Hunde und Kinder, Buch von Miriam Arndt-Gabriel
Miriam Arndt-Gabriel, Easy Dogs Hundebuch-Verlag
„Du bist dabei, ein Land zu betreten, das Land der Freundschaft zwischen Kind und Hund, und dies ist kein völlig ungefährliches Land. […] Wenn du weißt, worauf du achten musst, ist es ein wunderschönes Land.“
(Hunde und Kinder, Miriam Arndt-Gabriel)
Das Zusammenleben von Kindern und Hunden begleitet mich bereits seit vielen Jahren im beruflichen Alltag der Hundeschule und der verhaltenstherapeutischen Praxis. Nachdem ich zudem vor etwa einem Jahr auch privat dieses „Land“ betreten durfte, freue ich mich ganz besonders das Buch „Hunde und Kinder“ von Miriam Arndt-Gabriel rezensieren zu dürfen.
Das Buch richtet sich an Menschen, die mit Kindern bis zu einem Alter von 3 Jahren und Hunden zusammenleben, engeren Kontakt haben oder diese in unterschiedlichen Situationen begleiten.
Der Aufbau des Buches erfolgt zeitlich chronologisch von der Schwangerschaft bis zum Kleinkindalter. Es ist in die beiden großen Bereiche „Vor der Geburt“ und „Nach der Geburt“ aufgeteilt.
Der Bereich „Vor der Geburt“ umfasst die Kapitel „Welche Art des Umgangs wünsche ich mir?“ sowie „Schwangerschaft“, welches in drei Abschnitte entsprechend der drei Trimester einer Schwangerschaft aufgeteilt ist.
Der Bereich „Nach der Geburt“ beinhaltet die Kapitel „Im Wochenbett“, „Das erste Jahr“, „Hund und Kleinkind“, „Sicherheit“, „Typische Konflikte und mögliche Lösungen“ und „Was Kind und Hund miteinander tun können“.
Zuletzt richtet die Autorin noch abschließende Worte an die Lesenden.
Ein Anhang enthält Informationen zur Trainer:innen-Suche, zu Organisationen, Vereinen und Verbänden sowie zu Hundebüchern für Kinder und (weiterführende) Quellen.
An verschiedenen Stellen des Buches wird zudem Raum für Notizen bereitgestellt.
Im ersten Kapitel, „Welche Art des Umgangs wünsche ich mir?“, gibt die Autorin Hintergrundinformationen über das bedürfnisorientierte Zusammenleben. Das Kapitel dient zugleich als Ausblick, vor welchem Hintergrund das gesamte Buch verfasst wurde. Ich selbst empfinde die Konzentration auf die Bedürfnisse, die hinter bestimmten Verhaltensweisen stehen, sowohl im Zusammenleben mit Kindern als auch mit Hunden als entscheidenden Faktor für ein harmonisches Zusammenleben. Daher habe ich mich sehr gefreut, dass dies eine so große Rolle im Buch einnimmt. Schon in diesem ersten Kapitel wird die Mischung, sowohl Hintergrundwissen zu vermitteln als auch ganz konkrete Beispiele (aus dem eigenen Alltag der Autorin) zu nennen und ebenso dazu zu ermutigen, eigene Lösungen zu finden, statt pauschale Ratschläge zu übernehmen, deutlich. Diese Mischung zieht sich wie ein roter Faden durch die nachfolgenden Kapitel und hat mir persönlich sehr gut gefallen.
Im folgenden Kapitel, „Schwangerschaft“, gibt die Autorin einen ausführlichen Überblick über Veränderungen, die in dieser Zeit entstehen können und Dinge, die bereits vorbereitet und bedacht werden können. Praktische Checklisten unterstützen die Lesenden dabei. Besonders hervorzuheben ist hier die Detailreiche, mit der unterschiedliche Lebensbereiche bedacht wurden. So weist die Autorin unter anderem darauf hin, dass auch dem Gesundheitszustand des Hundes sowie etwaigen Medikamentengaben bereits während der Schwangerschaft eine besondere Aufmerksamkeit zuteilwerden sollten. Aus tierärztlicher Sicht möchte ich hier gerne ergänzen, dass schon während der Schwangerschaft insbesondere das Entwurmungsregime überprüft werden sollte, da die gesundheitlichen Auswirkungen auf ein Neugeborenes bedeutend sein können. Die europäische Vereinigung an Veterinärparasitolog:innen (ESCCAP) bietet online zugänglich Informationen und Empfehlungen auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand.
Auch in den Kapiteln „Im Wochenbett“, „Das erste Jahr“ und „Hund und Kleinkind“ zeigt sich, dass die Autorin neben einem breiten theoretischen Wissen auch über zahlreiche eigene Erfahrungen verfügt. Diese praktischen Erfahrungsberichte können insbesondere Menschen eine Hilfe sein, die sich bisher eher theoretisch mit dem Thema beschäftigt haben, indem realistische Bilder vermittelt werden. Dennoch wird herausgestellt, dass es in anderen Familien ganz anders ablaufen kann, ohne dass dies mit einer Wertung einhergeht. Besonders hilfreich habe ich den Hinweis empfunden, sich in den ersten Jahren auf eine stete Veränderung einzustellen, da parallel mit der voranschreitenden Entwicklung des Kindes immer wieder Änderungen im Zusammenleben und Anpassungen erforderlich sind. Ebenfalls nützlich sind die Hintergrundinformationen zur Entwicklung des Kindes, da sie davor schützen, möglicherweise zu viel zu erwarten und so unnötige Konflikte entstehen zu lassen. Da wir selbst mit einer Hündin zusammenleben, die nicht vom Kind angefasst werden möchte, habe ich persönlich mich besonders über wertvolle Ideen für bedürfnisbefriedigende Alternativen für Kinder gefreut, die Hunde eben schon sehr gerne anfassen und streicheln würden.
Das anschließende Kapitel „Sicherheit“ stellt sachlich und ausgewogen dar, welche Aspekte dringend beachtet oder konkret unterlassen werden sollten, um negativ behaftete Interaktionen zwischen Hund und Kind zu vermeiden. Es ist klar formuliert, ohne dabei Angst zu verbreiten.
Im Kapitel „Typische Konflikte und mögliche Lösungen“ gibt die Autorin konkrete Vorschläge, wie gängige Konflikte bedürfnisorientiert gelöst werden können. Dabei werden Konfliktpunkte näher beleuchtet, in denen sich nach meiner Erfahrung zahlreiche Familien mit Hund wiederfinden dürften, wie z.B. der Wassernapf, das Halten der Leine oder der Besuch befreundeter Kinder.
Das Kapitel „Was Kind und Hund miteinander tun können“ stellt in übersichtlicher Tabellenform zahlreiche gemeinsame Aktivitäten vor, die weit über Streicheln oder Leckerchen füttern hinausgehen. Einige Dinge, von denen ich bisher dachte, dass unser Kind dafür noch zu jung ist, haben wir direkt ausprobiert und hatten viel Spaß. Auch für die Zukunft haben wir etliche neue Ideen sammeln dürfen, die direkt Vorfreude auf die kommende Zeit machen.
In der genannten Tabelle sind das Alter des Kindes und/oder für die Aktivitäten notwendige Fähigkeiten angegeben. Bevor ich selbst unser Kind bekam, fiel es mir schwer einzuschätzen, in welchem Alter Kinder welche Fähigkeiten haben. Obwohl es selbstverständlich bei jeder Fähigkeit eine Spannweite bezüglich des Alters gibt, in dem sie beherrscht wird, kann ich mir vorstellen, dass eine durchgängige, ungefähre Altersangabe und eine chronologische Reihenfolge bei jeder Aktivität und Fähigkeit besonders Hundetrainer:innen und anderen beratenden Personen, die selbst nicht in engem Kontakt mit Kindern stehen, die Auswahl erleichtern kann.
FAZIT
Das Buch „Hunde und Kinder“ hat mich begeistert. Der bedürfnisorientierte Ansatz in Bezug auf das Zusammenleben mit dem Kind, dem Hund, aber auch gegenüber sich selbst, findet sich in jedem Detail des Buches wieder. Gefreut haben mich auch die achtsame Verwendung von Sprache sowie die achtsame Verwendung der Fotos, die sich auch darin zeigt, dass in der Digitalbuchausgabe das Gesicht der Tochter der Autorin unkenntlich gemacht ist.
Die positive Blickweise des Buches, sich nicht nur auf Bissprävention zu konzentrieren, sondern vor allem Lust auf die gemeinsame Zeit mit Kind und Hund zu machen, ergibt gemeinsam mit dem vermittelten Hintergrundwissen und den persönlichen Erfahrungen der Autorin eine perfekte Mischung.
Lediglich einen allgemeinen Punkt möchte ich anmerken: Ich selbst habe das Buch oft abends auf dem Sofa bei gemütlicher Beleuchtung gelesen. Eine etwas größere Schriftgröße würde hier das Lesen noch einfacher machen.
Ich empfehle das Buch von Herzen allen Schwangeren, Eltern, Angehörigen, Freunden und Menschen im Hundeberuf, die mit Kleinkindern zusammenleben oder in engem Kontakt sind — ein absoluter Easy Dogs Insidertipp!
VERLAGSINFO:
- Hier kaufen
- Autor: Miriam Arndt-Gabriel
- Verlag: Easy Dogs Hundebuch-Verlag
- Umfang: 156 Seiten, Softcover
- Sprache: deutsch
- Format: 17 x 24 cm
- ISBN: 978-3-947773-07-7
- Preis: 24,95 €