Tricks mit dem Hund als vielseitige Beschäftigungsmöglichkeit
Training & Verhalten-
ZU HAUSE, IM URLAUB UND BEIM SPAZIERGANG
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Heute widme ich mich dem Thema “Tricks”.
Was sind Tricks?
Wie baue ich diese im alltäglichen Spaziergang mit ein?
Für was sind Tricks überhaupt nützlich? Und warum haben die Hunde so viel Freude daran?
Tricks sind eine gute Abwechslung im Alltag mit Hunden. Sie bieten körperliche und geistige Auslastung und machen dem Menschen wie auch den Hunden jede Menge Spaß.
Tricks zu erlernen geht weit über die Grunderziehung hinaus. Es ist nicht einfach nur “Sitz, Platz, Bleib”, … sondern “Schäm dich”, “Peng”,” Rolle”, “Pfötchen” – oder was beiden eben Freude macht.
Eine gewisse Grunderziehung ist meistens keine Voraussetzung für das Tricktraining, in vielen Fällen jedoch hilfreich. Vor fünf Jahren bin ich durch einen Unfall meines Hundes zum Tricktraining gekommen, da er zwölf Wochen nur kurz zum Lösen vor die Tür durfte. Was also tun mit einem acht Monate jungen Magyar Vizsla, der nach kurzer Zeit völlig frustriert war. Dies zeigte sich in innerlicher Unruhe. Er kam kaum noch zum Schlafen, schlecht ansprechbar und lief scheinbar kopflos durch unser Haus, weil er in der Bewegung so eingeschränkt war. Mit Intelligenzspielzeugen, die mit Futter gefüllt waren, konnte ich ihn kaum zufriedenstellend beschäftigen, denn er löste die Aufgaben schnell und sah mich nur fragend an, ob das schon alles sei…
Ich beschloss, meinem Hund ein paar Tricks beizubringen, und nahm mir den Clicker sowie ein paar Leckerchen. Ich habe am Anfang fast alles geclickert, was er mir angeboten hat. Mit der Zeit bemerkte ich, dass mein Hund ausgeglichener und zufriedener wurde.
WAS IST TRICKTRAINING ALSO GENAU?
Mit “Tricktraining” bezeichnet man das Trainieren und Beibringen von “Kunststücken”. Es eignet sich, um den Hund geistig auszulasten, sowohl drinnen wie draußen. Außerdem schult es – wenn es gut gemacht wird – ein gutes Körperbewusstsein des Hundes und seine Balance. Muskulatur kann aufgebaut und erhalten werden. Tricktraining fördert die Konzentration und die Geduld.
WO FÄNGT TRICKTRAINING AN?
Viele Tricks bieten unsere Hunde tagtäglich selbst an, wenn wir bewusst und genau hinsehen! Durch den Gips meines Hundes fiel das Platz für ihn plötzlich weg, aber er fing an, seinen Po oben zu lassen. Diese Position habe ich durch einen Click (Markersignal) und ein Leckerchen bestätigt. Es entstand also durch Zufall ein neuer Trick (Verbeugung/Diener).
Die einfachsten Tricks, welche viele “nur” als Grundsignale kennen, sind z. B. das “Sitz” und das “Platz”.
Das Schöne am Tricktraining ist, dass der Hund, sofern die Übungen kleinschrittig aufgebaut sind, kaum Frustration entwickelt.
Um mit dem Tricktraining anzufangen, brauchen Sie Leckerchen, eine Idee, was Sie Ihrem Hund beibringen möchten, und einen Clicker. Ein lustiger Trick ist z. B. das Klauen.
“Klauen” von Kleidungsstücken lieben die meisten Hunde. Anstatt den Hund für sein Vorhaben zu maßregeln, kann man es nutzen, indem man ihm beibringt, die Kleidungstücke z. B. in eine Box zu tun. Dazu muss der Hund das Aufnehmen von Dingen schon kennen und sie zuverlässig zu Ihnen bringen bzw. die Übung beherrschen, Dinge in die Box zu legen. Die verschmutzte Wäsche räumen von nun an nicht mehr Sie weg – das erledigt Ihr vierbeiniger Freund. (Dieser Trick ist vielleicht nicht für jedermann und jeden Haushalt geeignet. Er ist eher für fortgeschrittene Teams und wir empfehlen den Trick auf Signalkontrolle zu trainieren, damit der Hund nicht wahllos Kleidungsstücke klaut.)
MÖGLICHKEITEN DAS AUFRÄUMEN BEIZUBRINGEN:
Variante 1:
- Hund lernt Kopf in eine Box oder einen Eimer zu stecken.
- Hund nimmt etwas aus der Box heraus (Das kann ein Zwischenschritt sein. Der Hund lernt etwas herausnehmen und hineinlegen)
- Hund holt etwas
- Hund steckt Kopf mit Kleidungsstück in die Box
- Hund lässt es in der Box fallen
Variante 2:
- Hund lernt ein Kleidungsstück auf Signal ins Maul zu nehmen.
- Hund lernt ein Kleidungsstück auf Signal auszugeben.
- Ein Kleidungsstück wird direkt über einer (anfangs großen) Box gehalten. Der Hund erhält das Signal für Aufnehmen (verbales Lob) und danach sofort das Signal für das Ausgeben. Das Markersignal folgt für die Bewegung des Ausgebens, woraufhin das Kleidungsstück in die Box fällt. Der Hund erhält eine tolle Belohnung.
- Schrittweise wird das Kleidungsstück vor der Box und auf dem Boden präsentiert.
- Das Kleidungsstück liegt schrittweise immer weiter weg von der Box.
Sie lasten Ihren Hund damit geistig aus und festigen die Bindung sowie das Vertrauen zwischen Ihnen und dem Hund, da Sie zusammen etwas erleben. Gleichzeitig wird die Konzentrationsfähigkeit Ihres Hundes verbessert. Wichtig: in kleinen und vor allem langsamen Schritten vorgehen und nie das Belohnen vergessen.
Tricktraining bietet noch viele weitere spannende Abenteuer. Man kann diese auch während des Spaziergangs anwenden. So kann man dem Hund beibringen, um Menschen oder Objekte, z. B. Bäume, Laternen, Mülleimer oder Hundefreunde, herum zu laufen oder sich auf Gegenstände (Hocker, Baumstamm) zu setzen.
Beim Tricktraining kann man auch mehrere Signale miteinander verbinden, die der Hund gut gelernt hat. Da bietet sich das Sitz-Platz-Steh sehr gut an. Dabei können Sie auch gleich einmal testen, ob Ihr Hund das Wortsignal oder die Reihenfolge verknüpft hat, wenn Sie auf einmal nicht Sitz-Platz-Steh, sondern Sitz-Steh-Sitz-Platz sagen. Probieren Sie es mal aus, Sie werden sich vielleicht wundern …
Einige Hunde lernen erst beim Tricktraining, selbst zu agieren, und fangen an selbstständig zu arbeiten. Sie sind dann so mit Eifer dabei, dass sie all ihr Können auf einmal zeigen, um an ihre Belohnung zu gelangen. Da ist es wichtig, Ruhe zu vermitteln und zum Beispiel am konditionierten Entspannungssignal zu arbeiten. Alternativ kann man auch einmal (vielleicht zusammen mit einer kompetenten Hundetrainer:in) über den Trainingsplan schauen, ob versehentlich das “Falsche” belohnt oder das Training nicht kleinschrittig genug aufgebaut wurde.
Viele Hunde beruhigen sich, wenn sie den Kopf z. B. in Ihre Hände ablegen oder sich auf die Seite legen können. Das ist von Hund zu Hund verschieden, aber eines ist wichtig: selbst ruhig bleiben, die eigenen Bewegungen und ggf. eine aktivierende Stimme kritisch hinterfragen.
Falls Sie mehrere Hunde halten oder das Tricktraining auch mit Freunden/Bekannten erleben möchten, gibt es viele Möglichkeiten. Im Grunde sind Ihrem Einfallsreichtum keine Grenzen gesetzt, jedoch sollten Sie immer auf das Wohlbefinden der Hunde achten. Die sollten keineswegs dazu gezwungen werden. Viele Hunde brauchen gerade im Training etwas Abstand zu anderen Hunden, Angstauslösern oder der Bezugsperson, um nicht ins Meideverhalten zu fallen. Auch sollte auf das Ausdrucksverhalten (Beschwichtigungssignale, Konfliktzeichen) der Hunde geachtet werden. Nicht jeder Hund duldet es, dass ein anderer Hund ihn mit den Pfoten berührt, umklammert oder gar den Kopf auf ihm ablegt. Bei glatten Böden empfehle ich, für eine rutschfeste Unterlage zu sorgen.
Dann gibt es noch das Tricktraining unter physiotherapeutischen Aspekten. Dies ist auch für das Aufwärmprogramm bei Sporthunden sehr wichtig. Um die Gelenke und Muskeln geschmeidig zu machen, eignen sich Außen- und Innendrehungen des Hundes (der Hund dreht sich um 360° um sich selbst).
Auch das Stehen an Gegenständen (z. B. Baum, Ast …) ist zu empfehlen (sofern der Hund gesund ist), um die Hinterläufe gut zu strecken.
Sie sehen, dem Tricktraining sind wenig Grenzen gesetzt und jeder Hund kann es erlernen. Auch junge oder ältere Hunde haben Spaß an dem Zusammenspiel mit ihren Haltern.
SIE BENÖTIGEN FÜR DIESE BESCHÄFTIGUNG:
- Leckerchen oder Hauptfutter (falls Sie Leckerchen dafür verwenden, passen Sie die Menge der Hauptmahlzeit entsprechend an)
- Clicker oder anderes Markersignal
- Trickliste (Signale definieren)
- Tagebuch Tricktraining von Manuela Zaitz (Easy Dogs)
- …und jede Menge Spaß!
CLICKER:
- Der Click ist ein zuvor gelerntes Signal, das dem Hund sagt: Das hast du super gemacht. Ein Clicker ist eine Art Knackfrosch, wie man sie früher kannte
- Statt des Clickers kann man ein Wortsignal/Markerwort verwenden, wie zum Beispiel “Fein” oder “Prima”
- Nach dem Click folgt immer eine Belohnung! Welche Art von Belohnung, ist je nach Hund verschieden (z.B. Lerckerli, kurzes Spiel mit dem Hund oder eine andere bedürfnisgerechte Belohnung)
(Beitrag aktualisiert: August 2024)