Generell sollte sichergestellt sein, dass in der Zeit, die das Training beansprucht ganztags jemand bei dem Hund sein kann. Second-Hand-Hunden, die direkt alleine gelassen werden oder zu einer Hundebetreuung müssen, fehlt die Zeit Vertrauen zu ihren neuen Menschen aufzubauen und die Gefahr einer Trennungsproblematik wird wahrscheinlicher.
Aufbau von Trennungssignalen und einer Sicherheitszone
Der erste Schritt beim Training des Alleine bleibens ist also dem Hund beizubringen, dass es Zeiten gibt, zu denen sich niemand um ihn kümmert, er keinen Kontakt zu seinen Menschen haben kann, dies aber kein Grund zur Aufregung ist.
Dies erreicht man durch den Aufbau von Signalen, die dem Hund eindeutig sagen „Du kannst Dich entspannen, es hat jetzt niemand Zeit für Dich“. Sie können verschiedene Signale nutzen, um Ihrem Hund Trennungszeiten klar und deutlich anzukündigen, z.B. ein Halstuch mit einem entspannenden Duft, ein optisches Signal, wie eine bestimmte Lampe, die immer nur zu Trennungszeiten angeschaltet wird, eine bestimmte CD, die Sie einlegen und in Dauerschleife während der Trennungszeiten laufen lassen u.v.m. Das Halstuch mit entspannendem Duft erfüllt gleich mehrere Funktionen: Es ist ein Dauersignal für Trennungszeit, weil der Hund es immer dann trägt, wenn sich niemand beschäftigt, es wird im Aufbau durch klassische Konditionierung mit Entspannung verknüpft und kann durch das Auftragen einer speziellen Duftmischung auch noch aktiv dazu beitragen, dass der Hund entspannter bleibt.
Achtung: Das Halstuch, das Sie für das Training des Alleine bleibens verwenden, muss zwingend einen Klettverschluss oder besser noch Druckknöpfe (kein ängstigendes Geräusch beim An- und Ausziehen) zum Verschließen haben! Geknotete Tücher sind nicht geeignet, da der Hund damit hängen bleiben und sich erwürgen könnte.
Ob Sie nur ein Signal für Trennungszeiten einführen oder mehrere sollten Sie davon abhängig machen, wie stark Ihr Hund unter Trennungsstress leidet. Bei einem Welpen ist es meistens ausreichend, nur das Halstuch mit Duft zu nutzen, bei erwachsenen Hunden, die eine massive Stressreaktion beim Alleine bleiben zeigen, kann es hilfreich sein, gleich mehrere dieser Signale einzuführen und das Training zusätzlich mit weiteren Maßnahmen zu unterstützen, dazu später mehr.
Außerdem richten Sie dem Hund eine Sicherheitszone ein, in der er sich wohl fühlt und in der er sich bevorzugt aufhalten möchte. Dort kann er sich entspannen und sich z.B. mit einem gefüllten Kong alleine beschäftigen. In dieser hundesicher eingerichteten Zone muss Wasser zur Verfügung stehen. Wenn Ihr Hund sich darin wohl fühlt, kann das auch eine Hundebox sein, die allerdings nicht verschlossen werden sollte, wenn der Hund später alleine gelassen wird.
Die Trennungssignale und die Sicherheitszone werden sehr kleinschrittig aufgebaut. Sie werden zuerst mit Entspannung ohne Zutun des Menschen verknüpft, damit der Hund lernen kann, dass der direkte Kontakt zu seinem Menschen keine Voraussetzung dafür ist, sich wohl und sicher zu fühlen. Hat diese Verknüpfung stattgefunden, lernt der Hund in den nächsten Trainingsschritten, dass er auch dann entspannt bleiben kann, wenn seine Bezugsperson den Raum verlässt, er ihr nicht mehr folgen und er sie nicht mehr hören und sehen kann. Erst im letzten Trainingsschritt verlässt die Bezugsperson dann wirklich die Wohnung.
Diese Basisarbeit ist zeitaufwändig und sollte gut protokolliert werden, damit Sie im Training nicht zu schnell vorwärts gehen. Sie sollten unbedingt vermeiden, dass Ihr Hund in Trennungsstress gerät, weil das Training sonst nicht greifen kann. Am besten lassen Sie das Training von einem Trainer, der sich mit dieser Art des Trainings gut auskennt, begleiten. Er kann Ihnen sagen, wann Sie mit Ihrem Hund den nächsten Trainingsschritt in Angriff nehmen können oder ob es dazu noch zu früh ist. Investieren Sie die nötige Zeit und Mühe in diese Basisarbeit, denn so können Sie die Zeiträume, in denen Ihr Hund schließlich wirklich alleine bleiben soll meistens schnell ausdehnen.
MAßNAHMEN, DIE DAS TRAINING UNTERSTÜTZEN
Es gibt eine Reihe von Nebenmaßnahmen, mit denen Sie das Training des Alleine bleibens unterstützen können:
Grundsätzlich sollten Sie im Umgang mit Ihrem Hund auf jegliche Form von Strafe und/oder körperliche Übergriffe verzichten; dazu gehören u.a.:
- Schimpfen, Meckern, Laut werden
- Schubsen, Ziehen, Schleifen, Herunter drücken
- Am Halsband bzw. der Leine rucken
- Mit Gegenständen nach dem Hund werfen
- Jegliche Einwirkungen, die dem Hund Angst machen oder ihm bedrohlich erscheinen
Der Verzicht auf Strafe und/oder körperliche Übergriffe auf den Hund ist absolut essentiell bei der Vorbeugung und Behandlung der Trennungsproblematik. Wann immer der Hund gestraft oder aus seiner Sicht bedroht wird (bei manchen Hunden reicht dazu schon ein strenger Ton und ein leichtes Entgegenbeugen aus), werden Stress, Angst und Unwohlsein beim Hund ausgelöst. Diese Faktoren lösen beim Hund das Bedürfnis nach Sozialkontakt und Trost aus und die bekommt der Hund genau von demjenigen, der ihn auch gestraft oder bedroht hat: Seiner Bezugsperson! Für den Hund bedeutet dies ständige Unsicherheit – ein immenser Stressfaktor, der das Training des Alleine bleibens massiv erschwert.
Ein wichtiger Punkt ist auch die Verabschiedung vor und die Begrüßung nach Trennungszeiten. Beides sollte so unaufgeregt wie möglich stattfinden. Wenn Sie die Wohnung verlassen, legen Sie Ihrem Hund als letzte Handlung sein Halstuch um, geben ihm seinen gefüllten Kong in seiner Sicherheitszone, stellen seine CD an oder geben eben die Signale, die Sie für die Trennungszeiten etabliert haben, mit einem kurzen „Bis bald!“ können Sie sich verabschieden.
Wenn Sie wieder nach Hause kommen, nehmen Sie ihm das Halstuch ab und begrüßen Sie Ihren Hund in ruhigem Tonfall und streicheln Sie ihn in einer Art und Weise, die ihm dabei hilft, sich zu beruhigen. Danach können Sie eventuelle andere Trennungssignale entfernen oder abschalten. Es ist nicht sinnvoll, den Hund zu ignorieren, wenn Sie nach Hause kommen! Ihr Hund hat nach einer Trennung das natürliche Bedürfnis Sie zu begrüßen. Verwehren Sie ihm diese Begrüßung, löst das wiederum Stress aus und kann auch zu Frustration beim Hund führen, die sich dann in unerwünschten Verhaltensweisen, wie Bellen oder Hochspringen äußern kann.
GENERELLE REGELN FÜR DAS ALLEINE LASSEN
Soll Ihr Hund nach erfolgreichem Training alleine zu Hause bleiben, so vergewissern Sie sich, dass er sich in einem Bereich der Wohnung aufhält, in dem er sich nicht verletzen kann. Stromkabel müssen so verlegt sein, dass der Hund nicht auf ihnen herumkauen kann. Ist dies nicht möglich, so muss das Kabel in jedem Fall vom Netz genommen werden. Auch Zimmerpflanzen können eine Gefahr für Ihren Hund darstellen. Informieren Sie sich, ob die Pflanzen in Ihrer Wohnung giftig sind und entfernen Sie sie in diesem Fall aus dem Aufenthaltsbereich Ihres Hundes. Wertvolle Gegenstände sollten Sie außer Reichweite des Hundes bringen.
Halten Sie die Trennungszeiten so kurz wie möglich.
Einen Hund jeden Tag mehr als acht Stunden alleine zu lassen, ist tierschutzrelevant. Die Dauer des regelmäßigen Alleine bleibens sollte sechs Stunden am Tag nicht überschreiten. Sollten Sie länger außer Haus müssen, kümmern Sie sich rechtzeitig um eine Betreuungsmöglichkeit für Ihren Hund, so dass er sich zwischendurch lösen kann. Ebenso tierschutzrelevant ist es, den Hund über mehrere Stunden in eine Box oder einen engen dunklen Raum wie z.B. die Gästetoilette einzusperren, ihn anzubinden oder ihm einen Maulkorb aufzuziehen, aus Angst der Hund könnte die Einrichtung beschädigen. Den Hund alleine im Garten oder einem Zwinger zu lassen ist keine Lösung. Ihr Hund könnte ausbüchsen und sich und andere dadurch gefährden. Außerdem kommt es häufiger vor als man glaubt, dass unbeaufsichtigte Hunde gestohlen oder gar vergiftet werden.
Wenn Sie das Alleine bleiben gut geübt haben, Ihr Hund keinen Trennungsstress mehr erleidet und genügend sichere Spielzeuge zur Verfügung hat, mit denen er sich während Ihrer Abwesenheit alleine beschäftigen kann, dann wird er Ihre Einrichtung mit großer Wahrscheinlichkeit ohnehin nicht beschädigen.
Natürlich muss Ihr Hund während Ihrer Abwesenheit freien Zugang zu frischem Wasser haben. Finden Sie nach Ihrer Rückkehr eine Pfütze vor, so sollten Sie nachforschen, ob Ihr Hund wirklich entspannt ist, wenn Sie ihn alleine lassen, ob er gesund ist oder ob die Zeit Ihrer Abwesenheit vielleicht einfach zu lang war.
Auf diese Punkte sollten Sie besonders achten, wenn Ihr Hund alleine zu Hause bleibt:
- Kindersicherung an bodennahen Steck- dosen
- Kabel für Hunde unerreichbar verlegen
- Ausmusterung giftiger Zimmer- und Gartenpflanzen
- Sichere Aufbewahrung von Chemikalien, Putzmitteln und Medikamenten
- Aufräumen von Kleinteilen und Kinderspielsachen
- Hochbinden oder Abhängen von erreichbaren Vorhängen
- Treppenabgänge mit Kindergittern sichern
- Türstopper an den Türen anbringen, die erfahrungsgemäß häufig zuschlagen
- Hochstellen zerbrechlicher Gegenstände
- Aufrollen teurer Teppiche
- Verzicht auf Tischdecken
- Mülleimer hinter verschließbaren Türen aufbewahren
- Schuhe in den Schrank räumen
- Gebrauchte Wäsche in den geschlossenen Wäschekorb legen
- Niemals Essen unbeaufsichtigt herum stehen lassen
- Sachen in bodennahen Regalen hochstellen
Geben Sie Ihrem Hund in Ihrer Abwesenheit keine Kauartikel wie Schweineohren, Ochsenziemer, getrockneten Pansen etc. Er könnte zu große Stücke davon schlucken und daran ersticken. Besser geeignet sind Hohlspielzeuge aus Naturkautschuk, wie beispielsweise ein Kong, den Sie mit Nassfutter oder Ähnlichem befüllen. Wenn Sie den Kong vorher auch noch ins Gefrierfach legen, kann sich Ihr Hund damit eine ganze Weile beschäftigen.