Mein Hund gelassen allein daheim
WEGE AUS DEM TRENNUNGSSTRESS
VON MANUELA ZAITZ AUS DEM CADMOS-VERLAG
Worum geht es im Buch und weshalb ist es zu empfehlen?
„Mein Hund gelassen allein daheim – Wege aus dem Trennungsstress“ von Manuela Zaitz ist ein umfassendes und praxisorientiertes Fachbuch zum Thema wieder Alleinebleiben lernen. Es befasst sich mit einem häufigen Problem von Hundehalter:innen: dem Trennungsangst bei Hunden (wie es umgangssprachlich ausgedrückt wird) oder fachlich korrekt: dem Trennungsstress.
Viele Hunde leiden massiv darunter, wenn ihre Bezugspersonen das Haus verlassen, was zu Stress, Unbehagen und aufgrund der hohen Stressbelastung zu weiteren Verhaltensproblemen führen kann. Manuela Zaitz bietet in ihrem Buch eine umfangreiche Analyse der Ursachen von Trennungsstress und zeigt, wie Hundehalter:innen ihren Tieren helfen können, wieder gelassen und entspannt allein zu Hause zu bleiben.
Die Autorin beginnt mit einer Einführung in die Thematik und erklärt, warum Trennungsangst bei Hunden auftritt und wie oft das große Leid des Hundes übersehen wird. Aber auch für Hundehalter:innen ist Trennungsstress emotional oft eine große Belastung.
Nach einer Einführung ins Thema geht es schnell in die praktische Umsetzung: auf Basis bedürfnisorientierter und belohnungsbasierter, gewaltfreier Trainingsmethoden erklärt Manuela Zaitz leicht verständlich Schritt für Schritt den Weg zum angstfreien Alleinebleiben. Sie legt dabei großen Wert auf einen achtsamen und empathischen Umgang mit dem Hund.
Die Autorin zeigt, wie Hundehalter:innen ihren Tieren beibringen können, das Alleinsein als etwas Angenehmes, Entspanntes und Alltägliches zu empfinden. Dabei werden verschiedene Maßnahmen vorgestellt, die mit etwas Vorbereitung und einem guten Trainingsplan leicht in den Alltag integriert werden können, um den Hund erfolgreich an das Alleinsein zu gewöhnen.
Manuela Zaitz geht auch auf die Rolle der Bindung zwischen Mensch und Hund ein und erklärt, wie diese Beziehung gestärkt werden kann, um das Alleinsein für den Hund weniger belastend zu machen. Sie ermutigt die Leser, Geduld und Verständnis für die Bedürfnisse ihrer Hunde aufzubringen, diese zu erfüllen und die gemeinsamen Fortschritte zu feiern, was die Zuversicht auf den Trainingserfolg fördert.
DAS BUCH UND TRENNUNGSSTRESS IM DETAIL
Welche Mythen gibt es rund um das Thema Trennungsangst?
- Der Hund muss doch wissen, dass ich wieder komme?
- Der Hund glaubt, dass man draußen sein Leben nicht ohne ihn geregelt bekommt. (Kontrollzwang, Dominanz)
- Der Hund macht nur “Theater”, der als Diva oder Prinz auf unserer Nase herumtanzt.
- Der Hund ist ein Kontrollfreak und zerstört Wände, Möbel und Schuhe mit voller Absicht, weil er seine Bezugsperson maßregelt, dass er/sie ohne ihn weggegangen ist.
- Der Hund pinkelt und macht ein Häufchen in die Wohnung aus Protest.
Warum all diese falschen Annahmen nicht zutreffen, erklärt die Autorin ausführlich im ersten Kapitel des Buches. Es lohnt sich, sich damit zu befassen, um das Leid und die Not des Hundes wirklich zu verstehen, Missverständnisse zu vermeiden und kontraproduktive (und gewaltvolle/tierschutzrelevante) Trainingsansätze zu vermeiden.
Was ist wichtig bei Trennungsstress beim Hund zu wissen?
- Es ist normal, dass junge Hunde das Alleinebleiben noch nicht kennen oder automatisch können.
- Hunde machen sich durch Lautäußerung bemerkbar, um die Gefahr, von der eigenen sozialen Gruppe getrennt zu werden, zu vermeiden.
- Das Bellen hat eine Funktion und es geht bei der Problemlösung nicht darum, es zu verbieten oder abzustellen, sondern dem Hund beizubringen, gelassen zu bleiben und sich gut und entspannt zu fühlen, wenn die Bezugsperson das Haus verlässt.
- Eine sichere und gute Bindung, Vertrauen und eine stabile Beziehung sind Grundvoraussetzungen dafür, dass der Hund lernen kann, gelassen allein zu bleiben.
- Sozialkontakt, Nähe und Körperkontakt sind Grundbedürfnisse. Dies grundlegend zu unterbinden oder zu minimieren bringt keinen Erfolg für das Training des Alleinebleibens.
Welche Maßnahmen, Tipps und Tricks können beim Training des Alleinbleibens helfen?
- Befüllbare Schleck- oder Kauspielzeuge wie Futterbälle, Kongs, Kauhölzer
- Schleckmatten
- Futterautomaten (individuell abwägen)
- Getragenes Kleidungsstück beim Hund lassen
- Hintergrundmusik, z.B. klassische Bar-Pianomusik, Playlist (statt TV)
- etwas zum Kauen geben (ausreichend groß, Vorsicht vor Verschlucken von Reststücken)
- Konditionierte Entspannung mit Duft
- Entspannende Musik
- RelaxoPet
- Geräuschmaskierung: White Noise (Umweltgeräusche, gesamte Frequenzspektrum), Pink Noise (Höhen werden weicher) und Brown Noise (tiefe Töne)
- Thundershirt
- Trainiertes Trennungssignal (optisches, geruchliches oder akustisches Pausensignal)
- Nahrungsergänzung
- Safe Space (Wohlfühlort, der mit Ruhe und Enspannung verknüpft ist), z.B. eine geöffnete Hundebox, ein bequemes Körbchen, abgeschirmt von Außenreizen (Klingel abstellen, Sicht nach Draußen beschränken)
- ggf. Raumbegrenzung (Kindergitter, z.T. geschlossene Türen – eigene Ergänzung)
Worauf es ankommt und was individuell zu berücksichtigen ist, wird im Buch genau erklärt.
Worauf kommt es beim Training des Alleinebleibens an bzw. welche Maßnahmen sind unabdingbar, wenn der Hund bereits Trennungsstress zeigt?
- Ausreichende Bedürfnisbefriedigung im Alltag des Hundes (“gute Haltung” – eigene Ergänzung)
- Allgemeine Stressreduktion im Alltag des Hundes (andere Verhaltensprobleme wie z.B. Probleme in Hundebegegnungen sind auf Trennungsstress zurückzuführen)
- Gesundheitszustand genau prüfen und behandeln: Krankheit und Schmerzen erhöhen die Grundstresslast und können Trennungsstress bedingen, verschlimmern
- Geduld, Zuversicht, Empathie mit dem Hund
- Selbstempathie und eine gute Selbstfürsorge (eigene Ergänzung)
- Training nur mit Kamera (mit Weitwinkelaufnahme)
- Unterstützung durch Freunde, Nachbarn, Familienmitglieder, denn der Hund soll zu Beginn des Trainings nicht alleine bleiben müssen
- Kleinschrittiger, individueller Trainingsplan inkl. Angstauslöser (Trigger)
- ggf. Einsatz von Medikamenten (in Absprache und enger Zusammenarbeit mit dem Fachtierarzt, der Verhaltensmediziner:in oder verhaltenstherapeutisch arbeitenden Tierärzt:in)
Was hilft (meistens) nicht oder ist tierschutzrelevant?
- Antibellhalsband zur Bestrafung des Bellens, Jaulens und Winseln
- Hunde belohnen, wenn man nach Hause kommt (und der Hund still war)
- übermäßig auspowern vor dem Alleinebleiben
- In eine Hundebox sperren
- Mit dem Zurückkommen warten, bis der Hund aufhört zu jaulen oder zu bellen
- Zweithund
- Zig mal Schuhe anziehen, Jacke anziehen, Tür auf und zumachen
- sich aus dem Haus schleichen
- Abwarten, bis sich das Problem verwächst
- Bestrafen, wenn man wieder nach Hause kommt und der Hund etwas kaputt gemacht hat
Worauf kommt es beim Training des Alleinbleibens an bzw. worin unterscheidet sich dieses Buch von anderen Büchern auf dem deutschsprachigen Markt?
- Trainingsprotokoll von Malena De Martini-Price
- Tägliches Training, mind. 5 Tage die Woche, ca. 30 Min. pro Tag zu Beginn
- Die Grundlage der Trainingsmethode ist, dass der Hund niemals Anzeichen von Angst während des Trainings zeigt (max. kurz davor Unwohlsein/Stress zu zeigen)
- zu Beginn des Training ist ein gutes Management und die durchgehende Betreuung des Hundes gewährleistet sein
- fundierte Verhaltensanalyse von Mensch und Hund zu Beginn des Trainings (Abläufe, Routinen, Trigger)
- Kleinschrittiger, individuell angepasster Trainingsplan (es gibt keine einfachen, schnellen Lösungen)
- Unterstützung durch eine:n fachkundige:n bedürfnisorientiert und belohnungsbasiert arbeitende:n Trainer:in
- Checklisten: Angstauslöser, Abläufe, Verhalten des Hundes
- realistische Zielsetzung
- Trennungszeiten angepasst an die Tagesform und den Trainingsstand des Hundes variabel und im Durchschnitt steigern (Mustervermeidung)
- Angstauslöser (Trigger) immer einzeln hinzufügen, nicht mehrere gleichzeitig
Persönlicher Hinweis:
Im Buch geht es darum, dass der Hund lernt, gelassen allein zu Hause zu bleiben. Meistens ist es sinnvoll und notwendig dem Hund ebenso beizubringen auch an anderen Orten oder in bestimmten Kontexten entspannt ohne Bezugsperson zu sein, z.B. in der Ferienunterkunft, im Hotelzimmer (im Frühstücksraum sind Hunde oft nicht gestattet), bei vertrauten Betreuungspersonen oder für kurze alltagsbedingte Wartezeiten im Auto, z.B. für einen schnellen Einkauf beim Bäcker oder der Aufgabe eines Päckchens bei der Post. Diese Generalisierung sollte aus meiner Sicht im Anschluss an das Training oder parallel dazu einbezogen werden.
Fazit: Dieses Buch möchte ich allen Hundehalter:innen ans Herz legen und empfehlen. Es bietet nicht nur praktische Lösungen und vielseitige Möglichkeiten etwas für den Hund bei Stress und Angst beim Alleinebleiben zu verbessern, sondern auch ein tiefes Verständnis für die emotionale Welt der Hunde vermittelt. Trennungsstess ist ein unterschätztes Thema! Manuela Zaitz’ einfühlsamer und positiver Ansatz fördert eine harmonische Mensch-Hund-Beziehung und hilft, das Zusammenleben für beide Seiten zu verbessern. Da Trennungsstess auch zu einem späteren Zeitpunkt im Hundeleben (wieder) auftreten kann, sollte das Buch in jedem Hundehaushalt parat stehen.
Das Buch ist auf Naturpapier gedruckt und liegt sehr gut in der Hand. Kompaktes Format, überschaubarer Umfang, leicht verständlich geschrieben ohne Fachjargon. Die ausdrucksstarken, persönlichen und sehr ästhetischen Bilder runden das Buch ab. Ich mag das Buch sehr – ein echter Easy Dogs Insidertipp!
VERLAGSINFO:
- Hier kaufen
- Autorin: Manuela Zaitz
- Verlag: Cadmus Verlag; 1. Edition (19. April 2024)
- Umfang: 96 Seiten
- Abmessungen: 17.2 x 23.8
- Sprache: deutsch
- ISBN: 978-3840420788
- Preis: 18,99 €
Buchbeschreibung
- Trennungsstress hat viele Gesichter
- Bindung und Trennung
- Hilfreiche Technik und wie man sie verwendet
- Entspannung und Management
- Bestandsaufnahme
- Trainingsschritte
- Troubleshooting