Vom Kochtopf in die Schüssel: wie selbstgekochtes, frisches Hundefutter gelingt
Selbstgekochtes schmeckt den meisten Hunden, es eignet sich hervorragend als Ergänzung zum Fertigfutter, kann aber auch als alleinige Frischfütterung dienen oder eine Alternative zum BARF (Rohfütterung) sein.
Die Gründe, seinen Hund zu bekochen, sind daher vielfältig und genau das macht die bunte Hundeküche aus. Das Augenmerk liegt auf bedarfsgerechter, individueller Ernährung des Hundes, Kochen berücksichtigt Vorlieben, Verträglichkeit und rassetypische Faktoren.
Hunde waren Kulturfolger und je nach Verwendung und Haltung wurden sie auch unterschiedlich gefüttert.
Wie auch bei der Rohfütterungsvariante ist beim Kochen ein wenig Grundwissen darüber, was Hunde brauchen, sehr wichtig, um längerfristig keine Mangelerscheinungen zu provozieren.
Ist man sich unsicher, sollte man sich von Ernährungsexperten in der Tiermedizin einen individuellen Futterplan erstellen lassen, ganz besonders gilt das für kranke und nahrungsempfindliche Hunde.
Allerdings geht es beim Kochen für Hunde um Nahrungsmittel und nicht um Zahlen. Als Grundgerüst darf man allgemeine Ernährungsempfehlungen für Hunde heranziehen, auf der anderen Seite sollte beachtet werden, dass kein guter Ernährungsexperte eine pauschale, allgemeingültige Empfehlung für alle Menschen oder Hunde abgeben würde. So kombiniert man das Basiswissen mit Erfahrungswerten und berücksichtigt dabei den individuellen Lebensstil und Bedarf des Hundes, weshalb der Koch kein schlechtes Gewissen zu haben braucht. Die verschiedenen Vitalstoffe kommen aus der Zusammenstellung vieler Komponenten und durch Abwechslung in den Hundekörper.
BEKANNTE MYTHEN RUND UMS KOCHEN:
Hunde sind Wölfe – sie brauchen daher nur ganz wenig pflanzliche Kost?
Eine aktuelle Studie ist auf genetische Unterschiede in Sachen Ernährung bei Wolf und Hund gestoßen. Der Hund hat im Laufe der Domestikation die Fähigkeit erworben, Stärke besser zu verwerten, und dadurch in seiner ökologischen Nische einen Vorteil gegenüber seinem wilden Verwandten.
Ausnahmen bilden Hunde, die in einer menschlichen Umgebung lebten, in der wenige Feldfrüchte zur Verfügung standen. Deshalb sind Schlittenhunde oftmals schlechtere Stärkeverwerter als viele andere Hunderassen. Damit die Stärke auch verwertbar ist, ist das Kochen der stärkehaltigen Nahrungsmittel unabdingbar. Ganz wie beim Menschen auch.
Das heißt natürlich nicht, dass ein jeder Hund nun ein körnervertilgender Vegetarier ist, doch halte ich persönlich eine ausgewogene Mischkost für gesund, die eben Aktivität, Rasse und das Individuum berücksichtigt.
Meine japanischen Hunde bekommen daher Futter aus ca. 50% – 60% Fleisch (Innereien eingeschlossen), 20% – 30% gekochtes Gemüse/Obst und 20% – 30% Kohlenhydrate. Dies ist nur eine kleine Hilfe und kein Muss.
Kochen bedeutet „Denaturierung“: Die Nahrung wird vitalstoffarm?
Galt es gerade in den letzten Jahren als Unsitte, den Hund mit Resten vom menschlichem Essen zu ernähren, so gibt es einige Lebensmittel, die von Vorteil für den Hund sind. Das Erhitzen der einzelnen Komponenten kann sogar förderlich sein, da etwa Vitamine vom Organismus besser aufgenommen werden können.
Mineralstoffe können selbst bei starker Hitze nicht zerstört, sondern lediglich „herausgewaschen“ werden, weshalb eine Grundregel beim Kochen für Hunde lautet:
Das Kochwasser bzw. der Sud wird nicht weggeschüttet. Auch Kartoffelwasser ist meiner Meinung nach nicht “giftig” für Hunde – obwohl es auf diversen Seiten vermerkt ist. Solanin befindet sich auch bei der Kartoffel vornehmlich in grünen, unreifen Stellen, das Fuchtfleisch ist solaninarm. Wer ganz sicher gehen möchte, der kann die Kartoffeln extra garen, nimmt einfach übbriggebliebene, gegarte Knollen seiner eigenen Mahlzeit oder ersetzt sie durch gegarte Pastinaken.
Es empfiehlt sich, alles nach Garzeit in einem Topf zuzubereiten, um dem Hund die wertvollen Nährstoffe zuzuführen.
Für Hunde, die keine suppigen oder soßigen Menüs mögen, sollte beim Kochen selbst mit wenig Flüssigkeit hantiert werden, damit der Sud nicht im Abguss landet.
Die Verwertung von pflanzlicher Kost ist gekocht um ein Vielfaches besser als roh – erst durch das Kochen können die Nährstoffe überhaupt verwertet werden. Zudem vertragen die meisten Hunde gekochtes Obst/Gemüse besser als rohes. Bei Getreide ist das sogar noch eindeutiger. Ich persönlich koche alles in “einem Topf” und beginne mit den stärkehaltigen Nahrungsmitteln. So ist gewährleistet, dass am Ende der Kochzeit diese Komponente wirklich sehr gut durch ist.
Natürlich ändert sich beim Kochen von Fleisch dessen Proteinstruktur, das ist der gewünschte Effekt beim Erhitzen. In kochendem Wasser „verfestigt“ sich das Eiweiß des Fleisches außen sofort und das Fleisch wird fein gegart. Dabei behält es weitestgehend seinen Geschmack. Wer für sich selbst kocht, kann das überprüfen. Der Vorgang wird anschaulich, wenn man Steaks brät. Durch die nur anfänglich hohe Hitze gewährleistet der Koch, dass das Steak innen schön saftig bleibt und das Fleisch sein Aroma nicht verliert.
WAS GEEIGNET SICH FÜR DIE HUNDEKOST?
Fleisch:
Alle Fleischsorten, die der Hund verträgt, sind erlaubt. Auch Schweinefleisch (Wildschwein ebenso)! Durch das Kochen wird der sonst für Hunde gefährliche Aujeszky-Virus unschädlich gemacht und das Fleisch kann bedenkenlos verfüttert werden.
Gares Fleisch enthält natürlich weniger Nährwert als kurz angedünstetes oder rohes. Ich selbst gare allerdings jede Fleischsorte, durch eine ausgewogene Mischkost kann der Verlust durch das Garen ausgeglichen werden. Auch die Art der Temperaturzufuhr entscheidet über den Verlust der Nährstoffe. Niedriggarverfahren schont das Fleisch. Mineralien sind, wie schon erwähnt, davon unberührt, weil sie hitzebeständig sind. Verträgt der eigene Hund rohes Fleisch, kann auch überbrühtes oder rohes im Wechsel angeboten werden.
Auch Speisefische und Meeresfrüchte dürfen verwendet werden, allerdings sollte bei Seefisch auf die Schadstoffbelastung im Fisch geachtet werden. Nicht jeder Hund mag oder verträgt Fisch gut, weswegen man in kleinen Mengen probieren sollte.
Möchte man Knochen oder Gräten mitverfüttern, darf das Fleisch bzw. der Fisch natürlich nicht erhitzt werden. Auch sollte dann auf Schweinefleisch verzichtet werden.
Knochen sind wichtig für den Kalziumhaushalt des Hundes. Kann oder möchte der Hund keine Knochen zu sich nehmen, empfiehlt sich die Zugabe von Knochenpulver.
Tipp: Hunde lieben nicht nur knorpeliges, sehniges Fleisch mit Haut, sie brauchen das auch für ihre Gesundheit. Deshalb beim Metzger des Vertrauens ruhig nach Abschnitten fragen. Diese sind kein minderwertiger Abfall, sondern einfach das, was Menschen ungern im Essen wollen. Für den Hund ein wahrer Gaumenschmaus und es schont noch dazu den Geldbeutel. Es handelt sich hierbei nicht um Schlachtabfälle, sondern um hochwertiges Muskelfleisch, das einfach für die Auslage nicht mehr schön aussieht (dunkle Druckstellen, durch Aufliegen des Fleisches), zu fettige und sehnige Stücke, die viele Kunden ungerne kaufen.
Milchprodukte/Eier:
sind eine schöne Ergänzung an tierischen Nährstoffen.
Sauermilcherzeugnisse (Joghurt, Dickmilch, usw.) oder Käse sind deshalb gut verdaulich, weil sie durch ihre Herstellung fast laktosefrei sind.
Zu anderen Michprodukten sind meist auch laktosefreie Alternativen erhältlich. Meine Hunde vertragen besonders gut Schafsmilchprodukte.
Gemüse/Obst:
Hier eignet sich fast alles, was auch uns Menschen schmeckt und guttut. Hunde, die etwas mäkelig mit Gemüse sind, kann man mit geschmacksarmen Gemüsesorten helfen, sich daran zu gewöhnen. Hier sind besonders gut Zucchini und Salatgurke geeignet, aber auch Karotten werden gerne genommen, da sie durchs Kochen einen süßlichen Geschmack bekommen.
Meine persönlichen Favoriten sind daneben Kürbis, Petersilienwurzel, Sellerie, Kohlrabi, Brokkoli und Rote Bete sowie Tomaten.
Nachtschattengewächse sind besser als ihr Ruf: Das giftige Solanin befindet sich in den grünen Teilen von Kartoffeln und vor allem in unreifen Tomaten. Schöne, sonnengereifte Tomaten dürfen dagegen gerne im Hundenapf landen, sie sind nicht schädlicher als eine geschälte, gekochte Kartoffel. Im Gegenteil: Aufbereitete Tomaten sind reich an Lycopin, einem Radikalfänger.
In meinen Standardmenüs finden sich auch oft Äpfel und Birnen, die gekocht besonders schmackhaft sind. Auch Waldbeeren werden gerne angenommen. Ab und zu landet auch Banane im Topf.
Ergänzt wird die Hundeküche bei uns durch Feldsalat, auch andere Blattsalate werden gekocht gerne genommen. Spinat darf auch verarbeitet werden, ebenso Wirsing oder Kohl.
Hülsenfrüchte als pflanzliche Eiweißlieferanten dürfen sehr gut gekocht ab und zu in den Napf, am besten von der Schale befreit bzw. mit einer Gabel zerquetscht.
Übrigens habe ich nach eingehender Recherche zu der ein oder anderen „Essenslegende“ herausgefunden, dass Avocado für Hunde nicht so gefährlich ist wie behauptet. Das Fruchtfleisch der Avocado enthält kaum Persin, das für die toxische Wirkung verantwortlich ist. Schale und Kern sind besonders persinhaltig. Anders als Nagetiere und Vögel kommen die meisten Hunde mit der Menge im Fruchtfleisch klar. Diese „Urban Myth“ (Großstadtlegende), die auf fast jeder Ernährungsseite für Hunde ohne eigene Recherche verbreitet wird, wurde aus einem einzigen Todesfall in den USA erdacht. Dieser Hund hatte Unmengen an Avocados zu sich genommen und verstarb daran.
Natürlich ist die Avocado kein Muss im Hundenapf, allerdings ist die Hysterie nicht haltbar.
Wer sich unsicher beim Verarbeiten einer bestimmten Sorte von Gemüse/Obst ist, sollte sie lieber weglassen.
Tipp: Obst und Gemüse hält sich im Gemüsefach lange. Äpfel sollten gesondert gelagert werden, da sie durch das enthaltene Ethylen andere Obst- und Gemüsesorten schneller reifen lassen. Birnen sind für säureempfindliche Hunde die bessere Wahl, sie gelten als sehr säurearm.
Kohlenhydrate:
Wohl die umstrittenste Komponente beim Hundefutter. Gerade Getreide gilt als allergieauslösend und ungesund für Hunde, obwohl unzählige Hunde genau damit bestens zurechtkommen. Beim Kochen für Hunde ist Getreide kein billiger Füllstoff, sondern ein bewusst eingesetztes, hochwertiges Lebensmittel.
Ich verwende sehr gerne Hirse, Hafer und Reis.
Natürlich soll es dem Hund damit gutgehen und ist dies nicht der Fall oder möchte man aus anderen Gründen darauf verzichten, gibt es genug Alternativen. Sogenanntes Pseudogetreide wie Amarant, Buchweizen und Quinoa zum Beispiel, das sehr viele Hunde gut vertragen, besonders als Flocken (da diese von der Schale befreit sind und der Körper sie so in der Regel besser verwerten kann).
Wer nichts „Körniges“ geben möchte, kann auf die Kartoffel oder die Süßkartoffel zurückgreifen. Auch einige andere Gemüsesorten sind so kohlenhydratreich, dass sie als gute Quelle dienen, wie die gegarte Pastinake.
Auch Kichererbsen und Bohnen sind natürlich reich an Kohlenhydraten.
Nudeln fressen die meisten Hunde gerne, ich verwende normale Eiernudeln, Hartweizennudeln oder Dinkelnudeln. Gerade dann, wenn sie beim menschlichen Verzehr übrig bleiben.
Kräuter, Gewürze und weitere Zusätze:
Salz. Wer viel naturbelassen kocht und kein Blut zufüttert, muss unbedingt auf den Salzhaushalt des Hundes achten. In meinem Sud ist deswegen immer Salz vorhanden. Bei vielen Rezepten, die sonst für Hunde zu finden sind, wird Salz nicht verwendet, dabei ist es lebenswichtig.
Nierenkranke Hunde benötigen ohnehin eine besondere Diät, ansonsten brauchen Hunde Salz! Ich verwende Meersalz.
Jegliches wertvolle Pflanzenöl wie Leinöl, Olivenöl (beide sind wegen ihrer leichten Bitterkeit nicht bei allen Hunden beliebt), Kürbiskernöl, Hanföl, Kokosöl, Walnussöl sowie Sesamöl kann das Futter ergänzen. Ich mische eines der Öle unters lauwarme Essen.
Oregano, Majoran, Thymian und andere Kräuter in kleinen Mengen haben wie beim Menschen qeine positive Wirkung und geben einen feinen Geschmack.
Wer Heilpflanzen therapeutisch verfüttert, sollte sich aber genau belesen, das kann und will ich gar nicht abdecken.
Eierschalenmehl, das man auch selbst mörsern kann, ist ein gutes Helferlein, um den hohen Kalziumbedarf des Hundes zu decken.
Kümmel unterstützt die Verdauung und ich gebe ihn vor allem dann zu, wenn ich neue Kompositionen verfüttere. Ab und an gebe ich einen Löffel Honig und geriebenen Ingwer in die Menüs – sie bieten dem Hund dieselben Vorteile wie dem Menschen, ganz besonders bei Erkältungen. Wer möchte, darf auch andere Zusatzmittel aus dem BARF-Bedarf verwenden, sollte sich aber vorher kundig machen, wie diese Mittel dosiert werden.
REZEPTSAMMLUNG
Die Rezeptesammlung wird nicht nur aus Menüs bestehen, welche immer genau die richtige Menge an Nährstoffen beinhalten, die der Hund täglich braucht. Auch für Hunde abgewandelte „Menschenrezepte“ sollen ihren Platz finden. Es werden keine Mengenangaben zu finden sein, da diese vom Gewicht, Alter, der Aktivität und Gesundheit des Hundes abhängen.
Ergänzungen und Verbesserungen zu diesem Eintrag werden sehr gerne entgegengenommen. Kochen für Hunde lebt von dem gesammelten Wissen und Erfahrungen verschiedener Leute.