen- oder Hundemenschen“. Es geht um das tiefe Bedürfnis ein warmes, felliges, fühlendes, fremdartiges Wesen zu erleben, verstehen und ein verloren gegangenes Stück Natur um sich zu haben. Das ist unbeschreiblich und unbezahlbar, ich könnte und wollte niemals ohne sein.
(Beitrag aktualisiert: Mai 2022)