Keine Zeit für BARF? – Praxis-Tipps für eine zeitsparende Vorbereitung
Wenn ich beim Gassi gehen mit anderen Hundehaltern ins Gespräch komme und sie erfahren, dass ich barfe (*), ist die Reaktion überwiegend positiv. Aussagen wie „das Beste für den Hund“, „keine ungesunden Zusatzstoffe“ oder „artgerechte Ernährung“ fallen dann. Im gleichen Atemzug wird dann aber folgendes hinzufügt: „…aber für mich wäre das ja viel zu umständlich, täglich stundenlang für meinen Hund zu kochen.“ ( (*)BARF ist die Abkürzung für „Bones And Raw Food“, im Deutschen wurde dies zu „Biologisch artgerechtes rohes Futter“ abgewandelt.)
Der Grundgedanke dahinter ist, dem Tier eine gesunde und artgerechte Ernährung zu bieten. Ursprünglich vom Wolf abstammend ist der Hund ein „Carnivor“ (Kaniden/Fleisch- und Aasfresser), Katzen gehören ebenfalls zu dieser Gattung. Beim BARFen wird die natürliche Beute von Kaniden nachgeahmt – man orientiert sich an der gesamten Zusammensetzung eines Beutetieres. Hierbei spricht man vom Beutetierkonzept. Im Falle des Hundes ist es der Wolf, der uns zeigt, wie BARFen richtig funktioniert: Er frisst seine Beute inklusive Mageninhalt auf und lässt nur wenig übrig. Daneben ernährt sich der Wolf aber auch von pflanzlichen Bestandteilen wie Beeren, Kräuter und Gräsern.
Seit mein Mann und ich unseren eigenen Barfshop hatten, habe ich eins gelernt: Der Mythos, barfen sei kompliziert und zeitaufwändig, hält sich eisern. Immer wieder höre ich, wie unmöglich es sei, einen Futterplan für einen Hund zu erstellen, es müssten Bedarfswerte auswendig gelernt werden, die Zutaten einzeln abgewogen und um Nährstoffmängel zu verhindern, sollte man am besten ganze Buchreihen durcharbeiten. Das klingt fast so, als wäre wirklich ein Tiermedizinstudium notwendig, um richtig zu barfen. Aber das ist natürlich Quatsch!
3 HUNDE – 3 WOCHEN – 1 STUNDE
Zunächst einmal der Faktor Zeit: Ich benötige zum Portionieren für drei Wochen im Voraus für drei Hunde nur eine Stunde. Sicher, das ist immer noch mehr Aufwand als eine Tüte Trockenfutter zu öffnen und ein paar Brocken in den Futternapf zu werfen, aber anders als beim klassischen Fertigfutter, weiß ich genau, was drin ist. Mir macht das sogar Spaß – während andere Kuchen backen, mische ich die Hauptmahlzeiten für meine drei Vierbeiner. Abwiegen – portionieren – in Tiefkühldosen zu fertigen Mahlzeiten packen – Wochentag draufschreiben – Fertig! Der tägliche Aufwand morgens und abends? Portion aus der Truhe im Keller holen: Unter zwei Minuten. In meinem Beitrag lesen Sie meine Gedanken dazu.
BARFEN IST KEIN HEXENWERK
Barfen ist auch gar nicht schwer: Erst letzte Woche hatte ich einen Kunden, der sich einfach mal informieren wollte, aber extrem verunsichert war. Im Internet findet man zig verschiedene Bedarfswerte und Komponentenverhältnisse, die sich für den eigenen Hund in einer schier unlösbaren mathematischen Formel finden. Das BARFen von gesunden Hunden ist gar nicht so schwierig wie sich viele vorstellen, bei kranken Hunden ist es natürlich etwas mehr Aufwand – allerdings kann ich dafür genau entscheiden was für meinen Hund im Napf landen soll.
Bei Hunden kann man im Schnitt von einem täglichen Futterbedarf von zwei bis fünf Prozent des Körpergewichts ausgehen – das kann je nach Rasse, Gewicht, Hormonstatus oder Aktivität variieren.
Eine klassische BARF-Mahlzeit besteht aus Fleisch, Innereien und Knochen, der Rest wird durch pflanzliche Zutaten ergänzt. Meine beiden Hunde lieben zum Beispiel Salat und Karotten! Vor allem der Omega-3-6-9-Haushalt sollte noch durch Öle unterstützt werden: Hier eignen sich Fisch-, Kokos-, Hanf-, und Borretschöl. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Errechnung des Jodbedarfs und das Füttern der Alge Ascophyllum Nodosum, wenn der Hund diese gut verträgt.
ERSTELLUNG VON FUTTERPLÄNEN
Sicher ist es klug, zunächst einmal mit einem geeigneten Ansprechpartner über künftige Ernährungspläne zu sprechen: Es gibt zertifizierte Ernährungsberater, welche eine spezielle Ausbildung genossen haben und Sie mit Fachwissen unterstützen zu können. Seit 2018 bin auch ich „Zertifizierte Ernährungsberaterin Schwerpunkt BARF nach Swanie Simon“. Gerade bei Tieren mit Erkrankungen, Besonderheiten oder Übergewicht ist es sinnvoll einen gut ausgebildeten Ernährungsberater an der Hand zu haben.
Die Beratung und Analyse wird bei uns von BARF-Beratern nach Swanie Simon, auf Grundlage von angepassten NRC-Werten nach Meyer/Zentek oder anderen Berechnungsgrundlagen gemacht. Nicht verzweifeln also, wenn es am Anfang wie eine unmögliche Aufgabe wirkt, den Hund richtig zu barfen. Es ist wirklich kein großer (Zeit-)Aufwand und der Hund wird es mit guter Gesundheit danken.
IN DER PRAXIS – WIE FÜTTERN?
Hat man erstmal einen geeigneten Plan in der Hand geht der Stress erstmal richtig los. Oder doch nicht?
Viele meiner Kunden kaufen ihre Zutaten gleich im richtigen Verhältnis ein und mischen sich ein BARF-Komplettfutter.
Die Vorbereitung für dieses Komplettfutter fängt schon beim Einkauf an, denn ich muss überlegen für wie viele Wochen ich mischen möchte.
Achtung, es sollte auch alles in den Gefrierschrank passen. Bei mir sind drei Wochen genau die Menge, die ich in meinem Gefrierschrank auch unterbringe.
Ich portioniere für zwei meiner Hunde für je drei Wochen vor. Das sind dann 21 Gefrierdosen für jeden Hund. Das entspricht in diesem Fall bei zwei Hunden 42 Dosen für 21 Tage.
Mein dritter Hund ist Allergiker, deswegen rechne ich dieses Komplettfutter nur mit zwei Hunden.
Der nächste Schritt ist das Auftauen. Dies kann wahlweise in einem Eimer, einer Wäschewanne oder auch einer Badewanne passieren – wir BARFer können da sehr kreativ sein. Fleisch sollte grundsätzlich nie unter Luftverschluss aufgetaut werden, weswegen wir raten das Fleisch vorher auszupacken.
Wer sich diesen Schritt auch noch sparen möchte, kann einzeln portionierbares Fleisch kaufen. Die Fleischwürfel sind dann lose in einem Beutel und müssen zum Portionieren nicht aufgetaut werden.
In meiner Mischwanne für eine Tagesmenge von 1,2 kg (2 Hunde, 24 kg und 21 kg) befinden sich nun:
- 7 kg Muskelfleisch mit 15-20% Fett
- 2,8 kg Fisch
- 3,5 kg RFK (Rohe fleischige Knochen)
- 0,4 kg Herz
- 0,9 kg Leber
- 0,4 kg Niere
- 0,4 kg Lunge
- 0,4 kg Milz
- 3,5 kg Pansen und Blättermagen
- 0,6 kg püriertes Obst
- 1,9 kg püriertes Gemüse
Die Mischung aus Herz, Leber, Niere, Lunge und Milz kann ebenfalls auf Wunsch schon fertig gemischt gekauft werden. Bei solchen Mixen bitte immer auf die Zusammensetzung achten.
Das Gemüse und Obst gibt es bereits püriert und gefroren zu erwerben. Man kann es aber auch problemlos selbst pürieren. Hier sollte man sich vorher informieren welche Sorten bedenkenlos gefüttert werden können.
Zusätzlich lege ich folgendes bereit:
- 3,5 kg RFK (Rohe fleischige Knochen)
- Küchenwaage
- Feinwaage
- Küchenbrett
- Scharfes Messer
- Kleines Hackebeil
- 42 Gefrierdosen mit Deckel
- Einweghandschuhe
Ich nehme zum Abwiegen des Seealgenmehl, Salz und Omega 3-Öl eine Feinwaage. Folgendes kommt in unserem Fall noch abgewogen in den Wäschekorb:
- 36 g Ascophyllum Nodosum
- 280 ml Omega 3-Öl
- 84 Tropfen Vitamin E
- 84 g Salz
- 24 Eigelb
Wenn alles gut gemischt wurde, kann man das ganze auf Dosen aufteilen. Ist die Gefrierdose einmal auf der Küchenwaage steht und genullt, muss Tara nie mehr gedrückt werden.
Zuallererst wiege ich immer die Knochen ab und teile sie auf meine Gefrierdosen auf. Bei uns gibt es für den Junghund täglich Knochen. Bei ausgewachsenen Tieren gibt es ruhig auch nur 2-3 x pro Woche RFK, dafür dann aber eine größere Menge auf einmal.
Sind alle Knochen verteilt, fülle ich alle Dosen nur noch mit meiner Komplettmischung bis zur gewünschten Tagesmenge auf.
Fertig sind 42 schmackhafte Portionen Frischfutter, für diese ich gerade mal eine Stunde gebraucht habe.
ANMERKUNG:
Dieser Text spiegelt die Meinung und Erfahrung der Autorin wider, nicht die Meinung des Teams von Easy Dogs. Das Thema Ernährung ist ein sehr weit gefasstes und so individuell wie jeder einzelne Hund. Nicht für jeden Hund ist BARF bzw. Rohfütterung die passende Ernährungsform. Es gibt Hunde, die rohe Nahrungsmittel nicht gut vertragen und Hunde bei denen ein hoher Proteinanteil zu Verhaltensproblemen führt.
Ein gutes Hundefutter wird von Ihrem Hund gern gefressen, gut vertragen und enthält qualitativ hochwertige Inhaltsstoffe in einem Verhältnis, das für Ihren Hund passend ist.