Belohnungen und Verstärker in der Hundeerziehung
Vielseitig, abwechslungsreich und bedürfniserfüllend
Belohnungen sind kostbar, da wir erwünschtes Verhalten unserer Hunde damit verstärken können. Belohnend kann alles sein, was dem Hund im hier und jetzt gefällt.
Belohnungen erfüllen Bedürfnissen des Hundes. Das kann Fressen, Spielen, Trinken, Baden und vieles mehr sein.
Hundehalter/-innen und -trainer/-innen arbeiten mit Belohnungen, weil sie den Hund so dazu motivieren, zu kooperieren. Das heißt, der Vierbeiner zeigt erwünschtes Verhalten selbstinitiiert oder auf Signal, weil er eine passende Belohnung erwartet. Diese Art des Trainings macht sowohl dem Menschen als auch dem Hund oft großen Spaß, weil es sich auf das Positive fokussiert. Damit Sie passende Belohnungen finden, müssen Sie wissen, welche Bedürfnisse Ihr Hund in der jeweiligen Trainingssituation hat. Sie beobachten den Hund und stellen sich die Frage: „Welches Bedürfnis steckt hinter seinem Verhalten?” oder “Was möchte mein Hund jetzt gerne?” Mit der Beantwortung dieser Frage präsentieren Sie ihm dann die passende Belohnung, die dann zu einem Verstärker für erwünschtes Verhalten wird. Das bedeutet auch, dass Sie Ihre Hunde beobachten, um so ihre Bedürfnisse kennen zu lernen. Ein echter Freund oder eine Freundin sein. Zuhören.
Wenn der Hund Durst hat, mag er beispielsweise kein trockenes Leckerchen. Wenn der Hund einen Artgenossen mit Bellen vom Leibe halten will, ist beispielsweise Distanzvergrößerung das Bedürfnis des Hundes und kann entsprechend als Belohnung eingesetzt werden.
Jede Situation, jeder Tag bietet wieder neue Belohnungsmöglichkeiten, da der Hund wieder andere Bedürfnisse hat. Beobachten Sie Ihren Hund einfach einmal einen Tag lang und notieren Sie sich alle Bedürfnisse, die der Hund in dem Moment hat. Dazu gehören nie „der Hund macht das, weil er uns austricksen will“. Es sind immer Bedürfnisse aus den Funktionskreisen Nahrung, Fortpflanzung und Sozialkontakte oder Sicherheit. Diese Notizen helfen Ihnen, die passende Belohnungen zu finden und das eigene Handeln zu reflektieren.
Durch diese Vielzahl von Belohnungsmöglichkeiten bleibt das Training spannend für Mensch und Hund. Diese Art des Trainings stärkt die Beziehung zwischen Hund und Mensch, da der Hund seine Bedürfnisse ausleben kann. Bedürfnisbefriedigung ist “artgerechte” Hundehaltung und festigt dieBindung, Beziehung und das Vertrauen ineinander.
FUTTERBELOHNUNGEN
Trockenfutter
oder trockene Leckerchen können gut in Bauch- oder Gürteltaschen mitgenommen werden. Der Vorteil ist, dass sie schnell griffbereit sind und jederzeit eingesetzt werden können. Nachteil ist, dass durch die Trockenheit schnell Durst aufkommt. Daher sollte auch immer genügend Wasser mitgenommen werden. Achten Sie auch bei Leckerlis auf eine gute Zusammensetzung und hochwertige Inhaltsstoffe. Der Hund soll auch bei Belohnungshappen gesund bleiben und sie natürlich gerne fressen. Halbfeuchtes Futter kann eine Alternative sein.
Nassfutter (Alleinfuttermittel)
z.B. in Futtertuben gefüllt, sind bei vielen Hunden sehr beliebt und können auch gut als Jackpot eingesetzt werden. Jackpots sind Belohnungen, die der Hund ganz besonders gerne mag. Sie können beispielsweise Übungen aufwerten, wenn Sie nur diese Aufgabe mit einem sogenannten Jackpot belohnen. Der Erfolg dieser Übung kann so zusätzlich gesteigert werden. Nassfutter kann beispielsweise auch in Futtertuben abgefüllt werden. Natürlich kann man auch Passendes für den Hund zusammenstellen. Vorteile: Das Schlecken an der Tube ist für viele Hunde eine zusätzliche Belohnung, weil es eine Herausforderung ist, an die Belohnung zu gelangen und das Schlecken das Erregungsniveau senkt.
Leckerchen
Leckerlis und Tubenfüllungen können auch selbstgemacht werden. Diverse Rezepte dazu finden Sie hier.
Kauartikel
Auch alle Kauartikel können als Belohnung eingesetzt und auf den Spaziergang mitgenommen werden. Beispielsweise, wenn man den Hund daran gewöhnen will, auch mal einfach neben der Bank zu sitzen, um Pause zu machen. Das fällt vielen Hunden leichter, wenn sie was zum Knabbern haben, weil sie sich mit etwas beschäftigen können und das Kauen entspannend wirkt. Soll es weniger kalorisch sein, kann ein mit Trockenfutter oder Nassfutter gefülltes Futterspielzeug oder eine Schleckmatte genutzt werden.
SPIELBELOHNUNGEN
Wurfspiele
sind alle Spielarten mit Spielzeugen, die geworfen werfen können. Gut geeignet hierfür sind Bälle, Knoten, Lieblingsspielzeuge und Ähnliches. Achten Sie auf geeignetes Hundespielzeug und die richtig Größe (Verschluckungsgefahr). Tennisbälle sind generell ungeeignet und können Zahnabrieb zur Folge haben.
Vorteile:
Viele Hunde lieben es, hinter fliegenden Objekten herzujagen, diese zu fangen, zu schütteln, damit herumzutoben oder diese zum Menschen zurückzubringen.
Hinweis:
Wichtig bei Wurfspielen ist, dass der Hund gut aufgewärmt ist, da er schnell startet und oft abrupt abbremst. Entspannen Sie Ihren Hund nach dem Spielen aktiv, damit das Spielobjekt auch mit ruhigem Verhalten verknüpft werden kann. Da der Hund bei diesem Spiel Teile aus dem Jagen ausleben kann, nämlich Hetzen und Packen kann man diese Belohnungen sehr gut im Jagdersatztraining einsetzen.
Zerrspiele:
Alle Spielsachen, an denen der Hund zerren kann. Beispielsweise Zerrseile, Fleecezergel und Ähnliches.
Vorteil:
Kann an Ort und Stelle „gespielt“ werden, kann gut als Belohnung “statt Buddeln” eingesetzt werden, da der Bewegungsablauf des Hundes ähnlich ist.
Hinweis:
Nach dem Spiel entspannen, ein guter Aufbau in dem man dem Hund zeigt,
dass er „ziehen“ und nicht schütteln soll, lohnt sich. Bitte zergeln Sie nie auf glatten Böden, da die Verletzungsgefahr für den Hund zu hoch ist. Achten Sie auf Ihre Körpersprache, wenn möglich, zergeln Sie mit Ihrem Hund auf Augenhöhe.
Suchspiele:
Alles, das versteckt und gesucht werden kann. Grundsätzlich jeder Gegenstand, der aufgebaut wurde. Unterschieden wird zwischen Verlorensuche (Hund sucht den Gegenstand auf der gelaufenen Rückspur) und der freien Suche (Gegenstand wird beispielsweise in den Wald geworfen oder gezielt versteckt). Es können auch Wild- und andere Düfte konditioniert werden. Ebenso eignen sich Futtersuchspiele.
Ein Verstecken der Bezugsperson ist kein Spiel! Der Hund kann durch die plötzliche Abwesenheit der Bezugsperson Verlustängste bekommen. Ein Spiel ist nur ein Spiel, wenn alle Beteiligten Spaß daran haben. Wenn Sie jedoch zu zweit unterwegs sind, kann sich eine Person verstecken und die darf dann gemeinsam mit der Bezugsperson gesucht werden. So machen Versteckspiele Mensch und Hund Spaß.
Vorteile:
Auch diese Sequenz kann ein Teil aus dem Jagdersatztraining sein. Suchen und Finden ist für viele Hunde eine sehr hohe Belohnung, regt sowohl das Denken der Hunde an, wie auch die körperliche Auslastung.
Hinweis:
Achten Sie darauf, dass die Aufgabe für den Hund wirklich eine Belohnung ist. Vielleicht ist Ihr Hund eher ein Augen- statt ein Nasenhund? Dann legen Sie den Gegenstand sichtbar aus.
Dummy’s und Futterbeutel:
Dummys
sind Gegenstände, die viele Hunde gerne in die Schnauze nehmen. Bei einem guten Aufbau bringen sie die Gegenstände gerne zum Menschen zurück oder sie tragen sie auch einfach eine Weile mit sich herum. In die Futterbeutel können Leckerlis gefüllt werden. Ein zusätzlicher Anreiz für viele Hunde, da Spiel mit Fressen verbunden werden kann.
Da jeder Hund individuell ist, hat auch jeder Hund individuelle Belohnungsvorlieben. Wir laden Sie dazu ein, sich mit der Vielfältigkeit von Belohnungen auseinanderzusetzen, Ihren Hund kennenzulernen und auf Entdeckungsreise gegenwärtiger, individueller Bedürfnisse zu gehen.
Ebenso unterschiedlich können Berührungen wirken. In welcher Situation und welche Berührung ist eine wirkliche Belohnung für den Hund? Woran können Sie das beobachten? Entspannt sich Ihr Hund bei der Berührung? Liebt er die Berührung, wenn er in Kuschellaune zu Ihnen auf das Sofa kommt? Draußen jedoch meidet er bei der gleichen Berührung? Lernen Sie Ihren Hund und sein Bedürfnis nach Körperkontakt kennen. Hunde, die bei Stress von sich aus Körperkontakt zum Menschen suchen, können Sie mit diesem Bedürfnis belohnen. Das Erregungslevel des Hundes steigt – Sie geben das Signal zum Einparken zwischen den Beinen – der Hund führt das Signal aus und kann sich entspannen. Aber auch bei berührungsempfindlichen Hunden können, beispielsweise mit isometrischen Übungen, Berührungen vom Menschen als positiv verknüpft werden. Sie stehen seitlich vom Hund und legen Ihre Hand auf die Schulter des Hundes. Wir beginnen ganz sanft Druck gegen die Schulter aufzubauen. Durch den Oppositionsreflex wird der Hund gegen Ihre Hand drücken (diese Bewegungen sind sehr sanft und es braucht viel Konzentration, diese Bewegungen wahrzunehmen). Sobald Sie diese Bewegung wahrnehmen, geben Sie das Markersignal und dem Hund ein Leckerli. Wenn der Hund fertig gefressen hat, nehmen Sie die Hand wieder weg. Wichtig: bei sehr berührungsempfindlichen Hunden kündigen Sie die Berührung an und markieren je nachdem bereits die Annäherung der Hand.
Jede positiv aufgebaute Aufgabe oder Signale, die über positive Verstärkung beigebracht wurden, können schlussendlich als Belohnung eingesetzt werden. Gerade Targetübungen (Anstupsen mit der Nase, Pfote auf ein Target, etc.) werden von vielen Hund äußerst gerne ausgeführt. Targetaufgaben haben den Vorteil, dass Hunde, die gerne einen großen Radius schätzen, diesem Bedürfnis kontrolliert nachgehen können. Auch viele Tricks, der Rückruf oder das Weiter-Signal werden von Hunden oft gerne ausgeführt – und alles, was der Hund gerne macht, ist schließlich eine Belohnung.
Jeder Hund hat also wechselnde Bedürfnisse und somit haben Sie viele Belohnungsmöglichkeiten. Jeder von Ihnen hat den besten Hund zu Hause. Lernen Sie also seine Bedürfnisse kennen und setzen Sie im Alltag bedürfnisgerechte Verstärker für erwünschtes Verhalten ein. Jeder Spaziergang wird so zu einem kleinen Abenteuer. Welche Belohnung werden Sie heute einsetzen können? Welche Bedürfnissen begegnen Ihnen heute? Vielleicht trifft Ihr Liebling heute seinen Kumpel. Dann ist sein größtes Bedürfnis spielen und rennen mit dem Freund. Schon haben Sie eine extrem hochwertige Belohnung zur Hand und es muss nicht immer nur Futter sein.
Anmerkung von Easy Dogs:
Fragen Sie aber nicht nur ständig erwünschtes Verhalten ab und denken unentwegt an möglichst perfekte Verstärker für ein Verhalten. Hunde müssen Hund sein dürfen, Freizeit haben und ohne ständige Interaktion und Beschallung ihr Ding machen können. Hunde brauchen die Möglichkeit sich selbstinitiiert und selbstwirksam mit ihrer Umgebung und Umwelt auseinanderzusetzen. Eine generelle gute Bedürfnisbefriedigung ist wichtig für eine artgerechte, gute Haltung. Umweltbelohnungen und funktionale Verstärker (Wasser trinken, Freilauf, Schnüffeln, Beobachten, Wälzen, Hundekontakt…) sollte nicht erst nach Ihrer Freigabe oder als Verstärker für aus unserer Sicht erwünschtes oder zu trainierendes Verhalten eingesetzt werden. Das Leben mit Hund ist viel mehr als Verhalten und Verstärkung von Verhalten.
(Beitrag aktualisiert: Juni 2024)