Erfolgsfaktor Social Walks: Gelassenheit und Souveränität im Hundekontakt lernen
Social Walks sind zwischenzeitlich ein gängiges Angebot vieler Hundeschulen, wenn es um Schwierigkeiten in Hundebegegnungen geht. Es handelt sich hier um geführte gemeinsame Spaziergänge, in denen Kontakt zu Artgenossen unter kontrollierten Bedingungen geübt wird.
Worauf kommt es an bei einem Social Walk und wie kann dieser im Begegnungstraining hilfreich sein?
Wo liegen die Grenzen eines solchen Lernspaziergangs?
AUF DIE RAHMENBEDINGUNGEN KOMMT ES AN
Für einen gelungenen Social Walk müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:
Ich persönlich nehme niemals fremde Hunde zu einem Social Walk mit, ich muss jedes teilnehmende Mensch-Hund-Team kennen und einschätzen, ob die Teilnahme für den Hund machbar ist und welche individuellen Herausforderungen berücksichtigt werden müssen. Je nach Trainingsstand und Problematik kann deshalb ein Einzelcoaching vorab nötig sein.
Eine enge Begleitung ist enorm wichtig, da hier evtl. mehrere Hunde mit Schwierigkeiten im Hundekontakt zusammenkommen. Ich arbeite deshalb gerne mit einer Gruppengröße von 4 Hunden, bei fortgeschrittenen Teilnehmer:innen können es bis zu 6 Hunde sein. Eine größere Zahl von Hunden halte ich nicht für sinnvoll.
Alle teilnehmenden Hunde sollten ein gut sitzendes Brustgeschirr tragen sowie eine Leine, die ausreichend Bewegung ermöglicht. Ich empfehle immer eine Leinenlänge von 3-5 Metern, das Material und die genaue Länge sollten für jeden Hund individuell entschieden werden.
WIE LÄUFT EIN SOCIAL WALK AB?
Ein möglichst entspannter Start ist wichtig für den weiteren Verlauf des Spaziergangs, deshalb lege ich hier stets Wert auf gute Organisation. Jede Teilnehmer:in lässt seinen Hund im Auto, bis die Veranstaltung beginnt. Ich überlege mir eine sinnvolle Reihenfolge, in welcher die Hunde aus dem Auto aussteigen und dieses Aussteigen begleite ich für jeden Hund einzeln.
Beim Spaziergang dürfen die Hunde schnüffeln, erkunden und sich innerhalb des Leinenradius’ möglichst frei bewegen. Anfangs achte ich auf größere Abstände zwischen den Hunden, später werden die Abstände gezielt verkleinert.
Typischerweise finden Social Walks an der Leine statt, meist ohne direkten Kontakt zwischen den Hunden.
Ich persönlich halte das nicht für sinnvoll, denn dauerhafter Abstand zu anderen Hunden entspricht nicht der alltäglichen Realität. Deshalb lasse ich auch passende Direktkontakte zwischen den Hunden zu und nehme das zum Anlass den Menschen zu zeigen, worauf sie achten müssen.
Ich hatte auch schon einige Social Walks, die zu großen Teilen im Freilauf stattfanden und auch das kann durchaus funktionieren.
Wenn sich die erste Aufregung gelegt hat, können Übungen hinzugenommen werden, um gezielt die Annäherung und das Vorbeigehen an Hunden zu trainieren.
Gegen Ende des Spaziergangs empfiehlt es sich, die Abstände wieder zu vergrößern, um einen möglichst entspannten Abschluss zu schaffen.
MÖGLICHKEITEN UND GRENZEN IM BEGEGNUNGSTRAINING
Viele Hunde mit Schwierigkeiten in Hundebegegnungen müssen lernen, im Beisein anderer Hunde gelassen zu bleiben und hierzu bietet ein Social Walk günstige Bedingungen, da jeder Teilnehmende sowohl auf den eigenen, als auch auf die anderen Hunde achtet und die Abstände so einhält, dass kein Hund unnötig überfordert wird.
Durch die guten Bedingungen wird es jedem teilnehmenden Hund möglichst einfach gemacht gutes Verhalten zu zeigen, was verstärkt werden kann.
Insbesondere Mensch-Hund-Teams, die Unsicherheiten im Hundekontakt haben, können hier Gelassenheit im Hundekontakt wiedergewinnen und der Hund kann seine Kompetenzen im Sozialkontakt erweitern.
Durch die Wahl des Treffpunkts kann zudem die Schwierigkeit angepasst werden: ein Lernspaziergang auf abgelegten Wegen bietet kontrollierte Bedingungen, da Begegnungen mit fremden Hunden weitestgehend vermieden werden können. Jedoch muss man sich dann bewusst machen, dass auch keine alltäglichen Hundebegegnungen mit fremden Hunden, wie sie typischerweise im Alltag stattfinden, geübt werden.
Ein Spaziergang im städtischen Umfeld oder auf typischen Gassi-Gebieten hingegen bietet diese Möglichkeit: Es können echte Begegnungen mit fremden Hunden unter Anleitung geübt werden. Das setzt wiederum einen gewissen Trainingsstand bei den Teilnehmer:innen voraus.
Zusätzlich zu Hundebegegnungen werden auf so einem Spaziergang selbstverständlich auch Begegnungen mit Menschen, Joggern, Radfahrern etc. geübt.
Der große Mehrwert von Social Walks ist zudem der Kontakt zu Gleichgesinnten. Ganz besonders Hundehalter:innen mit Hunden, die Schwierigkeiten in Begegnungen haben, freuen sich über den Austausch. Nicht nur zwischen den Menschen, auch zwischen den Hunden können Freundschaften entstehen, dies motiviert zusätzlich, am Training dranzubleiben und gemeinsame Fortschritte zu erzielen.
EINFACH NUR SPAZIERENGEHEN? – AUF DIE INHALTE KOMMT ES AN
Geführte Social Walks sind keineswegs zu vergleichen mit gemeinsamen Spaziergängen mit Hundefreunden, denn hier wird der Fokus auf die sozialen Kompetenzen im Hundekontakt gelegt.
Wichtige Inhalte bei einem Socialwalk:
- Leinenhandling und gehen an lockerer Leine
- Körpersprache lesen und Bedürfnisse erkennen
- Was ist höfliches Verhalten und wie können wir es fördern?
- Was tun, wenn es zu Konflikten kommt?
- Übungen zum Vorbeilassen oder Vorbeigehen an Hunden
Auch Beschäftigungen auf dem Spaziergang eignen sich für einen Social Walk, so kann der Hund im Beisein anderer Hunde schöne Erfahrungen sammeln.
Fazit: Social Walks sind ein schönes Format für das Training an Hundebegegnungen. Die regelmäßige Teilnahme ist natürlich eine Voraussetzung, denn Hundekontakte benötigen Übung, aber Social Walks können sehr hilfreich sein, um gute Fortschritte im Begegnungstraining zu erzielen und langfristig gute Erfolge beizubehalten.