Markersignale: Punktgenaues, effektives Feedback im Hundetraining
Markersignale sind für effektives, belohnungsbasiertes Tiertraining unerlässlich. Mit ihrer Hilfe ist es möglich, erwünschtes Verhalten punktgenau zu verstärken und so dafür zu sorgen, dass das Tier dieses in Zukunft in ähnlichen Situationen häufiger zeigen wird.
WAS GENAU SIND MARKERSIGNALE?
Markersignale sind vom Menschen gegebene Signale, die dem Tier mitteilen, dass nun eine für das Tier angenehme Konsequenz folgen wird. Wird das Markersignal immer wieder in dem Moment gegeben, in dem das Tier ein bestimmtes, aus Menschensicht erwünschtes Verhalten zeigt, und wird das Verhalten anschließend mit einer für das Tier angenehmen Konsequenz verstärkt, so wird das Tier mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Verknüpfung zwischen seinem Verhalten, dem Markersignal und der dadurch angekündigten Konsequenz herstellen. Es lernt, dass sich dieses spezielle Verhalten in dem jeweiligen Kontext lohnt. Das Markersignal erhöht die Wahrscheinlichkeit dieser Verknüpfung massiv, da es ein gutes Timing ermöglicht.
Soll ein Hund beispielsweise lernen, beim Anblick von Wild stehen zu bleiben, ist das Markersignal dafür nahezu unverzichtbar. Erblickt der Hund ein Reh und verharrt für den Bruchteil einer Sekunde, so kann das Markersignal in genau diesem Moment gegeben werden. Es teilt dem Hund mit, dass nun eine angenehme Konsequenz erfolgt. Diese könnte zum Beispiel ein wildes Zerrspiel mit dem Menschen sein. Ohne Markersignal wäre ein Verstärken des Verhaltens „Verharren beim Anblick von Wild“ mit einem Zerrspiel mit dem Menschen in diesem Kontext kaum möglich, wenn der Hund nicht unmittelbar neben dem Menschen steht. Bis der Mensch mit seinem Spielzeug beim Hund angekommen ist, wäre der Moment des Verharrens mit großer Wahrscheinlichkeit schon vorbei und könnte nicht mehr verstärkt werden.
Auch immer dann, wenn es um kleine, exakt auszuführende Bewegungen geht, ist ein Markersignal unverzichtbar. So kann dem Hund beim Training des Apportierens zum Beispiel über das Markersignal verdeutlicht werden, dass das Festhalten des Apportels das Verhalten ist, das verstärkt wird. Da der Hund das Apportel loslassen muss, um als Verstärker gegebenes Futter zu nehmen und zu fressen, wäre es ohne Markersignal unmöglich, das Festhalten mit Futter zu verstärken.
Aus lerntheoretischer Sicht ist ein Markersignal ein sekundärer Verstärker. Der primäre Verstärker, also im Hundetraining beispielsweise Futter, Spiel oder die Möglichkeit zu Sozial- oder Erkundungsverhalten, wird durch den sekundären Verstärker, also das Markersignal, angekündigt.
WELCHE ARTEN VON MARKERSIGNALEN GIBT ES?
Grundsätzlich sollten Markersignale für das Tier gut und leicht wahrnehmbar sein. Es ist also von der zu trainierenden Tierart abhängig, welche Markersignale gut geeignet sind. Markersignale sollten kurz und prägnant sein, um ein spezifisches Verhalten markieren zu können. Außerdem sollten sie sich von anderen Umgebungsreizen gut abheben und vom Menschen kontrollierbar sein.
Für Hunde und die meisten Säugetiere eignen sich oft akustische Markersignale. Das bekannteste akustische Markersignal im Hundetraining ist der Clicker. Sein Geräusch ist für Hundeohren gut wahrnehmbar, unterscheidet sich von den meisten anderen Alltagsgeräuschen deutlich und lässt sich vom Menschen einfach und bewusst auslösen. Beim Training von Meeressäugern wird traditionell für den gleichen Zweck meist eine Pfeife verwendet.
Der Nachteil am Clicker ist, dass er mit der Hand bedient werden muss. In vielen Fällen ist das Handling von Leckerlis und eventuell benötigten Trainingsutensilien herausfordernd genug für den Menschen und ein weiteres Tool eher hinderlich.
Eine gute Alternative ist in vielen Fällen ein Markerwort. Dieses sollte möglichst einsilbig sein und in immer gleicher Weise ausgesprochen werden, um einen hohen Wiedererkennungswert zu erzeugen. Beliebte und bewährte Markerworte sind beispielsweise „Click“, „Yip“, „Yes“ oder „Top“.
Für taube Hunde sind optische oder taktile Markersignale eine gute Alternative. Als optisches Markersignal ist beispielsweise ein kurzes „Daumen hoch“ ein gut zu erkennendes Markersignal. Allerdings muss der Hund zum Menschen schauen, um es wahrzunehmen. Alternativ kann auch das Vibrieren eines Vibrationshalsbandes als Markersignal auftrainiert werden. Aber Achtung: Viele Hunde erschrecken anfangs vor dem Vibrieren, so dass das Training kleinschrittig und gut geplant erfolgen muss. Außerdem wird das Vibrieren oft als Aufmerksamkeits- oder Rückrufsignal eingesetzt und ist somit als Signal schon anderweitig belegt. Ist der Hund angeleint und läuft überwiegend gut an lockerer Leine, kann auch ein kurzes, leichtes Schütteln der am Hund befestigen Leine als Markersignal eingesetzt werden. Ist der Hund sehr nah beim Menschen, so können auch Berührungen wie beispielsweise ein Antippen an der Schulter als Markersignal dienen. Auch diese müssen behutsam auftrainiert werden, damit der Hund sich vor der plötzlichen Berührung nicht erschreckt.
WIE WIRD EIN MARKERSIGNAL TRAINIERT?
Akustische Markersignale können in den meisten Fällen einfach im Training eingeführt werden. Zeigt der Hund ein erwünschtes Verhalten, kann das akustische Markersignal und unmittelbar danach der primäre Verstärker gegeben werden. Die meisten Hunde verknüpfen sehr schnell, dass das Markersignal den Verstärker ankündigt. Bei geräuschempfindlichen Hunden sollte allerdings gegebenenfalls vorher getestet werden, ob sie sich vor dem Geräusch des Clickers erschrecken. In diesem Fall können vorherige Durchgänge zur Gegenkonditionierung und klassischen Konditionierung durchgeführt werden, indem mehrfach hintereinander unabhängig vom Verhalten des Hundes geclickt und danach ein Leckerli gegeben wird. Anfangs kann das Clickgeräusch gedämpft werden, indem die Hand mit dem Clicker in eine Tasche gesteckt oder in ein Tuch gewickelt wird. Außerdem sollte für geräuschempfindliche Hunde zunächst ein leiser Clicker oder von vorneherein ein Markerwort verwendet werden.
Analog kann beim Training von optischen oder taktilen Markern vorgegangen werden. Da beim Verwendetn von taktilen Markern anfangs ein etwas höheres Risiko von Schreckreaktionen besteht, sollte gegebenenfalls eine belohnungsbasiert und bedürfnisorientierte Trainer:in zur Unterstützung hinzugezogen werden.
Beim Training und bei der Anwendung von Markersignalen ist darauf zu achten, dass wirklich ausschließlich das Markersignal den primären Verstärker ankündigt. Bewegt der Mensch vor der Gabe des Markersignals beispielsweise seine Futterhand, so verrät diese Bewegung dem Hund schon vor dem Markersignal, dass ein primärer Verstärker folgen wird. Damit wird die Bedeutung des Markersignals abgeschwächt und das Timing leidet. Der Mensch sollte im Training üblicherweise möglichst bewegungslos stehen bzw. seine Hände in einer Nullposition halten, um dem Hund keine unbewussten und störenden Hinweise zu geben.
Die Verwendung von Markersignalen ist für gutes und effektives Tiertraining in vielen Fällen alternativlos. Markersignale ermöglichen eine klare und eindeutige Kommunikation mit dem Tier und legen den Fokus auf erwünschtes Verhalten. Dies fördert eine enge und vertrauensvolle Bindung und Beziehung zwischen Mensch und Tier.
(Beitrag aktualisiert: 26. Februar 2024)