Der Einsatz von Medikamenten im Verhaltenstraining: Wann ist Psychopharmaka beim Hund sinnvoll?
Alle Menschen, die professionell oder ehrenamtlich Hunde betreuen, kennen Tiere, die sich trotz bester Bemühungen in manchen Situationen sehr ängstlich, erregt, impulsiv oder aggressiv verhalten.
Alle bisherigen Trainingsmaßnahmen haben nur geringgradige Erleichterung gebracht. Im Alltag und im Kontakt mit seinen Menschen erlebt der betroffene Hund unlösbare Stresssituationen, die sich anhäufen und zu einem Stresszustand führen. Die daraus folgenden Veränderungen mancher Gehirnregionen schränken weiter seine Anpassungsfähigkeit und das Lernvermögen ein.
Chronischer Stress begünstigt sowohl körperliche Erkrankungen, u.a. des Magen-Darm-Traktes, der Haut oder des Immunsystems, als auch die Entwicklung neuer Verhaltensprobleme wie Zwangsstörungen oder Phobien. In manchen Fällen stellt sich die Frage, inwieweit der Hund noch eine akzeptable Lebensqualität hat.
WANN IST DER EINSATZ VON MEDIKAMENTEN,
DIE DAS VERHALTEN BEEINFLUSSEN, SINNVOLL?
Wenn eine Verbesserung der Lebensqualität des Hundes trotz Optimierung der Lebensbedingungen und verhaltenstherapeutischem Training nicht erreicht werden kann, ist eine Unterstützung der Verhaltenstherapie durch Medikamente angezeigt.
Hunde mit generalisierten Angststörungen oder ausgeprägter Übererregbarkeit haben oft keine ausreichenden Anpassungsmechanismen für Umweltreize, denen sie im Alltag begegnen, z.B. in einem städtischen Lebensraum. Kritische Begegnungssituationen mit Menschen, Hunden oder Fahrzeugen sind unvermeidbar. Manche sensorischen Eindrücke wie Verkehrsgeräusche oder menschliche Stimmen erleben sie selbst im häuslichen Umfeld zu intensiv, um entspannt bleiben zu können.
Unter Umständen führt auch das Zusammenleben des Hundes mit seinem Menschen bzw. der Familie in der Wohnung zu häufigen und unvermeidbaren Konfliktsituationen, auch wenn das äußere Umfeld zu seinen Bedürfnissen passt.
Häufig auftretende, Stress auslösende Umweltreize summieren sich und führen zu einer Überstimulierung. Gleichzeitig fehlen im Alltag Ruhephasen, in denen der Hund sich wieder vollständig erholen und entspannen kann.
Das wiederholte Auslösen von Furcht- und Stressreaktionen begünstigt die Konditionierung immer neuer negativer Reize wie bestimmte Orte, Geräusche, Begegnungen oder Handlungen des Menschen.
Der Hund erlebt diese ursprünglich neutralen Stimuli in dem kritischen Kontext und assoziiert sie als neue Auslöser. Infolge dieser Generalisierung lösen Reize wie das Anziehen der Leine, das Verlassen des Hauses oder das Erreichen eines bestimmten Straßenabschnittes beim Hund Angst oder Erregung aus, weil er einen richtigen Angstauslöser erwartet, der aber momentan gar nicht da ist.
Durch reines Verhaltenstraining kann oft kein ausreichender Fortschritt erzielt werden, insbesondere wenn der ständig erhöhte Stresslevel das Neulernen von ruhigem Verhalten blockiert.
Auch wenn in manchen Fällen eine Vermittlung in ein passenderes Umfeld in Erwägung gezogen werden sollte, ist das nicht immer möglich oder sinnvoll.
Zwangsverhalten, z. B. Schwanz jagen oder zu Selbstverletzung führendes Belecken der Pfoten, sind eine weitere Indikation für den Einsatz von Psychopharmaka. Vor ihrer Verschreibung sollten medizinische Ursachen ausgeschlossen und Haltungsmängel behoben werden. Trotzdem zeigen manche Hunde auch nach Abheilung des körperlichen Auslösers (z. B. eine Verletzung) oder nach Optimierung ihrer Lebensbedingungen weiter das Zwangsverhalten, da sich im Gehirn das Gleichgewicht zwischen Neurotransmittern verschoben hat und die Verhaltensregulation dadurch gestört ist. Zusätzlich begünstigt bei manchen Hunden eine genetische Veranlagung das Auftreten von Zwangsstörungen, z. B. das Kreiseln um die eigene Achse bei Bullterriern.
Hunde, die eine starke Furcht vor unvermeidbaren täglich oder nur gelegentlich auftretenden Auslösern empfinden, benötigen Angst vermindernde Medikamente. Häufige Indikationen sind Phobien vor Geräuschen wie Feuerwerk, Schüsse oder Gewitter, wenn durch alternative Management- und Trainingsmaßnahmen keine ausreichende Linderung erreicht werden kann. Weitere häufige Gründe sind Transporte (z. B. eine Autofahrt, ein Flug, eine Bahnfahrt), Besuche beim Tierarzt oder Hundefrisör oder Ortswechsel, wenn diese Ereignisse starke Furcht auslösen.
Unvermeidbare Trennungen (z. B. an Arbeitstagen) übergangsweise während des Trainings sind eine weitere Indikation für den Einsatz von Medikamenten bei Hunden mit Trennungsproblemen.
Bei durch Furcht bedingten Verhaltensproblemen ist es im Rahmen der Verhaltenstherapie sehr sinnvoll, Angst lösende Medikamente bei unvermeidbarer Exposition mit dem Auslöser einzusetzen. Solange ein entspanntes Alternativverhalten noch nicht sicher genug trainiert ist, können Therapierückschritte durch Angst lösende Medikament verhindert werden.
WIE WIRD IM GEHIRN DAS VERHALTEN REGULIERT?
Das Gehirn höher entwickelter Tiere, und so auch das des Hundes, besteht aus verschiedenen Teilen und Regionen. Diese haben unterschiedliche Aufgaben bei der Verarbeitung von Sinneseindrücken, der Kontrolle von Gefühlen, Erregung und Stress sowie bei der Bildung von Motivation für verschiedene Verhalten.
Ein Gehirnteil ist eine Ansammlung verschiedener Nervenzellen, die untereinander Informationen austauschen und durch Nervenstränge mit dem Körper in Verbindung stehen.
Auf zellulärer Ebene kommunizieren die Nervenzellen mit Hilfe von Neurotransmittern, die sie in ihrem Zellkörper synthetisieren. Über die Synapsen, so werden die Kontaktpunkte zwischen Nervenzelle bezeichnet, stehen sie mit den Nachbarzellen in Verbindung und übertragen mithilfe von Botenstoffen Informationen.
In der Synapse liegt die Membran der sendenden Zelle sehr dicht an der Zellwand der Empfängerzelle. Bei Aktivierung setzt der Sender seinen Neurotransmitter frei, der durch den sogenannten synaptischen Spalt hindurchwandert, um dann an der Membran der Empfängerzelle seine Wirkung zu entfalten. Diese beruht auf der Interaktion des Neurotransmitters mit den dort vorhandenen Rezeptoren. Je nach Rezeptortyp auf der Empfängermembran kann der Effekt des Neurotransmitters auf die Zielzelle unterschiedlich sein.
Erregende Neurotransmitter, z.B. Acetylcholin und Glutamat, haben eine aktivierende Wirkung auf die Zielzelle, hemmende Neurotransmitter wie GABA und Glycin blockieren die Aktivierung der Folgezellen. Ob eine Nervenzelle aktiv wird, hängt von der Summe der erregenden und hemmenden Impulse ab.
Andere Neurotransmitter modulieren die Funktion von Nervenzellen und Gehirnbereichen. Auf diese Art und Weise beeinflussen sie Verhalten direkt, wie z.B.:
- Serotonin dient u.a. zur Kontrolle negativer Empfindungen und von Aggression.
- Dopamin und Endorphine vermitteln Wohlgefühl und Befriedigung bei Belohnungsvorgängen. Dopamin hat aber auch eine hemmende Funktion bei der Steuerung von Bewegungen. Endorphine helfen bei der Blockade von Schmerz und Stress.
- Oxytocin führt zur Ausbildung einer sozialen und mütterlichen Bindung und reduziert Stress.
- Adrenalin und Noradrenalin sind hingegen direkt bei der Aktivierung von Stressreaktionen und Erregung beteiligt.
- Glutamat hat eine Schlüsselrolle beim Lernen und der Gedächtnisbildung.
Die unterschiedlichen Neurotransmittersysteme beeinflussen sich gegenseitig und regulieren so die Aktivität einzelner Gehirnabschnitte, die wiederum das Verhalten des Individuums steuern. Wenn diese Regulation der Neurotransmitter nicht im Gleichgewicht ist, können anhaltende Veränderungen des Verhaltens die Folge sein, z.B. Zwangsstörungen.
Wissenschaftliche Studien haben Hinweise darauf gegeben, dass Erniedrigungen der Serotoninkonzentration im Gehirn bei Hunden impulsives und aggressives Verhalten begünstigen könnten. Andere Studien haben gezeigt, dass genetisch bedingte Veränderungen der Funktion einzelner Neurotransmitter in bestimmten Zuchtlinien die Wahrscheinlichkeit von problematischem Verhalten erhöhen (z.B. die Veränderung eines Transportmoleküls für Dopamin beim Malinois oder eines Rezeptormoleküls für Glutamat beim Shiba Inu).
WIE KÖNNEN MEDIKAMENTE DAS VERHALTEN DES HUNDES BEEINFLUSSEN?
Psychopharmaka beeinflussen die zentrale Regulation von Verhalten auf molekularer Ebene. Sie haben eine direkte Wirkung auf Neurotransmitter im Gehirn, indem sie deren Wirkung verstärken, modifizieren oder hemmen. Folgende Wirkungsmechanismen spielen z. B. eine Rolle:
- Das Medikament aktiviert direkt einen bestimmten Neurotransmitterrezeptor (z.B. hemmende GABA-Rezeptoren)
- Der Neurotransmitter, z.B. Serotonin, wirkt länger im synaptischen Spalt, weil sein Rücktransport in die Zelle durch das Medikament gehemmt wird.
- Der Wirkstoff regt Nervenzellen an, die in Folge ihre Neurotransmitterausschüttung erhöhen. Der paradoxale Beruhigungseffekt von Amphetaminen auf Patienten mit Hyperaktivität beruht auf dieser Aktivierung hemmender Strukturen in Gehirnbereiche mit kontrollierender Funktion.
Die Veränderung der Wirkung und der Konzentration von Neurotransmittern hat einen direkten Einfluss auf das Verhalten und die Emotionen, unter anderem:
- Hellt der Anstieg von Serotonin die Stimmung auf, verbessert die Selbstkontrolle und reduziert Angst und Stress.
- Verstärkt die Aktivierung der GABA-Rezeptoren die Hemmung von Hirnbereichen, die für das Auslösen von Angstreaktionen verantwortlich sind.
WELCHE VORTEILE BIETET DER EINSATZ VON MEDIKAMENTEN?
Psychopharmaka können das Wohlbefinden des Hundes verbessern, indem sie negative Emotionen verringern und seine Stimmung aufhellen. Sie erhöhen die Reizschwelle für Stress und somit die Toleranz gegenüber problematischen Reizen.
Ein kontrollierter Stresslevel ist die Voraussetzung für das Lernen und Abspeichern von neuem, mit positiven Emotionen verknüpften Verhalten. Manche Medikamente, z.B. selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, haben bei langfristiger Gabe einen direkten Einfluss auf den Zellstoffwechsel und die Ausbildung von Kontaktpunkten zwischen Nervenzellen. Diese Wirkstoffe fördern auf diese Art und Weise die Synthese von Proteinen, die für Lernen und Gedächtnis wichtig sind, sowie die Informationsübermittlung zwischen Zellen.
Gleichzeitig begünstigen Psychopharmaka eine schnelle Erholung nach unangenehmen Ereignissen und verringern so das Risiko von zusätzlichem aversivem Lernen. Es gibt kein spezifisches Medikament gegen Aggression. Aggressives Verhalten ist eine erlernte Verhaltensstrategie, mit der der Hund auf eine Bedrohung reagiert. Jedoch können Psychopharmaka seine Reaktivität abschwächen. Wenn er weniger impulsiv oder ängstlich ist, sinkt die Wahrscheinlichkeit von Droh- und Angriffsverhalten in einer kritischen Situation.
WIE VERLÄUFT EINE MEDIKAMENTÖSE THERAPIE?
Psychopharmaka sind verschreibungspflichtig und müssen per Rezept tierärztlich verordnet werden. Die Voraussetzung hierzu ist eine Untersuchung und Verhaltensbeurteilung des Hundes im Rahmen einer tierärztlichen Beratung. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, sich an einen Tierarzt bzw. eine Tierärztin mit Zusatzbezeichnung für Verhaltenstherapie, an eine Fachtierärztin oder an einen Fachtierarzt für Verhalten zu wenden.
Im Rahmen eines ausführlichen verhaltenstherapeutischen Beratungsgesprächs können der Tierarzt oder die Tierärztin eine Verhaltensdiagnose stellen und entscheiden, ob eine medikamentöse Therapie angezeigt ist, und wenn ja, mit welchem Medikament.
Vor Behandlungsbeginn ist es u. U. notwendig, einen Gesundheitscheck mit Blutentnahme durchzuführen – insbesondere bei älteren Hunden oder weiteren Gesundheitsproblemen.
Eine medikamentöse Unterstützung kann je nach Bedürfnissen des Hundes wie folgt ablaufen:
- Dauerbehandlung über mehrere Monate
- Punktuelle Therapie bei besonderen Anlässen
Eine Dauertherapie ist angezeigt, wenn der Hund langfristig Unterstützung benötigt, z. B. um sein Wohlbefinden trotz einer ständigen Belastung durch unvermeidbare kritische Umweltreize zu verbessern. Eine Dauerbehandlung beginnt meistens mit einer schrittweisen Dosissteigerung des Medikaments über 4 bis 6 Wochen und dauert dann mehrere Monate. Ein Therapieende kann ins Auge gefasst werden, wenn der Hund unter gegebenen Bedingungen zuverlässig ein mit positiven Emotionen assoziiertes neues Verhalten zeigt oder wenn sich die Lebensbedingungen zu seinem Vorteil verändert haben. Um die Behandlung zu beenden, wird die Dosis des Medikaments über mehrere Wochen in kleinen Schritten reduziert, um einem Rückfall vorzubeugen. Für manche Hunde kann eine dauerhafte Unterstützung ihres Wohlbefindens durch Medikamente sinnvoll sein, z. B. bei hochgradiger generalisierter Angststörung oder Zwangsverhalten.
Eine punktuelle Gabe von Medikamenten ist sinnvoll, wenn es dem Hund im Alltag gut geht, aber spezielle Situationen wie Feuerwerk, Gewitter, Transport oder Tierarztbesuch heftige und unkontrollierte Furchtreaktionen hervorrufen. In diesem Fall werden i. d. R. Angst lösende Wirkstoffe unmittelbar vor und während des Ereignisses gegeben. Um eine optimale Wirkung zu erzielen, sollte die erste Dosis erfolgen, bevor der Hund Stresssymptome zeigt.
Je nach Fall und therapeutischem Effekt auf den betroffenen Hund ist es notwendig und ratsam, zwei oder drei Medikamente in Kombination einzusetzen. Ein einzelner Wirkstoff hat gerade bei Angstproblemen oft nur eine unzureichende Wirkung. In einer Kombinationstherapie werden Medikamente verwendet, die mit unterschiedlichen Mechanismen im Gehirn agieren und sich gegenseitig ergänzen. Diese Synergie führt gerade bei Phobien und starker Erregung zu einer besseren Kontrolle der negativen Emotionen, ohne dass überhöhte Dosierungen notwendig sind. Mit Kombinationstherapien können auf diese Weise bei gutem therapeutischem Erfolg Nebenwirkungen besser vermieden werden.
Kombinationstherapien finden häufig bei Hunden mit Trennungsproblemen ihren Einsatz. Der Hund bekommt täglich ein bis zwei Medikamente, um seinen Gesamtstresslevel zu kontrollieren und die Desensibilisierung gegenüber Angstreaktionen in Abwesenheit seiner Vertrauensperson zu erleichtern. Zusätzlich erhält er vor unvermeidbaren Trennungen ein potentes Anxiolytikum, um eine solche nicht ausreichend geübte Situation unbeschadet zu überstehen.
WELCHE NEBENWIRKUNGEN SIND BEI EINER THERAPIE
MIT PSYCHOPHARMAKA ZU ERWARTEN?
Wie bei jedem Medikament können auch bei einer Behandlung mit Psychopharmaka Nebenwirkungen auftreten. Bei der Einstellung des Hundes auf eine optimale und individuelle Dosis sowie bei der Wahl des zu ihm passenden Moleküls sind bei längerfristiger Therapie meistens keine oder nur sehr leichte Nebenwirkungen feststellbar.
Am wahrscheinlichsten treten Nebenwirkungen zu Beginn der Therapie auf. Bei Wirkstoffen mit direktem Einfluss auf den Serotoninspiegel (z.B. Fluoxetin oder Clomipramin) können in den ersten Wochen Appetitlosigkeit, Müdigkeit und eine initiale Verschlechterung des Problemverhaltens auftreten. Selten reagieren Hunde mit Erbrechen und Durchfall. Sehr selten kommt es zu Zittern, trockenen Schleimhäuten, Verstopfung, Störungen des Harnabsatzes und Herzrhythmusstörungen. In Ausnahmefällen kann eine sogenanntes Serotininsyndrom mit Bluthochdruck, hoher Körpertemperatur und Krämpfen auftreten, welches als Notfall unverzüglich behandelt werden muss.
Eine langsame Steigerung der Dosis reduziert anfängliche Nebenwirkungen deutlich. Meistens können nur leichte Müdigkeit und weniger Appetit beobachtet werden. Natürlich reagiert jeder Hund individuell. Manchmal ist es angezeigt, den Wirkstoff zu wechseln oder die Dosis anzupassen, wenn andere Nebenwirkungen auftreten oder Appetitverlust und Müdigkeit zu ausgeprägt sind. Hunde in Dauertherapie zeigen in den meisten Fällen keine Nebenwirkungen. Ganz im Gegenteil sind sie agil und aufgeweckt, was sie ohne die medikamentöse Unterstützung nicht wären.
Bei angstlösender Medikation, die nur punktuell verabreicht wird, um dem Hund das Erleben schwieriger Situationen wie Feuerwerk, Transport oder Tierarztbesuch zu erleichtern, treten bei der benötigten Dosis häufig Müdigkeit, eine gestörte Koordination oder manchmal Unruhe auf. Diese Nebenwirkungen verschwinden wieder von allein, sobald die Wirkung des Medikaments nachlässt.
ABSCHLIESSENDE ÜBERLEGUNGEN ZUM EINSATZ
VON MEDIKAMENTEN IM VERHALTENSTRAINING
Psychopharmaka können bei einer sinnvollen Anwendung das Wohlbefinden eines Hundes mit Verhaltensproblemen steigern und seine Anpassungsfähigkeit an die vom Menschen vorgegebenen Umweltbedingungen verbessern. Manche Wirkstoffe erleichtern zudem bei langfristiger Gabe das Neulernen und Abspeichern von Verhalten.
Medikamente sind kein Ersatz für eine Verhaltenstherapie. Die zwingende Voraussetzung für den Erfolg einer medikamentösen Behandlung ist ein gleichzeitig durchgeführtes, sachgemäßes Verhaltenstraining, in dem entspanntes und mit positiven Emotionen assoziiertes Alternativverhalten verstärkt wird.
Um effektives Training zu ermöglichen, müssen zwingend der Lebensraum optimiert und kritische Situationen, die den Hund überfordern, vermieden werden.
Bei sachgerechtem Einsatz und unter Berücksichtigung der Grenzen des Wirkungsbereiches können Medikamente der ausschlaggebende Faktor für einen Therapieerfolg im Verhaltenstraining sein. Aber sie befreien niemals vollständig von Angst und löschen kein Problemverhalten. Medikamente sind eine Krücke, mit der der Hund schwierige Situationen besser meistert und, im übertragenen Sinne, eventuell wieder selbständig „laufen lernt“.